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In den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada ist das Wachstum des Streamingdienstes an seine Grenzen geraten. Auf dem Markt sind mehr als ein Dutzend Bezahldienste abonnierbar und mit der monatlichen Möglichkeit, das Abo zu beenden, unterbrechen zahlreiche Kunden ihr Abonnement. Außerdem zogen zahlreiche Partner wie Disney, Paramount oder NBCUniversal ihre Teile der Inhalte zurück. Dennoch wurde mit 12,9 Milliarden US-Dollar ein neues Hoch im Geschäftsjahr 2021 eingefahren.
Auch auf dem europäischen Markt steht Netflix trotz der Disney-, Sky- und die starke öffentlich-rechtliche Konkurrenz der einzelnen Staaten sehr gut da. Der Umsatz kletterte innerhalb von zwei Geschäftsjahren von 5,5 auf 9,7 Milliarden US-Dollar. Der Geschäftsfeld von Asien-Pazifik, das noch als unerschlossen gilt, setzte 3,2 Milliarden US-Dollar um, vor der Pandemie lag man nur bei 1,4 Milliarden US-Dollar. Einzig der lateinamerikanische TV-Markt bleibt mit 3,5 Milliarden Umsatz hinter den Erwartungen zurück. Hier ging es in den vergangenen zwei Jahren lediglich um etwas mehr als 400 Millionen nach oben.
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Investmentfirmen sind undankbar. Sie möchten das Bestmögliche für ihr Geld. Aus diesem Grund wird auch keine Rücksicht auf den ehemaligen Liebling der Streamingdienste genommen. Die Anleger nehmen ihre Gewinne mit und nehmen nicht Rücksicht auf die zum Teil hohe Qualität der Eigenproduktionen.
In den vergangenen Wochen setzten Geschäftsführer Reed Hastings und seine rechte Hand Ted Sarandos auch nicht gerade Vertrauen in das Unternehmen. Mal schwadroniert man von Preiserhöhungen, dann testet man in Lateinamerika über zusätzliche Bezahlfeatures, wenn Freunde das Passwort teilen. Würde jeder, der Netflix nutzt, ein eigenes Konto haben, hätte der Streamingdienst 100 Millionen Abonnenten mehr, sagt der Vorstand. Jetzt kündigte das Unternehmen eine zweite Entlassungswelle an. Vertrauen klingt definitiv anders!
Wir müssen auch über die zahlreichen Filme und Serien von Netflix sprechen. Der Streamingdienst aus Los Gatos hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Lokalbüros eröffnet, viel Geld in ausländische Serien gesteckt und vor allem auch viele Verträge abgeschlossen. Jetzt hat das Unternehmen ein Luxusproblem: Es werden grundsätzlich zu viele Serien und Filme auf den Markt geworfen. Welchen Zweck hat eine südkoreanische Version von «Das Haus des Geldes», wenn schon die spanische Version sehr gut läuft? Es gibt überhaupt keine Struktur, wie die neuen Rechte veröffentlicht werden. Es gibt inzwischen so viele Projekte, dass die Presseabteilung gar nicht mit der Bearbeitung dieser vielen Titel hinterherkommt. In Juni veröffentlichte man 26 neue Serienstaffeln, 15 Spielfilme und zehn Dokumentationen. Außerdem gehören zum Programmumfang zahlreiche Comedy-Specials und Inhalte für Kinder.
Der Börsenkurs für die Netflix-Aktie ist tatsächlich sehr abgestürzt, allerdings wurden Streaming-Dienste derzeit gepusht. Nicht nur die Fernsehsender und Filmstudios hoffen die Video-Antwort auf Spotify zu werden, sondern Beteiligungsfirmen haben in den vergangenen Monaten ihre Ausrichtung geändert. Nach dem Streaming War, der derzeit ansteht, wird es zu einer Konsolidierung kommen. Netflix wird vermutlich immer zu den größten drei Playern gehören, aber Marktveränderungen sind völlig normal. Das Unternehmen muss seine Serienproduktionen auf ein vernünftiges Maß herunterschrauben und nicht glauben, in allen Märkten mitmischen zu müssen. Allerdings sollte man bei erfolgreichen Stoffen auch mehr den Disney-Weg gehen und mit Merchandising Geld verdienen.
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