Wie kamen Sie und Ihr Team auf die Idee für den Film?
Ich habe einen Beitrag über eine Wunschfahrt gesehen. Aber mir war da zu viel Oberfläche, zu wenig Tiefe. Ich wollte die Fahrgäste besser kennenlernen, wollte spüren, wie sie diesen letzten Wunsch erleben. Sicher auch, weil ich wusste, dass es etwas mit mir machen würde. Ich wollte unbedingt eine jüngere Person bei der Fahrt begleiten und auf Augenhöhe über das Sterben reden. Damit beschäftigen wir Jüngeren uns ja kaum.
Und wie sind Sie auf Michaela aufmerksam geworden?
Das lief über den Wünschewagen. Mehr als ein Jahr war ich Kontakt mit allen Organisationen in Deutschland, die solche Fahrten anbieten. Junge Fahrgäste sind sehr selten, deshalb hat es gedauert. Zwei Tage vor dem Festival haben Michaelas Freundinnen beim Wünschewagen angefragt, einen Tag später wusste ich dann davon. Mit Michaela selbst habe ich vorher nur kurz telefoniert, kurz bevor ich in den Zug nach Augsburg gestiegen bin. Da klang sie noch ziemlich schwach.
Wie haben Sie sich damit gefühlt hat, dass Michaela in einer Parallelwelt lebt? Michaela hatte ja den Wunsch, den Kampf zu gewinnen. Vor der Kamera wirkte es, dass die Freunde glauben, dass Michaela wieder gesund wird.
Ihre Freunde wissen schon sehr genau, wie es wirklich aussieht. Das habe ich auch auf dem Festival gemerkt, wenn ich mit ihnen gesprochen habe. Da kam dann schnell die Traurigkeit. Aber es hat ja die Sonne geschienen, es haben überall Menschen getanzt und der Freundeskreis konnte nochmal zusammen was erleben. Da war ich selbst total überschwänglich, weil es einfach schön war.
Lebt man da auch in einer Parallelwelt?
Andererseits habe ich auch gelernt, dass es okay ist, in einer Scheinwelt zu leben. Es geht ja schließlich darum, dass Michaela ein schönes Lebensende hat. Deshalb habe ich viele Fragen über den Tod gar nicht gestellt, weil es sich angefühlt hat, als würde ich einem Menschen dann die Hoffnung nehmen. Egal, wie abwegig diese Hoffnung sein mag.
Wie verarbeiten Sie und das Team vom Wünschewagen die Situation dieser Patienten? Gibt es intern eine Art Supervision?
Das Team der Ehrenamtlichen ist von Fahrt zu Fahrt unterschiedlich. Ich habe erlebt, dass sie sehr aufeinander achten. Nach jeder Fahrt gibt es Gespräche und, wenn nötig, auch die Möglichkeit für Supervision. Und dasselbe gilt für unser Team beim «Y-Kollektiv».
Nach jeder Veröffentlichung machen wir eine Nachbesprechung in der Redaktion. Mich selbst beschäftigt der Film und das Schicksal von Michaela immer noch sehr. Aber das ist in Ordnung. Ich habe viel gelernt über mich und mein Leben durch diesen Film. Im Moment tue ich gerade mehr, was mir gut tut, treffe Freundinnen und Freunde, versuche den Sommer zu genießen. Und falls ich doch Hilfe brauche, gibt es über das FUNK-Netzwerk die Möglichkeit, mich mit Psychologinnen und Psychologen darüber auszutauschen.
Wenn der Film eine Botschaft hat, welche ist das?
Der Tod gehört zum Leben. Und das ist nicht schlimm. Wer sich mit dem Sterben beschäftigt, kann viel übers Leben lernen. Vor allem das: Mach die Dinge, die dir wichtig sind. Mach sie lieber heute als morgen. Und verbringe Zeit mit Familie und Freunden.
Vielen Dank für Ihre Zeit und den entstandenen Fillm
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