Seit er in «Game of Thrones» die Rolle des Jaqen H’ghar verkörpert hat, wird Tom Wlaschiha (49) auch im Ausland erkannt. Der gebürtige Sachse begann seine Karriere mit der Serie «Die Rettungsflieger», hatte aber auch in anderen Serien wie «Die Sitte» oder «Küstenwache» Gastauftritte. Schon früh trat Wlaschiha aber auch in internationalen Kinoproduktionen wie «Duell – Enemy at the Gates» (2001), «München» (2005) und «Operation Walküre» (2008) auf. 2018 ging er für die Neuauflage von «Das Boot» als Kriminalrat Hagen Forster an Bord, in «Stranger Things» hat er eine Nebenrolle. Da wird es wieder Zeit fürs Kino. Aber da ist Tom Wlaschiha erst mal nur zu hören. In dem Animationsfilm «Lightyear» spricht er den berühmten Astronauten, den die Kinderwelt durch die «Toy Story»-Reihe auch unter seinem Vornamen Buzz kennt. Nun hat Buzz Lightyear seinen ersten eigenen Kinofilm bekommen.
Wann haben Sie das erste Mal von Buzz Lightyear gehört?
Tatsächlich habe ich damals «Toy Story» geguckt und fand den Film toll. Das ist jetzt 27 Jahre her, habe ihn mir aber nochmals angesehen als ich das Angebot bekam, Buzz zu sprechen. Einfach um mir nochmals einiges in Erinnerung zu rufen, und ich muss sagen, der Film ist immer noch sehr charmant und ich mag ihn immer noch.
Hat Ihnen die Idee denn gleich gefallen, der Figur nun einen eigenen Film zuzugestehen?
Doch, denn der Film «Lightyear» kann auch für sich alleinstehen. Man muss kein «Toy Story»- Experte sein, um die Geschichte zu verstehen. Aber die Leute, die „Toy Story“ mögen haben natürlich einen kleinen Bonus, weil sie etliche Dinge wiedererkennen. Buzz ist ein cooler Charakter und ein Held, aber einer mit Schwachen, was ihn aber auch erst interessant macht.
«Toy Story» war 1995 der erste computeranimierte Spielfilm überhaupt. Inzwischen ist die Technik vorangeschritten, was sich auch in «Lightyear» niederschlagt...
Das hatte ich nach fast 30 Jahren auch nicht anders erwartet. Die Animation ist toll und es ist faszinierend zu sehen, wie sich das alles weiterentwickelt hat.
Für Disney haben Sie schon mal für «Arlo & Spot» im Synchronstudio gestanden. Ist das eine willkommene Abwechslung oder einfach nur anstrengend?
Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Ab und zu mag ich das, denn das macht die Essenz des Schauspielerberufs, wie ich ihn definiere, aus. Immer wieder etwas Neues ausprobieren und sich nicht festlegen lassen.
Was war herausfordernd?
Eine Rolle wirklich nur mit der Stimme zu erzählen. Im Original wird Buzz von Chris Evans gesprochen, und der macht das toll, aber ich möchte jetzt nicht Chris Evans 2 sein. Das würde auch nicht funktionieren, weil man in einer anderen Sprache auch anders agieren muss. Ich habe mir den Film angesehen und versucht, mit dem Synchronregisseur eine Interpretation davon hinzukriegen.
Für Sie ist das eine weitere Verbindung zu Hollywood, womit Sie schon sehr früh in Kontakt geraten sind. War das Zufall oder etwas, was Sie immer angestrebt hatten?
Hollywood klingt immer gut. Klar waren «Duell - Enemy of the Gates» und «München» große amerikanische Filme, die in Babelsberg gedreht wurden. Da haben ein paar Schauspieler von vor Ort Tagesrollen bekommen. Ich würde das jetzt aber nicht als Hollywooderfahrung bezeichnen, in russischer Uniform einmal übers Feld zu laufen. Ein bisschen mehr geht dann noch. Irgendwann war ich an dem Punkt, wo ich nicht mehr zufrieden war mit der Auftragslage in Deutschland und mir eine Agentur in London gesucht habe. Dann hat es aber trotzdem noch eine ganze Weile gedauert, bis die ersten Jobs kamen. In den letzten Jahren waren dann einige richtig gute dabei.
Ihr großer internationaler Durchbruch war ja dann «Game of Thrones». War das pures Glück?
Es war ein Glück, dass die Serie dermaßen erfolgreich wurde, was am Anfang gar nicht absehbar war. Als ich dafür gecastet wurde, waren die Produzenten zwar von ihrer Idee überzeugt, aber sie wussten nicht, dass das so reinschlagen würde. Mir selbst hat diese Rolle viele Türen geöffnet. So was kann man wirklich nur als Glücksfall bezeichnen.
Wahrscheinlich werden Sie jetzt auch oft im Ausland erkannt?
Immer dann, wenn man an einem Ort ist und nicht wegkann: In der U-Bahn, am Flughafen, am Gate. Also wenn Leute Zeit haben und herumgucken, dann bleiben sie oft an Gesichtern hängen. Es passiert aber auch auf der Straße einfach im Vorbeigehen, was mich immer etwas überrascht, da ich ja in den meisten Rollen doch etwas anders aussehe.
Wollen Sie zukünftig noch mehr international arbeiten, vielleicht irgendwann sogar ins Ausland ziehen?
Ich war schon oft in Los Angeles und habe mal zwei Jahre in London gelebt, bin dann aber wieder zurückgezogen nach Berlin. Ich fühle mich in Berlin sehr wohl und jedes Mal, wenn ich in Amerika bin, fühle ich mich sehr als Europäer. Ich finde es in den USA toll und schätze dort die Möglichkeiten, aber leben mochte ich da nicht. Da bin ich dann doch immer wieder gern im Berliner Chaos.
Was verstehen Sie unter Berliner Chaos?
Berlin ist eine großartige Stadt mit sehr viel Lebensqualität. Leider ist die Stadtpolitik in vielen Bereichen momentan hauptsächlich ideologiegetrieben und nicht wirklich zukunftsorientiert.
Was mögen Sie an Berlin?
Berlin hat im Vergleich mit anderen Großstädten ein wahnsinniges tolles Angebot an Kulturprogramm, Ausgehmöglichkeiten und Musikclubs. Das nutze und genieße ich, wenn ich Zeit habe. Ich mag es aber auch, dass es so leicht ist, aus der Großstadt in die pure Natur zu kommen. In einer halben Stunde stehe ich mitten im Wald und keiner kommt mir zu nah. Das ist relativ einzigartig für eine Metropole.
Vermissen Sie manchmal Ihre alte Heimat?
In der Sächsischen Schweiz bin ich aufgewachsen und fahre so oft es geht hin, zum Wandern oder um meine Eltern zu besuchen. Je älter ich werde, desto mehr spüre ich, dass ich zu dieser wunderschönen Gegend eine emotionale Bindung habe. Aber das geht vermutlich jedem so mit den Orten seiner Kindheit.
Sie haben als Kind noch die DDR miterlebt. Mit welchen Animationsfilmen sind Sie großgeworden?
Es war relativ disneyfrei, muss ich sagen. Aber es gab eine Sendung im Fernsehen, die hieß «Alles Trick». Einmal in der Woche liefen ab 18 Uhr dann eine halbe Stunde Trickfilme wie «Lolek und Bolek», «Der kleine Maulwurf» oder «Wolf und Hase». Das war immer ein Pflichttermin.
Vielen Dank für das Gespräch!
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