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Es steht der Börsengang der Fintech-Firma CableCash an und Felix möchte endlich zum zweiten Geschäftsführer aufsteigen. Doch Magnus A. Cramer, verkörpert durch den genialen Matthias Brandt («Sörensen hat Angst»), lässt seinen Schützling auflaufen und dieser bekommt den wertlosen Posten des COO an. Die schlechten Nachrichten trudeln ein: Die Firma wickelte hauptsächlich Geld von Glückspiel und Porno-Zahlungen ein, und das finden Banken gar nicht sexy – Inventoren ebenso nicht. Die Firma soll langfristig in den DAX aufsteigen und auf diesem Weg stört negative Presse natürlich.
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CableCash-CEO Magnus versucht sich als deutscher Elon Musk darzustellen – jedoch noch viel verrückter. Die Masche gelingt, seinen Instagram-Account abonnieren immer mehr Menschen. Die Firma baut sich ihre eigene Religion auf, der vorgespielte Reichtum, den ausschweifenden Exzesse kommen beim Internetpublikum an. Die Investoren werden zu Gläubigern und nehmen jede noch so schlechte Nachricht aus der Presse als Verleumdung wahr. Was Magnus sagt, ist das Wort eines Gottes. Eine betrügerische Fintech-Firma aus Deutschland? Kann es nicht geben!
Einen kleinen Wehmutstropfen enthält «King of Stonks» dann doch noch: Man merkt der Serie an, dass nach dem Pilotfilm das Budget – wie schon bei vielen anderen Netflix-Serien – massiv zusammengestrichen wurde. Die Partys werden kleiner, die Locations, in denen gedreht wird, wirken schon fast winzig. Gruppenmeetings in der Firmenzentrale wirken ein wenig armselig, wenn man eine Büroetage bespielt, aber nur rund 20 Statisten im Hintergrund platziert. Das mag vielleicht der Corona-Pandemie geschuldet sein, aber das sollte in Zukunft hoffentlich wieder anders sein.
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Wenn in «King of Stonks» das Finale ansteht, dann ist das Ende eigentlich schon klar. Oder doch nicht? Vielleicht haben die Produzenten auch deshalb keine Rechte an den Büchern erworben, um mit der Geschichte freier umzugehen. Denn: Obwohl COO Felix Armand und Magnus A. Cramer als Feinde in die Ecke getrieben werden, steht ihre Liebe zu CableCash im Vordergrund. Daher ist die letzte Folge umso spektakulärer, weil hier alle Handlungsfäden aufeinander zulaufen. Nach dem Ende ist eine Fortsetzung nicht mehr möglich, die Miniserie kann in dieser Form nicht fortgesetzt werden. Aber zuletzt überzeugen Serien, die ein rundes Ende hatten. Schon «How to Sell Drugs Online (Fast)» hat die Produktionsfirma komplett abgeschlossen, auch wenn ein unnötiges Spin-of mit Bjarne Mädel ansteht. Zu den besten Serien des Jahres gehören unter anderem Formate wie «Inventing Anna», die ebenfalls als Miniserie konzipiert wurde.
«King of Stonks» ist bei Netflix verfügbar.
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