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Doch der große Wurf war «Too Hot to Handle» nicht gerade. Der Streamingdienst aus Los Gatos warf in den vergangenen Jahren zahlreiche Shows auf dem Markt, die sich von amerikanischen Factual- und Unterhaltungssendern nicht unterscheiden. Das erst vor Kurzem um eine sechste und siebte Staffel verlängerte «Selling Sunset» begleitet die Makler der Immobilienfirma Oppenheimer und zeigt deren Privatleben. Das Format ist nichts anderes als ein Abklatsch der zahlreichen «The Real Housewives» des Senders Bravo, der inzwischen sein Programm fast nur noch mit solchen Shows füllt.
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Netflix‘ Situation hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Noch vor sieben Jahren war das Angebot ein Pionier und konnte mit Serien wie «House of Cards» und «Orange Is the New Black» mit Qualität überzeugen. Doch das Publikum seht sich nach zahlreichen Inhalten und was schon im linearen Fernsehen funktioniert, könnte auch beim Streaming klappen. In Deutschland sind schließlich das Dschungel-Camp und «Promi Big Brother» beliebt, in den Vereinigten Staaten von Amerika holen «Big Brother» und «Love Island» die jungen Zuschauer zum Sender CBS, der eine ähnliche Zuschauerstruktur hat wie hierzulande das Zweite Deutsche Fernsehen.
Immerhin hatten Formate wie «To Hot to Handle» und «Tiger King» den glücklichen Zufall, dass deren Veröffentlichung auf den Beginn der Corona-Pandemie fiel. Millionen von Menschen saßen im Lockdown und konnten bei den Love-Formaten in eine andere Welt eintauchen. Auch deshalb funktionierten die Formate so herrlich und das war auch der Grund, warum hierzulande auch «Das Sommerhaus der Stars» so erfolgreich im ersten Pandemie-Jahr funktionierte. Das Erfolgsgeheimnis erklärte «Too Hot to Handle»-Schöpferin Laura Gibson: „Ich denke, jeder kann verstehen, wie es sich anfühlt, wenn man dir sagt, dass du etwas nicht haben kannst und du es deshalb noch mehr willst“ und verwies auf die Corona-Pandemie, die damals die Produktionen stillstehen ließ. „Und das gilt umso mehr, wenn es um Sex geht“, führte Gibson weiter aus.
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Das US-Network CBS hat seit 20 Jahren mehrere Celebrity-Competition-Shows im Programm: Zum einen wäre das die Überlebensshow «Surivior», zum anderen die äußerst aufwändige Reise- und Abenteuershow «The Amazing Race». Man sollte meinen, wenn im Fernsehen solche Formate möglich sind, könnte das auch bei Streamingdiensten durchführbar sein. Oder schauen wir nach Deutschland: Warum produzieren die Streamingdienste kein «Sing meinen Song!»-Franchise, hier böte sich ein riesiges Teilnehmerfeld an.
«Finger weg!», «FBoy Island» & Co. Das Angebot der Love-Interest-Shows bei Streamingdiensten wird immer größer – vor allem Netflix entscheidet sich zunehmend mehr für diese recht preiswerten Produktionen. Allerdings sinkt das Interesse an den Formaten, wenn man alten Wein in neuen Schläuchen verkauft. Hoffentlich kriegen die Streamingdienste den Bogen, wenngleich wir auch in Deutschland das gleiche Problem mit RTL+ haben.
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