Hintergrund

Quo vadis, funk?

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Künftig dürfen ARD und das ZDF entscheiden, welche Fernsehsender reduziert werden und welche Online-Angebote sie bereitstellen wollen. Da drängt sich die Frage auf, ob funk überhaupt noch zeitgemäß ist.

Seit über fünf Jahren betreiben ARD und ZDF das Online-Content-Netzwerk funk, das sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren richtet. Die Federführung des Projektes liegt beim Südwestrundfunk, der mit seinem Team die Strategie vorgibt. Zahlreiche verschiedene Formate hat das Online-Netzwerk ausprobiert – nicht immer erfolgreich. Beispielsweise ist das Angebot der Lizenzserien bereits im ersten Jahr bemerkenswert gefloppt. Immerhin haben ARD und ZDF eigene Mediatheken, die für Serien eine ohnehin bessere Heimat wären. Man muss sich natürlich auch die Frage gefallen lassen, warum ausgerechnet «Doctor Who» plus dessen zwei Ableger nur bei funk laufen sollen. Inzwischen ist der Zeitreisende bei One untergekommen, wo er jeden Dienstag mit mehreren Episoden zu sehen ist.

Nicht alles, was bei funk läuft, ist auch ein Hit. Bereits nach einem Jahr wurde die Sendung «Gute Arbeit Originals» mit Florentin Will und Katjana Gerz von der «Neo Magazin Royale»-Firma bildundtonfabrik abgesetzt. Vor knapp zwei Jahren überlebte das Format «Gute Nacht, Alter!» nur wenige Wochen, weil BR-Frau Ariane Alter im Herbst zu ZDFneo wechselte. Das Format «Jäger & Sammler» war sich großer Kritik ausgesetzt, das Format war eine Produktion von UFA X für das ZDF. Zum Ende des Jahres 2019 zog man den Stecker. Selbst das «Kliemannsland» war zwischen April 2016 und Juli 2020 Teil des Jugendnetzwerkes, bis heute ist es unklar, warum sich funk von diesem Projekt zurückzog. Noch unübersichtlicher ist die Situation beim «Browser Ballett», das als Sitcom sogar ins Erste kam und von beiden nun eingestellt wurde.

Bevor «Simplicissimus» sich nach drei Jahren gegen funk entschied, haben die zwei Autoren aber noch eine Dokumentation für die ARD-Mediathek hergestellt. Wenigstens hier herrschte eine Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen. Es lässt sich nämlich nicht bestreiten, dass es zwar Kooperationen zwischen verschiedenen Formaten gibt, aber auf dem öffentlich-rechtlichen Markt auch viel Konkurrenzdenken vorherrscht. Beispielsweise hat das ZDF Mai Thi Nguyen-Kim unter Vertrag genommen. Die Moderatorin war zunächst bei der ARD angestellt. Immerhin durfte sie ihr Format «maiLab» bei funk behalten.

Apropos Zusammenarbeit: Obwohl ARD und ZDF so gerne ins Internet drängen, schaffen sie es nicht, für das Internet produzierte Dinge ins Fernsehen zu verlagern. Warum spielt man mehrere interessante Formate nicht mal bei One oder ZDFneo aus?. Vor den «heute»-Nachrichten könnte unter anderem auch einmal «MrWissen2Go» mit Mirko Drotschmann laufen. Im Kinderkanal läuft am Abend pausenlos «Bernd das Brot», obwohl der Mitteldeutsche Rundfunk sich ruhig an funk-Inhalten bedienen könnte. Es muss ja nicht gerade eine ominöse Sendung sein. „Wie ist das Cam-Girl zu sein?“, wie der körperlich beeinträchtige Leeroy in einem Beitrag eine Frau ausfragt. Wobei man inzwischen viel zu sehr in Fernsehklischees denkt: Das Konzept besteht darin, besondere Menschen zu zeigen. Das Format mag zwar anfangs nett gewesen zu sein, doch inzwischen versucht man immer extremer zu werden. Immerhin: 2,13 Millionen Abonnenten geben der Redaktion recht.

Müssen ARD und ZDF immer mehr Programm ins Netz verlagern? Zu den qualitativ besten funk-Angeboten gehören die Ableger der Investigativ-Abteilungen wie «STRG_F» oder «Y-Kollektiv». Doch Formate wie «Die Frage» oder «follow me.reports», aber auch «Die Da oben!» könnten von anderen Redaktionen mitabgedeckt werden. funk ist ein riesiges Sammelbecken von zahlreichen Formaten, das völlig undurchsichtig ist. Inzwischen betreiben auch die Jugendradios Formate bei den Landesrundfunkstationen, der Wust aus Informationen und Inhalten wird immer größer.

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