
Aber der Reihe nach: «How to Sell Drugs Online (Fast)» war eine Fernsehserie der Produktionsfirma, die Netflix erstmals im Jahr 2019 veröffentlichte. Das Finale wurde Ende Juli 2021 bei dem Streaminganbieter auf den Markt gespült. Weil die Serie auserzählt war, wollte man den Zuschauerliebling aus Staffel eins zurückbringen: Das war Jakob „Buba“ Otto, verkörpert von dem hervorragenden Schauspieler Bjarne Mädel. Dieser überzeugte schon in platten Komödien wie «Stromberg», in der Dark-Comedy «Tatortreiniger», seiner eigene Regiearbeit «Sörensen hat Angst» und in Ferdinand von Schirachs «Feinde» über Folter. Dass Mädel in «Buba» keine Leistung abliefert, liegt nicht an seiner Person, sondern an dem platten Drehbuch.

Schlussendlich verstirbt die Großmutter und Jakob und sein Bruder Dante müssen sich durch kleine Gaunereien herumschlagen. Das wirkt zeitweise noch lustig, wird aber bald stets bemüht. Man muss sich deshalb schon nach kurzer Zeit Fragen, was die Serienmacher eigentlich wollen. Hinter der Kamera steht mit Arne Feldhusen ein bekannter Regisseur, Matthias Murmann und Philipp Kößbohrer sind mit den Böhmermann-Projekten und letztendlich den vergangenen bildundtonfabrik-Serien keine unbekannten Akteure mehr.
Dennoch verfällt die Produktion in eine wilde Mafia-Geschichte, bei der der Zuschauer schnell den Überblick verliert: Albaner vs. Albaner, aber in beiden Gangs ist niemand albanischer Herkunft. Schließlich trifft Buba auf seinen alten Crush Julie (Anita Vulescia), die am Ende des Films mit einigen besonderen Fähigkeiten überrascht. Da sich die Liebesgeschichte ohnehin nur schleppend und zäh erzählt, sollte klar sein, dass diese Figur doch noch mehr bieten würde. Das tat sie auch in einem spektakulären Finale, das mit dem übrigen Film nichts mehr zu tun hat.

So wirklich mitfiebern kann man mit Buba nicht, denn immerhin wurde im Finale der ersten «How to Sell Drugs Online (Fast)»-Staffel sein Ableben gezeigt. Deshalb ist er eine Art Mann aus Stahl, der allerdings den Intellekt eines früheren «Schwiegertochter gesucht»-Teilnehmers hat. Die Sprüche sind deshalb keine One-Liner, sondern zahlreiches unnötiges Gebabbel, das ohnehin keiner Stringenz folgt. Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, Menschen an der Grenze zu beobachten, die an der geistigen Behinderung stehen, ist – zum Glück – nicht mehr lustig. Das ist auch der Grund, warum solche Formate mit Vera Int-Veen nicht mehr funktionieren.

Unterm Strich ist «Buba» ein eineinhalbstündiges Kuddelmuddel, das mit den früheren Projekten nichts mehr gemein hat. Die Qualität der bildundtonfabrik-Projekte nimmt Stück für Stück ab. Vielleicht hat die deutsche Serienchefin Katja Hofem das jüngste bildundtonfabrik-Projekt «Pauline» nicht etwa aus finanziellen Dingen abgebrochen, sondern wollte die "Teenage Pregnancy Coming of Age"-Geschichte mit Fantasy-Elementen schlichtweg verhindern. «Buba» ist leider trotz tollem Hauptdarsteller ein Graus. Schade.
«Buba» ist bei Netflix verfügbar.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
08.08.2022 14:51 Uhr 1
Beim statt dem.
"Böse Zungen mögen behaupten: Dafür hatte die Figur schon in der Mutterserie zu wenig – und vor allem zu wenig Screentime."
Zu wenig was? Wenn Charakter gemeint ist: Davon und nicht dafür.