Hallo Herr Tetzlaff. Sie betreiben in Dresden „Die Autogesellschaft“. Dort kann ich verrückte und einzigartige Autos vorfinden. Was ist Ihr wohl auffälligstes oder wertvollstes Gefährt?
Das ist unser Rolls Royce Phantom, der ist aktuell das auffälligste und auch teuerste Fahrzeug im Bestand mit einem Wert von zirka 175.000 Euro.
Klingt teuer (lacht). Ich bin ja eher der einfache Autofahrer, der sich über eine Klimaanlage, Bluetooth und Alljahresreifen freut. Was sind derzeit die Trends auf dem Markt?
Die Trends auf dem Markt sind momentan natürlich vor allem preiswerte Fahrzeuge. Davon gibt es aber eben auch gerade wenige. Außerdem merken wir, dass die Individualität immer mehr zunimmt: Gerade was Youngtimer und Exoten angeht, hat die Nachfrage auf jeden Fall nicht nachgelassen.
Dazu werden verstärkt sportliche Autos mit mehr Leistung gesucht.
Mit Sicherheit kennen Sie auch die SpiegelTV-Reportagen mit getunten Autos mit Bass, bei denen die Scheibenwischer vibrieren. Sind solche Features heute noch in? Und wie viel Geld gibt man für das Tuning eines Autos aus?
Die Car-Hifi-Szene gibt es schon noch und auch Leute, die dafür richtig Geld ausgeben. Aber heutzutage stellt man sich keine Bass-Kiste mehr in den Kofferraum oder macht irgendeinen wilden Ausbau – diese Zeiten sind glaube ich durch. Heute baut man das eher unauffälliger. Dann sieht es aus wie original, ist aber zehnmal lauter als die maximale Ausbaustufe, die man vom Hersteller bekommen kann. Das darf dann schon mal 5.000 bis 10.000 Euro kosten.
Die Automobil-Branche hat über Jahrzehnte von Just-In-Time-Lieferungen gesprochen. Inzwischen mussten bei Volkswagen & Co. wochenlang Bänder stillstehen. Haben Sie auch mit Lieferproblemen zu kämpfen, weil der Markt leergekauft ist?
Ja, wir haben natürlich auch mit Lieferproblemen zu kämpfen. Das heißt: Bei den klassischen Auktionen ist das Angebot spürbar gesunken. Aber wir konnten uns weiterentwickeln, frei vom Markt zukaufen und auch Autos aus unserer Community erwerben. Und so haben wir das große Glück, dass wir uns ganz gut durch diese schwierige Zeit durchschlängeln können.
Inzwischen ist Ihr Team auf zwölf Personen angewachsen. Sie haben auch einen eigenen Bewegtbildproduzenten. Hat sich die Investition gelohnt?
Zwölf stimmt noch nicht ganz, wir sind momentan bei zehn. Gerade die Einnahmen auf YouTube schwanken – im Sommer ist es ein bisschen weniger – aber im Großen und Ganzen lohnt es sich für uns schon, diesen Aufwand zu betreiben.
Mit Ihrer Firma sind Sie seit zwei Jahren bei YouTube aktiv. Es gibt virale Hits, aber auch kleine Misserfolge. Habt Ihr inzwischen den Bogen raus, was bei euren Zuschauern ankommt?
Wir unterscheiden nicht nach viralen Hits und Misserfolgen, sondern wir machen einfach das, auf was wir Lust haben. Wir wissen oft auch schon vorher, dass es ein Video nicht gehen wird, und ziehen es trotzdem durch. Natürlich freuen wir uns, wenn wir erfolgreich sind, aber wir bleiben uns treu.
Kommt es auch vor, dass Videos Nischenerfolge sind und ihr darauf sehr gute Resonanz und Anfragen in der Firma bekommt?
Hin und wieder kommt es schon vor, dass wir über die Videos Autos kaufen oder verkaufen. Dazu bekommen wir auch neue Infos oder Kontakte. YouTube ist für uns nicht nur zum Vermarkten und Präsentieren gut, sondern die Community hilft uns auch in vielen anderen Bereich weiter.
Sport1 bietet euch mit «Eastside Motors» eine große Bühne. Nicht nur Mittwoch um 20.15 Uhr läuft die Sendung, sondern auch Freitag um 22.15 Uhr. Wie ist die Kooperation zu Stande gekommen?
Die Kooperation mit SPORT1 ist ganz entspannt zu Stande gekommen. Ich habe irgendwann mal einen Anruf des zuständigen Producers bekommen und wir haben uns zum ersten Mal darüber unterhalten. Dann kam er mit seiner kleinen Kamera vorbei und hat bei uns einen halben Tag verbracht. Und dann ging das Ganze auch schon los. Jetzt sind wir auf die TV-Premiere gespannt, das ist für uns die nächste Evolutionsstufe.
Wie würdet Ihr «Eastside Motors – Kaufrausch in Dresden» beschreiben? Trifft hier «Grip» auf «The Grand Tour»?
«Grip» ist ja fast eher ein Motorsport-Magazin und «The Grand Tour» mittlerweile fast schon die seichte Abendunterhaltung – das hat ja eigentlich fast nichts mehr mit Autotesten zu tun. Die machen von allem was, aber nichts so wirklich, wenn man so will. Klar, wir testen auch die Autos und stellen sie vor. Dazu kaufen wir die Autos und nehmen die Zuschauer auf die Reise mit. Ich würde eher sagen, wir sind eine Real-Life-Autohändler-Doku. Es hat nicht viel mit «Grip» zu tun, außer dass wir auch außergewöhnliche Fahrzeuge haben. Mit «The Grand Tour» hat es vielleicht eben die Schnittstelle, dass wir auch viel auf Reisen mit unseren Mitarbeitern unterwegs sind. Und da wir unterschiedlichste Charaktere dabeihaben, kommt auch bei uns die ein oder andere lustige Szene zu Stande.
Ihr habt zwar einen eigenen Bewegbildproduzenten, aber sicherlich bei der Produktion der Sport1-Show Unterstützung erhalten. Habt ihr einiges an Knowhow für YouTube mitnehmen können?
Sicherlich guckt man sich die ein oder andere Idee ab. Zum Beispiel wie man das Ganze ein bisschen besser in Szene setzen kann: Wie filmen die Profis und schneiden das anschließend? Wo halten sie die Kamera drauf und wo nicht? Das sind auch oft Kleinigkeiten, wie die An- und Abfahrszenen, die wir normalerweise nie mitgenommen haben, oder das Filmen beim Schalten, Kuppeln und Gas geben. Das finden wir cool und wollen das auch bei uns mehr einbauen.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
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