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Wie kann ein Mensch damit umgehen, wenn er erkennt, dass ihm die Erinnerung an sein ganzes Leben genommen wird, dass es bald sein wird, als hätte er es gar nicht gelebt? Genau diese sehr philosophische Frage will die türkische Serie «Sahsiyet» thematisieren, und findet auch einen sehr spannenden Thriller-Zugang zu diesem Hintergrund: Denn Agah begibt sich nun auf die Mission, altes Unrecht zu sühnen, das sich schon vor sehr langer Zeit in seinem alten Heimatort zugetragen hat und bis heute nicht in seiner vollen Dimension ans Licht kam. Bevor Agah sein Leben vergisst, will er Gerechtigkeit und dafür sorgen, dass die Schuldigen von damals für ihre Tat bezahlen müssen.
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Auf Deutsch heißt diese Serie aus dem Jahr 2018 «Ein guter Mensch» und wurde bereits 2020 bei MagentaTV gezeigt. Nun hat sie auch ihren Weg in die Mediathek der ARD gefunden und wird zudem auch im linearen Fernsehen ausgestrahlt – mit gutem Grund: Denn dieses Format ist ein Stück türkisches Kulturgut, das durch einen ganz besonderen Erzählrhythmus und eine sehr warmherzige Geschichte glänzt. In ihr vereinen sich starke Thriller-Genre-Elemente mit einem sehr psychologischen Ansatz, der beide Hauptfiguren – den alten Mann mit Alzheimer und die junge Polizistin, die sich gegen ihre sexistischen Kollegen wehrt – betrifft. Zwölf Folgen lang dürfen sie nun auch die Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Anstalt bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit begleiten, und werden davon wahrscheinlich einiges an Erkenntnis mitnehmen können, genau wie die Charaktere dieser Serie.
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