Stab
Darsteller: Friedrich Mücke, Johanna Wokalek, Mohamed Achour, Kenda Hmeidan, Ina Weisse, Tariq Al-SaiesDrehbuch: Astrid Ströher und Marco Wiersch
Schnitt: Laura Wachauf
Kamera: Christian Huck
Kostüme: Petra Kilian
Regie: Adolfo J. Kolmerer
Und gleichzeitig ist das Mittelmeer bis heute beliebtes Urlaubsziel für reiche Europäer, etwa die Gruppe um Jan Garbe (Friedrich Mücke), der dort mit einigen Freunden eine Segeltour absolviert – bis die Reisenden am Horizont ein liegen gebliebenes Flüchtlingsboot erkennen. Zusammen mit einem seiner Begleiter macht Jan sich auf, um an Bord des gestrandeten Schiffes zu gehen, wo er von verzweifelten Menschen aus Syrien und Afrika empfangen wird: Der Motor ist kaputt, und unter Deck liegt eine geschwächte Frau mit ihrem kranken Kind.
Das Elend als Schock für reiche, weiße Europäer? Ja, das ist sicherlich ein Blickwinkel, den diese sechsteilige Serie des ZDF betrachtet, aber bei weitem nicht der einzige. Denn in jener Nacht, als die deutschen Segelurlauber das Flüchtlingsboot mit Motorschaden abschleppen, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Wieder in der Heimat angekommen, vergessen die Deutschen lange, was in jenem traumatischen Urlaub passiert ist. Aber die Vergangenheit holt sie schließlich ein: Denn ausgerechnet Jan wird in Hamburg von einem syrischen Taxifahrer wiedererkannt, der mittlerweile schon seit einigen Jahren in der Hansestadt lebt: einem der Flüchtlinge dieser schicksalshaften Begegnung.
Das erste zufällige Aufeinandertreffen zwischen den beiden Männern gestaltet sich angespannt. Doch Jan ringt sich durch, den alten Bekannten mit seiner Familie zum Brunch einzuladen, wo auch Jans ehemalige Mitreisende zugegen sein wollen. Dort eskaliert die Situation: Eine der Geflüchteten wirft Jan und seinen Freunden vor, einige ihrer damaligen Begleiter getötet zu haben, als sie sie auf offenem Meer im Stich gelassen haben – und unter den Toten war auch ihre damals schwerkranke Tochter.
Was ist wirklich dran an diesem Vorwurf? Was ist bei jener Begegnung geschehen? Die Macher von «Liberame» erzählen diese Geschichte in den sechs Folgen der Serie bruchstückhaft, wie ein Mosaik, das erst einen Sinn ergibt, wenn man alle Teile betrachten kann. Das gilt auch für die Figuren: Denn nicht jeder, der damals zugegen war, weiß über alles Bescheid, was damals passierte. Daraus entstand eine durchaus spannende Geschichte, die die Zuschauer ebenso dazu einlädt, das eigene Handeln und Denken zu hinterfragen.
Das ZDF zeigt sechs Folgen von «Liberame» am Montag, den 5. September und Mittwoch, den 7, September. Alle Episoden sind bereits in der Mediathek abrufbar.
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