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Das Ignorieren der aktuellen Währung in Deutschland war also vielleicht tatsächlich die erste richtige Entscheidung von RTL am vergangenen Sonntagabend. Die zweite richtige Entscheidung trägt den Namen Ulla Kock am Brink – auch sie ist unverrückbar mit dieser Sendung verbunden und führte nun beim Revival, fast 30 Jahre nach ihrer Hunderttausend-Mark-Premiere bei RTL, genauso charmant, witzig und bodenständig durch die Show wie eh und je. Im Zusammenspiel mit einem mäßig aktualisierten Studio und den Highlights von vor drei Jahrzehnten entstand so der fast perfekte Nostalgieabend.
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Nicht auszuschließen, dass sich im Erfolgsfall auch weitere einstige Show-Hits noch einmal gut neu auflegen ließen – «Traumhochzeit» oder «Hausfieber» wären wohl die offensichtlichsten Kandidaten. Gebaut und geheiratet wird schließlich immer, und 100.000 Mark als Startkapital sind sowieso nie schlecht, auch wenn die Kandidaten wohl nach Frankfurt zur Europäischen Zentralbank fahren müssen, um sie umzutauschen. Schon letztes Jahr hat «Wetten, dass..?» vorgemacht, dass Nostalgie in der Luft liegt – das gute alte Show-Fernsehen, das nicht so cool und provokativ sein will wie die Sendungen von Joko und Klaas, sondern sich stattdessen auf das besinnt, was viele Menschen jeden Alters unterhält. Manche finden das vielleicht altbacken, aber viel mehr wahrscheinlich immer noch oder gerade wieder unterhaltsam: vor allem, wenn die Welt durch Krieg, Inflation und Pandemie viel stärker und schlimmer aus den Fugen scheint, als in den Boom-Jahren der 90er. Zumindest das Fernsehen kann immer noch so schön sein wie damals – Ulla Kock am Brink sei Dank.
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