
Auch der WDR gab nun bekannt, dass jenes Schreiben „2018 an alle Intendant:innen sowie an die Gremien verschickt“ worden sei, wie das rbb-Rechercheteam mitteilte. Bis zuletzt hatte WDR-Intendant – er hält dieses Amt seit 2013 – und mittlerweile wieder ARD-Vorsitzende Tom Buhrow bestritten, etwas von dem rbb-Bonussystem gewusst zu haben. Die Pressestelle des WDR teilte nun mit, es sei in der Kommunikation mit dem rbb nie von „Boni“ die Rede gewesen. Weder das Ausmaß der zusätzlichen Zahlungen sei erwähnt worden „noch die Tatsache, dass diese Zahlungen nicht transparent gemacht wurden“, wie es in dem Bericht heißt.
Laut Rechercheteam sei in dem Schreiben die grundsätzliche Ausgestaltung des Bonussystems dargestellt worden. Künftig sollte demnach die Geschäftsleitung – also die Direktoren sowie die Intendantin – von einem „variablen Vergütungssystem" profitieren. Dieses sei als „Kernbestandteil" bezeichnet worden. Noch am Freitag wiederholte Buhrow vor dem Medienausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt seine Aussage, von jenem Bonussystem erst im Zuge des Skandals um Schlesinger erfahren zu haben.
Interims-Intendantin vom WDR?
Ob nun „variables Vergütungssystem“ oder „Bonussystem“ – die Begrifflichkeiten sind Haarspalterei und dürften in dieser Causa nicht mehr als eine miese Ausrede sein. Die ARD scheint in ihrer Gesamtheit nicht mehr um eine Reform herumzukommen. Fraglich bleibt ebenso, wie es an der Spitze des rbb weitergeht. Der rbb-Rundfunkrat möchte am Mittwoch eine Interims-Intendantin ernennen. Als Favoritin auf den Posten gilt ausgerechnet Katrin Vernau, ihres Zeichens aktuelle WDR-Verwaltungsdirektorin. Dieses Amt füllt sie seit 2015 auf Vorschlag von Tom Buhrow. Ob ihre Chancen durch die neuesten Offenbarungen gestiegen sind? Laut rbb soll sie als einzige Kandidatin dem Rundfunkrat von der vierköpfigen Findungskommission vorgeschlagen werden.
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