Die Schlagzahlen dominierte zu Beginn der Woche Richterin Barbara Salesch, die bei RTL ihre neue Sendung «Barbara Salesch – Das Strafgericht» präsentieren durfte. Zum Start schalteten das 11-Uhr-Programm rund eine halbe Million Menschen ein. Die Marktanteile bewegten sich mit 9,4 Prozent beim Gesamtpublikum und 12,9 Prozent in der Zielgruppe deutlich über dem Senderschnitt. Am Dienstag und Mittwoch stieg der Zielgruppenwert von 11,0 Prozent dann sogar auf 13,2 Prozent. Mit diesen so hohen Werten war nicht unbedingt zu rechnen, hat RTL doch seit Monaten auf diesem Sendeplatz teils arge Probleme. «Chefkoch TV» verbuchte zum Start zwar mit 0,47 Millionen Zuschauern und 12,3 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen zwar ähnlich Werte, stürzte in der Folge aber rapide ein und kam bis Ende August nicht über einen Durchschnittswert von 5,4 Prozent hinaus.
Bei Barbara Salesch blieb zwar auch am Donnerstag die Reichweite mit 0,48 Millionen Zuschauern stabil, doch erstmals rutschte man auf 9,5 Prozent Sehbeteiligung und damit auf einen einstelligen Wert ab. Auch am Freitag musste man sich mit 9,8 Prozent begnügen. Hier dürfte aber vor allem die Gesamtreichweite von 0,38 Millionen Zuschauern mit Sorgen beobachtet worden sein. Es bleibt abzuwarten, ob «Barbara Salesch – Das Strafgericht» das Niveau auch in den kommenden Monaten halten kann oder ob sie der Zuschauer- und Quoten-Verlust in den kommenden Tagen und Wochen fortsetzen wird.
Möglicherweise lag der Reichweiten-Verlust auch an den besonderen Ereignissen, die am Donnerstagabend um die Welt gingen. Queen Elizabeth II. ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Dies führte noch am Abend zu zahlreichen Programmveränderungen und der Erkenntnis, dass das Fernsehpublikum bei Sondersituationen Sat.1 eher weniger ansteuert. Das fast zweistündige «Sat.1 Nachrichten Spezial» sorgten ab 20:15 Uhr für knapp eine Million Zuschauer und 7,0 Prozent Marktanteil. Die sechs Jahre alte Doku «The Queen at 90» macht es im Anschluss mit 7,5 Prozent bei den Umworbenen kaum besser. Bedenklich ist weiterhin die Programmgestaltung in Unterföhring. Während am Donnerstag im Anschluss an «The Voice of Germany» bei ProSieben eigentlich das Boulevard-Magazin «red.» einen Programmfixpunkt darstellt, verzichtete man ausgerechnet an jenem Abend kurzfristig auf die Sendung – und das nicht einmal ein halbes Jahr bevor ProSiebenSat.1 die Nachrichten der Sendergruppe selbst produzieren will. Die eingeschobene «Blamieren oder Kassieren XL»-Wiederholung machte ihre Sache mit 7,2 Prozent Marktanteil solide bis ausbaufähig.
Wie lief es beim Öffentlich-Rechtlichen?
Wesentlich gefragter war die Sonderberichterstattung zum Queen-Tod im Ersten. Der «Brennpunkt» sorgte zwischen 20:15 und 21:00 Uhr jeweils für mehr als 20 Prozent in beiden Zuschauergruppen. Die 45-minütige Doku «Die Queen – Zum Tode von Queen Elizabeth II.» verfolgten danach mehr als fünf Millionen Menschen, auf dem Gesamtmarkt wurden 19,7 Prozent generiert. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag die relative Sehbeteiligung bei weiterhin hohen 18,9 Prozent. Auch RTL war in der Causa ein gefragter Sender. Im Vorfeld zur Europa-League-Übertragung markierte der Kölner Sender mit einem ausgedehnten «RTL Aktuell Spezial» 15,8 Prozent bei den Umworbenen.
Das ZDF ging dagegen bereits auf on air und sendete um 19:34 Uhr ein «ZDF Spezial». Zu diesem Zeitpunkt verbreitete sich gerade die Nachricht vom Tod der Monarchin, was dazu führte, dass auch Das Erste das Bild des Nachrichtensender tagesschau24 einspeiste. Es zeigte sich deutlich, das Publikum des Mainzer Senders war deutlich älter als das beim Ersten. «Tagesschau Extra» ab 19:33 Uhr sorgte für 2,46 Millionen Zuschauer, etwa ein Fünftel davon war zwischen 14 und 49 Jahre alt. Das «ZDF spezial» sahen zur gleichen Zeit 3,06 Millionen Menschen, nur 0,27 Millionen waren im jüngeren Alter. Dementsprechend groß war die Diskrepanz in der jungen Zuschauergruppe, der Marktanteil im Ersten belief sich auf 12,8 Prozent, das ZDF holte mäßige 5,3 Prozent. Die Marke «Tagesschau» bleibt in Breaking-News-Situationen eine verlässliche Anlaufstelle – Skandale rund um rbb und NDR hin oder her, wenngleich sich am Samstag ein umgekehrtes Bild ergab, als King Charles III. in aller Öffentlichkeit zum neuen König proklamiert wurde. Am Samstagvormittag holte das ZDF beim jungen Publikum 9,6 Prozent und Das Erste war von 5,1 Prozent dieser Gruppe gefragt. Spitzenreiter wurde RTL mit der gemeinsamen ntv-Sondersendung, die allein bei RTL 9,7 Prozent einfuhr. Auf dem Gesamtmarkt dominierte das ZDF aber mit 15,1 Prozent Marktanteil.
Ein Blick auf die anderen Sender
ProSiebenSat.1 musste in dieser Woche ein paar deftige Schläge in die Magengrube verkraften. So verlor man ab der kommenden Saison nicht nur die Rechte an der NFL an die direkte Kölner Konkurrenz von RTL Deutschland, auch das derzeitige Programm läuft schlechter als gewohnt. So fiel «The Voice of Germany» am Donnerstag noch während der sonst so starken Blind Auditions aus dem zweistelligen Quotenbereich und musste sich mit 9,7 Prozent begnügen. Im vergangenen Jahr folgte der Absturz erst in der zweiten Woche der Battles-Folgen. Am Freitag sahen die Castingshow in Sat.1 1,89 Millionen Zuschauer, was zwar deutlich über dem derzeit gewohnten Sat.1-Niveau anzusiedeln ist, aber auch schon die vierte von bislang acht Folgen war, die weniger als zwei Millionen Zuschauer einsammelte. In der elften Staffel unterboten nur zwei Blind-Auditions-Ausgaben die Zwei-Millionen-Marke.
«NFL Football» bleibt dagegen weiterhin sehr gefragt. Den Saisonauftakt in der Nacht auf Freitag kam in der Spitze auf 18,3 Prozent Marktanteil. Das vierte Viertel zwischen den Los Angeles Rams und den Buffalo Bills verfolgten ab 4:26 Uhr 140.000 Menschen. Am Sonntag, als zwei weitere Spiele bei ProSieben übertragen wurden, saßen um kurz nach 21 Uhr fast eine Million Football-Fans auf dem Sofa. Der Marktanteil in der Zielgruppe bewegte sich bei 10,1 Prozent. Ab kurz nach Mitternacht sorgte das dritte Viertel bei Spiel der Kansas City Chiefs bei den Arizona Cardinals für grandiose 12,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Als Lichtblick der Woche bleibt in Unterföhring die Vertragsverlängerung mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Die beiden lieferten am Dienstag mit ihren jeweiligen Sendungen auch die besten quotenstärksten Leistungen in der Primetime ab. «Wer stiehlt mir die Show?» a – moderiert von Nilam Farooq – erreichte zum Staffelfinale starke 20,1 Prozent, «Late Night Berlin» sorgte im Anschluss für 14,1 Prozent. Am Samstag sorgten das Duo in der Best-of-Sendung «10 Jahre Duell um die Welt – Joko und Klaas blicken zurück» dann für erfreuliche 11,2 Prozent bei den Umworbenen.
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