Stab
USA / GB 2021/22REGIE: Timo Vuorensola
DREHBUCH: Sean Michael Argo
KAMERA: Simon Rowling
SCHNITT: Eric Potter
MUSIK: Ian Livingston
VERTRIEB: Screen Media Film
DARSTELLER: Sydney Craven, Imran Adams, Jarreau Benjamin, Dee Wallace, Gary Graham
Zur Erinnerung: «Jeepers Creepers» nahm seinen Anfang mit dem ersten – gleichnamigen - Spielfilm im Jahre 2001. Der erhielt bereits im Vorfeld einiges an Aufmerksamkeit, da ihn Francis Ford Coppolas Produktionsfirma auf seine cineastische Reise schickte und Coppola höchstselbst als Executive Producer agierte. So sicherte sich MGM die Rechte und brachte den Film auf breiter Front in die Kinos. Erzählt wird die Geschichte der Geschwister Trish und Darry, die auf der Fahrt vom College nach Hause (irgendwo im Nirgendwo) fast mit einem alten Laster kollidieren, dies aber in letzter Sekunde verhindern können. Bei ihrer Weiterfahrt, erblicken sie den Laster noch einmal an einer Kapelle und beobachten, wie der Fahrer offenbar einen Körper in einen Schacht wirft. Haben die beiden gerade tatsächlich gesehen, wie ein menschlicher Körper „entsorgt“ worden ist?
Wie nicht anders zu erwarten, gehen sie selbst dieser Frage nach (dies ist immerhin ein Horrorfilm), und so treffen sie auf den Creeper, ein menschenähnliches Wesen, das offenbar große Freude am Töten empfindet.
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Nun also geht es in eine neue Phase, mit einem Prolog der die Geschichte von Trish und Darry wiederholt, nur dass Trish und Darry hier ein älteres Ehepaar sind. Dieses ältere Ehepaar, die Ehefrau wird von Dee Wallace dargestellt, die durch ihre Mitwirkung in Horrorfilmen wie «Cujo», «Das Tier» und «Hügel der blutigen Augen» einen gewissen Kultstatus im Genre genießt, wird von einem Lkw fast von der Straße gedrängt. Später entdecken sie den Wagen an einer kleinen Kirche und beobachten, wie der Fahrer offenbar eine Leiche verschwinden lässt. Sie gehen dem nach, der Prolog endet. Im Laufe der Geschichte wird sich ergeben, dass dies alles vor 27 Jahren geschehen ist. Es ist aber, soviel Spoiler darf sein, für den Rest der Story ohne größeren Belang. Diese Story nämlich dreht sich um Lane und Chase, ein junges Pärchen, das sich auf dem Weg zu einem Horrorfestival in der Provinz von Louisiana befindet. Es wird schnell klar, dass Chase der Fan ist und ihm Lane im Grunde nur einen Gefallen tut. Sie ahnt bereits, dass er ihr einen Heiratsantrag machen will; tatsächlich wäre sie allerdings gerne einfach nur daheim, denn die ständige Übelkeit, die sie seit Tagen heimsucht, deutet darauf hin, dass das mit einer Eheschließung aus steuerrechtlichen Gründen vielleicht gar nicht die schlechteste Idee wäre. Auf dem Festival geht Chase ganz in seiner Passion auf und bekommt die Möglichkeit, eine Social-Media-Horrorfilmexpertin beim Besuch eines Hauses zu begleiten, in dem einige unheimliche Dinge geschehen sein sollen. Das alles klingt nach einem großen Spaß. Allerdings erwartet sie im Haus nicht nur der Creeper, es sind auch noch einige böse Damen auf Lanes Lendenfrucht heiß.
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Es fängt schon damit an, dass dem Prolog eine ewig lange Einführung von Lane und Chase folgt. Diese Einführung findet in ihrem Auto statt. In dem die beiden reden. Und reden. Und reden. Unterbrochen wird der ewige Dialog lediglich durch eine schwangerschaftsbedingte Kotzpause. Danach reden sie weiter; wegen einer Wegbeschreibung besuchen sie einen Antikshop, treffen eine seltsame Frau – und reden. Bis sie schließlich auf dem Festival ankommen, das offenbar von den Ausstattern der C-Filmschmiede The Asylum ausgestattet worden ist. Das Festival ist nämlich keine große Convention, auf der Fans aus dem ganzen Land ihre Lieblinge aus Slasherfilmen und Goregemetzeln live bewundern dürfen. Es ist auch keine kleine Convention, auf der die Stars der dritten Reihe ein paar Dollar mit Autogrammen und Fotos verdienen (wo aber wenigstens die Tickets deutlich günstiger sind). Nein, dieses Horrorfest, für das Lane und Chase offenbar durchs halbe Land gefahren sind, ist eine auf einem offenen Feld veranstaltete Hillbilly-Fete, auf der ein paar Hillbillys Hillbilly-Spielchen veranstalten. Wenn Lane und Chase dann endlich zur Fahrt in das unheimliche Haus aufbrechen, ist die Hälfte der Spielzeit auch schon um - was keine ironische Überspitzung im Rahmen dieser so gar nicht von Begeisterung getragenen Filmbesprechung darstellt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Hälfte der Spielzeit tatsächlich um. Zwar hat es zu diesem Zeitpunkt immerhin auf Nebenschauplätzen einige kurze Auftritte des Creepers gegeben, für die Handlung aber sind diese de facto ohne echten Belang!
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Doch nichts davon geschieht. Die Figuren in diesem Haus sind Zählopfer auf offener Bühne.
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Gelungen ist wenigstens das Design des Creepers. Der wird von einem britischen Schauspieler namens Jarreau Benjamin verkörpert, der diesem Wesen der Nacht tatsächlich eine unheimliche Note zu verpassen versteht. Sein Körperspiel wirkt bedrohlich, die Maske legt sich wie eine zweite Haut über seinen Körper; ja, es gibt auch etwas Positives über diesen Film zu sagen. Es ist aber das einzig Positive, was es über diesen Film zu sagen gibt, der einem schrecklichen Autounfall gleicht. Man möchte nicht hinschauen, kann aber den entsetzten Blick nicht abwenden.
Mutig ist es nicht nur, diesen Film in die Kinos zu bringen, noch mutiger ist es, gleich eine Trilogie anzukündigen. Da im Filmverkauf ein in Serie etablierter Titel immer leichter zu vermarkten ist als ein neuer, ist es selbst im Falle eines Scheiterns an den Kinokassen keinesfalls ausgeschlossen, dass diesem vierten Teil ein fünfter folgen wird. Es wäre allerdings auch keine Überraschung, wenn ein solcher fünfter Teil gleich der nächste Reboot der Serie darstellen würde.
Kinostart: 15. September 2022
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