Interview

Brigitte Müller: ‚Die Figuren werden auf eine Heldenreise geschickt‘

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Mit «Der Schiffsarzt» hat UFA Fiction ein neues Highlight für RTL und RTL+ geschaffen. Quotenmeter sprach mit der Produzentin und Autorin über die Dreharbeiten.

Sie sind die Produzentin und Headautorin der neuen UFA Fiction-Serie «Der Schiffsarzt» im Auftrag von RTL und RTL+. Die Serie handelt von dem erfahrenen Chirurgen und Notfallmediziner Dr. Eric Leonhard, der neu an Bord ist. Was ist sein Geheimnis und worauf können sich die Zuschauer freuen?
Dr. Eric Leonhards Frau Sarah verschwindet, als sie im sechsten Monat schwanger ist und ihre Schwester besuchen will. Da kommt sie jedoch nie an.

Eric gerät in Verdacht, an dem Verschwinden seiner Frau beteiligt zu sein. Er beauftragt einen Privatdetektiv, dem ein Foto zugespielt wird: Sarah sitzt an der Bar eines Kreuzfahrtschiffes, erkennbar nicht mehr schwanger. Um hinter das Geheimnis dieses Fotos zu kommen und vor allem, um seine Frau zu finden, heuert Dr. Eric Leonhard als Schiffsarzt an. Die Zuschauer:innen können sich also auf einen Genre-Mix aus Medical-Drama und einer Crime-Horizontalen freuen.

Als das Projekt angekündigt wurde, spotteten einige Medien, es sei eine RTL-Version von «Das Traumschiff». Was war Ihre Idee?
Bis auf die Location haben die ZDF-Reihe und die RTL-Serie «Der Schiffsarzt»“ wenig gemeinsam. «Das Traumschiff» erzählt mehrere abgeschlossene Episodengeschichten in Spielfilmlänge ohne Horizontale. Wir dagegen erzählen seriell, heißt: Die Figuren im Ensemble werden in über sechs Folgen auf eine Heldenreise geschickt, verändern sowohl sich als auch ihr Verhältnis zueinander. Darüber hinaus gibt es nur eine Episodengeschichte pro Folge, die oftmals das Schicksal von Dr. Eric Leonhard spiegelt beziehungsweise seine Mission vorantreibt.

«Das Traumschiff», «Kreuzfahrt ins Glück» und nun «Der Schiffsarzt»: Solche Reiseformate sind recht überschaubar, aber die Reichweiten sind sehr hoch. Warum gab es in dem Genre noch nie Versuche?
Auf einem Schiff dreht man im laufenden Hotelbetrieb. Während man normalerweise seine Drehmotive danach aussucht, dass sie bildlich und tonlich kontrollierbar sind, gibt man diese Kontrolle auf einem Kreuzfahrtschiff weitestgehend ab. Rund 2.000 Gäste wollen hier Urlaub machen und nicht still sein, nur weil ein Drehteam das gerne hätte. Rund 1000 Crew-Mitglieder müssen darüber hinaus ihren Job machen. Mit anderen Worten: Die Drehbedingungen sind – behutsam ausgedrückt – für eine Drehplanung wenig optimal. Dass wir das Drehpensum trotzdem geschafft haben, lag in erster Linie an dem von der UFA Fiction zusammengestellten Team, allen voran Regisseur Oliver Liliensiek sowie an TUI Cruises, die dank Kapitän Per Hard, Entertainment-Manager Sebastian Sande und Kreuzfahrtdirektor Ulrich Hüni das oftmals Unmögliche möglich gemacht haben.

Sie produzierten die Serie auf „Mein Schiff 3“ von TUI Cruises. Standen Sie im Hafen oder haben Sie auch eine Reise unternommen?
Wir haben während der Kanarentour der „Mein Schiff 3“ gedreht und insgesamt sieben Wochen auf dem fahrenden Schiff verbracht. Da eine Tour rund eine Woche dauert, sind wir also immer hin- und hergefahren.

War das Ihre erste Kreuzfahrt oder sind Sie schon öfter so in den Urlaub gefahren? Werden Sie seekrank?
Ich war vor sehr vielen Jahren als Gast auf einem Kreuzfahrtschiff und habe zu meiner Erleichterung festgestellt, dass ich nicht seekrank werde. Das Glück hatte beim Dreh nicht jede:r im Team. Mit ein paar Tricks kann man sich aber ganz gut helfen.

Die UFA bemüht sich um eine diverse Besetzung: Inwieweit konnten Sie diesen Empfehlungen nachkommen?
Wir haben uns bereits bei der Charakterentwicklung Gedanken um die Vielfalt unserer Rollen gemacht und uns zum Beispiel bewusst für eine Kapitänin entschieden. Gecastet haben wir dann auch sehr offen – also auch unabhängig von Rollennamen wie Dr. Eric Leonhard, Kapitänin Henriette Mosbach oder Sicherheitsoffizier Pablo Ruiz.

Sind Sie eigentlich Anhängerin von Kontrakt 18? Wie viel Mitbestimmungsrecht hatten Sie beim Cast?
Kontrakt 18 hat für Autor:innen enorm viel bewegt: von der Erkennbarkeit der Drehbuchautor:innen bis hin zum Mitspracherecht bei der Regie. Mein Weg ist jedoch ein anderer. Meine Vorbilder sind Showrunner:innen wie Shonda Rhimes oder David E. Kelly, also Autor:innen, die gleichzeitig als Produzent:innen arbeiten. Ein solches System geht über das Mitspracherecht bei der Regie hinaus. Die Grundidee ist, eine bestimmte Erzählerstimme/Vision zu verfolgen, um die Unverwechselbarkeit eines Formats zu garantieren. Als Produzentin und Showrunnerin habe ich nicht nur Mitspracherecht bei der Regie, sondern in allen anderen Bereichen auch: Kamera, Ausstattung, Cast, Schnitt, Musik, Kostüm, Maske. Dass mir das ermöglicht wurde, liegt vor allem an dem Vertrauen, das mir Markus Brunnemann, Geschäftsführer und Produzent der UFA Fiction und Sascha Schwingel, Deputy Head of TV & Entertainment von RTL Deutschland, entgegengebracht haben. Dafür bin ich beiden unendlich dankbar. Genauso wie Markus Böhlke, der seitens RTL Deutschland redaktionell für «Der Schiffsarzt» verantwortlich war.

Sie haben an zahlreichen Serien wie «Der Bergdoktor» mitgeschrieben. Können Sie den Hype um die ZDF-Serie nachvollziehen?
«Der Bergdoktor» ist eine der wenigen fiktionalen Reihen, die es schafft, über Generationen hinweg Menschen zu fesseln. Meiner Ansicht nach liegt das an den starken medizinischen Fällen, die oft wie ein Rätsel maximal dramatisch und existentiell erzählt werden. Vor allem aber bindet die Horizontale die Zuschauer:innen an das Format. Die Ensemblemitglieder dürfen irren und wirren, hassen und lieben, sich rächen und verzeihen – und das alles mit shakespearescher Wucht.

Bei der Serie «Käthe und ich» steht ein Therapiehund neben Christoph Schechinger im Mittelpunkt. Die Folgen kommen sehr gut an. Sitzen Sie schon an den Drehbüchern weiterer Episoden?
Von Juni bis August 2022 haben wir Folge neun und zehn gedreht und ich sitze gerade an den Ideen für weitere Episoden.

Sie haben die erfolgreiche ARD-Reihe «Die Eifelpraxis» nach sechs Episoden verlassen. Warum haben Sie nicht weitergeschrieben?
Eine Reihe bindet sehr viel Zeit und Kraft und ich hatte Lust auf etwas Neues.

Ihre Formate sind sehr oft familienfreundlich, sehr positiv. Haben Sie auch Interesse, einen düsteren Krimi zu verfassen?
Ich schreibe am liebsten das, was ich selber gerne schaue. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Folge «Grey’s Anatomy» oder einer Folge «Breaking Bad» muss zweiteres warten. Ich bin einfach ein Riesenfan von großen Gefühlen und weiß es zu schätzen, wenn ein Format mich nicht nur zum Lachen, sondern vor allem auch zum Weinen bringt.

Vielen Dank für das Gespräch!

«Der Schiffsarzt» läuft am Dienstag, den 27. September, bei RTL. Alle Folgen sind bei RTL+ abrufbar.

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