Der Haussegen im NDR hängt schief. Das war das Ergebnis einer internen Untersuchung im Landesfunkhaus in Schleswig-Holstein, deren Ergebnisse der NDR am Dienstag veröffentliche (Quotenmeter berichtete). Zwar konnten keine Belege für einen „politischen Filter“ zu Tage getragen werden, dennoch wurde ein Redaktionsklima identifiziert, das in Teilen von mangelnder Kommunikation und fehlendem Vertrauen geprägt sei. Am Mittwoch zog der Kieler Landesfunkhausdirektor Volker Thomählen personelle Konsequenzen und versetzte Norbert Lorentzen, Chefredakteur und frühere Leiter des Fernsehbereichs, und Julia Stein, Chefin des medienübergreifenden Ressorts Politik und Investigation, die im Zentrum der zuvor erhobenen Vorwürfe standen.
Wiederum nur einen Tag später hat NDR-Intendant eine umfassende „Klimaanalyse“ beauftragt, die sich nicht nur auf das Landesfunkhaus in Kiel beschränken soll. Sie soll aufzeigen, ob und welche Veränderungen in Führung und Zusammenarbeit im gesamten Sender notwendig sind. Durchgeführt wird die Untersuchung nicht von internen Mitarbeitern, sondern vom norddeutschen Theologen und Manager Stephan Reimers, der in den kommenden Wochen und Monaten das Arbeitsklima in allen Bereichen untersuchen soll. Er wird von einem Experten-Team flankiert. Reimers und sein Team werden im Herbst zahlreiche Gespräche im gesamten NDR führen, heißt es in einer Mitteilung des NDR. So hätten die Mitarbeitenden die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen kulturelle Verbesserungspotenziale im NDR zu benennen.
„Um das bestmögliche Programm zu machen, brauchen wir ein gutes Klima und eine Kultur des gegenseitigen Respekts – das haben mir die vergangenen Wochen und die Ereignisse in den Landesfunkhäusern Hamburg und Kiel mehr als deutlich gezeigt. Dort waren diese Voraussetzungen offensichtlich nicht überall gegeben. Diesem Befund wollen wir auf den Grund gehen. Wertschätzung und Vertrauen sind für mich die Grundlage für ein vernünftiges Miteinander. Es ist ein gutes Gefühl, mit Stephan Reimers eine sehr erfahrene und renommierte Persönlichkeit an der Seite zu haben, die diesen Weg mit uns geht“, erklärt Joachim Knuth.
Stephan Reimers, der die Ergebnisse der Klimaanalyse im ersten Quartal 2023 vorstellen soll, fügt an: „Als Kind Norddeutschlands und ehemaliges Mitglied des Rundfunkrats liegt mir der NDR sehr am Herzen. Ich bin überzeugt von der Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und ein Verfechter des unabhängigen Journalismus in diesem Land. Aus diesem Grund bin ich der Bitte des NDR sehr gerne nachgekommen, meinen Teil zu einem Kulturwandel beizutragen. Das werde ich unvoreingenommen und unabhängig tun.“
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