Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Matthias Alberti (Teil II)

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Auch diesen Sonntag wieder im Quotenmeter.de Interview: Der stellvertretende Geschäftsführer und Unterhaltungschef von Sat.1, Matthias Alberti. Manuel Weis sprach mit ihm über die «Schillerstraße» und das neue "Schillereck". Außerdem verrät der 41-jährige, warum er keine Angst vor den Quoten der Fußball-WM hat und offenbart erstmals neue Late Night Pläne.

Die «Schillerstraße» bekommt ein neues Set – das „Schillereck“. Was erhoffen Sie sich davon?
Ich erzähle Ihnen die gesamte Geschichte: Cordula Stratmann ist schwanger. Wir mussten überlegen, wie wir damit umgehen, ohne dass die Schwangerschaft in der Schillerstraße selbst ein Thema wird. Meine Idee war: Cordula wird unsagbar dick - so müssen wir nie über die Schwangerschaft reden, sondern nur darüber, dass sie eben dick ist. Im Mai werden wir sie auf Kur schicken. Im Herbst wird sie dann wieder rank und schlank zurückkommen. Um diese Zeit auch ohne Wiederholungen zu überbrücken, gerade auch in der Zeit der Fußball-WM, hatte der Produzent die Idee mit dem Schillereck. So wirkt die Schillerstraße jetzt wirklich als Straße.

Wir waren Feuer und Flamme und lassen nun aus dem einen Raum eine ganze kleine Welt werden. Deswegen haben wir in Köln ein neues Set erstellt. Das umfasst die Wohnung von Cordula, ein Stück Straße und eben die Kneipe. Wir können also die Location wechseln, Cordula wird Mutter und in der Zwischenzeit gibt es also sechs bis sieben Folgen „Schillereck“. Es ist ja auch nicht dumm, während der Fußball-WM in einer Kneipe zu spielen. Im Herbst gehen wir dann wieder in Cordulas Wohnung zurück und entscheiden, wie wir das Schillereck weiterhin bespielen werden.

Cordulas Wohnung wird aber weiterhin so aussehen, wie bisher?
Ja klar. Die ist doch schön geworden.

Es heißt, ein Freund wird Wirt des Schillerecks. Die Wahl ist auf Bernhard Hoecker gefallen.
Das ist richtig, er ist die Idealbesetzung für diese Rolle.

In diesen sechs bis sieben Folgen wird Cordula Stratmann dann aber nicht auftauchen…
Genau. Ich habe mir aber überlegt, ob sie mal anruft, weil sie z. B. im Urlaub jemanden braucht, der die Blumen gießt. Das könnten dann ihre Freunde machen. Wir werden die Welt also nie ganz verlieren.

Bleiben wir weiterhin beim Thema Comedy. Sie haben in den 90er Jahren bei RTL den Comedy-Freitag etabliert. Formate wie «7 Tage , 7 Köpfe» liefen mega erfolgreich, als Sie RTL Unterhaltungschef waren. Kaum sind Sie bei Sat.1, ist es Ihnen gelungen, die Zuschauer von RTL zum Sat.1 «Fun Freitag» zu holen? Wie machen Sie das denn?
Man braucht ein bestimmtes Bauchgefühl. Hinzu kommen dann noch harte Fakten– und damit macht man Fernsehen. Ich habe ein großes Vertrauensverhältnis zu den Kreativen in der Branche, gerade was den Bereich Comedy angeht. Ich achte sie sehr. Vielleicht gibt es einige, die zuerst zu mir kommen und über Projekte sprechen. Das erklärt glaube ich vieles.

Sie haben die Fußball-WM 2006 angesprochen. Viele Sender haben etwas Angst davor, weil sie befürchten, dass die Quoten der übertragenden Anstalten durch die Decke gehen. Befürchten Sie das auch?
Sat.1 wird die Stammseherinnen bedienen – wir machen die WM der Gefühle. Wir konzentrieren uns auf das Publikum, das nicht jedes Fußballspiel sehen will. Das sind in der Mehrheit die Frauen. Wir bieten dementsprechende Programme an. Man muss sich die WM aber auch ein bisschen detaillierter anschauen. Dann stellt man fest, dass donnerstags überhaupt nur zwei Mal gespielt wird. Einmal spielt da beispielsweise Schweden gegen Paraguay. Deswegen haben wir auch keine Bedenken, dort die «Schillerstraße» zu zeigen. Momentan hört man ständig „Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott“, wenn Fernsehleute an die WM denken. Klar, ARD, ZDF– die werden Riesen-Quoten haben. Fußball wird immer ein Thema sein, aber es wird immer darum gehen, dass das Runde in das Eckige muss. Das merken die Kollegen von ARD und ZDF ja jetzt schon: Für die Fußball-WM-Shows, für die groß getrommelt wird, interessiert sich kaum jemand. Die Leute wollen Fußball, der Ball muss laufen. Das passiert teilweise um 15 Uhr, das passiert um 17 Uhr und noch mal um 21 Uhr. Aber die vier Wochen gehen auch vorbei, und selbst währenddessen bleibt noch eine Menge Luft für uns.

Ich entnehme Ihrer Antwort, dass es ein Format wie «The Big Kick» während der EM, im Sommer nicht geben wird.
Ja, so etwas gibt es nicht.

Am Nachmittag laufen bei Sat.1 zwei Gerichtsshows, mit Angelika Kallwass senden Sie auch eine Beratungsshow. Wie sehen Sie die Zukunft solcher Formate?
Wenn es uns gelingt, die Formate immer wieder frisch zu halten, haben sie eine gute Perspektive. Das ist einerseits eine Werbe-Break-Mathematik, andererseits auch eine Erneuerung innerhalb der Programme. Eine spannende Aufgabe ist die Frage, wie die Day-Time im Jahr 2007 bei Sat.1aussieht.

Wie sieht sie denn aus?
Tja. Ein paar Ideen habe ich schon, aber noch keine genauen Vorstellungen. Wir pilotieren das eine oder andere, aber es ist einfach zu früh, darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen.

Gerichtsshows stehen in der Kritik – Fans sprechen von Niveaulosen Programmen. Ich erinnere auch an den Begriff „Unterschichtenfernsehen“.
Ich halte von dem Begriff gar nichts, finde ihn arrogant und überheblich. Ich selbst habe auch keine Definition von Unterschicht. Geht’s da um Einkommen, um Bildung, Benehmen?

Wo wir bei Harald Schmidt sind… kommen wir zum letzten Thema des Interviews: Late Night in Deutschland. Bis 2003 lief bei Sat.1 jeden Abend die «Harald Schmidt Show». Harald Schmidt verließ den Sender und Anke Engelke floppte. «Anke Late Night» ist nun über ein Jahr Geschichte – mit dieser zeitlichen Entfernung wollen wir fragen, warum das Format nicht geklappt hat.
Das ist eine gute Frage. Für ihr Kernpublikum kam Anke glaube ich ein bisschen zu spät. Ankes Fans müssen überwiegend am nächsten Morgen spätestens um 9 Uhr arbeiten gehen. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Harald Schmidt-Fans nicht arbeiten gehen (lacht). Vielmehr ist es wohl so, dass viele Anke Engelke-Fans um Viertel nach zehn ins Bett gehen. Daher war es schwer, eine Bindung zu erzielen.

Ist eine neue Late Night Show in Planung?
Wir gucken uns das genau an. Im Moment haben wir aber keinen Handlungsbedarf. Ich habe zwei, drei spannende Sachen im Kopf… Diese würden aber nicht daily, sondern weekly ausgestrahlt werden.

Um 22.15 Uhr läuft ab März Anke Engelkes Sendung «Ladyland»
Ja, da haben wir uns mit den Kollegen von den Magazinen verständigt, dass die dann vier Montage lang um eine Stunde nach hinten rutschen.

Was erwarten Sie da für Zuschauerzahlen?
Das kann ich nicht sagen. «Ladyland» wird über Senderschnitt laufen. Der Zuschauer wird die Sendung erst kennen lernen müssen. Das ist keine Show wie «Ladykracher», sonst würde sie auch am Freitagabend laufen. Es sind Kurzgeschichten, die super amüsant und richtig gut gespielt sind. Es ist einfach Neuland.

Warum hat es die Late Night Show in Deutschland so schwer? Über Anke Engelke haben wir schon gesprochen, aber auch «TV total» hat mit schwankenden Werten zu kämpfen. «Harald Schmidt» in der ARD erreicht schlechtere Werte als damals bei Sat.1.
Ich beantworte die Frage über einen kleinen Umweg: Ich gucke US-Late-Night-Shows für mein Leben gern – egal welche. Da stelle ich aber folgendes fest: Bei jeder Late Night Show bekomme ich etwas Neues mit. Dort sitzt ein Gast in einer privat aufgeräumten Atmosphäre, oder einer, der mir von seinem Umzug erzählt. Da gibt’s immer etwas Neues. In Deutschland sitzen Gäste, die sich immer nur selbst promoten und darstellen wollen. Die wollen beispielsweise nur ihre CD in die Kamera halten – das turnt mich ab. Deswegen sind wir vom Naturell her nicht die geborenen Late-Nighter. Mir sind die Late-Night-Formate in Deutschland zu steif – und zwar quer durch die Bank. Ich könnte mir durchaus vorstellen, etwas ganz Neues zu machen: Ohne Publikum, ohne Studio. Etwas anderes sehe ich in diesem Bereich aber nicht wirklich.

Das war bei Harald Schmidt aber genauso: Auch bei ihm sitzen Gäste, die CDs in die Kamera halten. Trotzdem lief er bei Sat.1 am Ende erfolgreich.
Aber der Weg dahin war sehr lang und der erste Teil der Sendung der viel stärkere.

Herr Alberti, zum Abschluss vier kurze Fragen aus der Rubrik «Kurz und Knapp».
Wo schalten Sie sofort weiter, wenn sie fernsehen?

Bei Schönheitsoperationen.

Welche Sendung verpassen Sie nie?
Die Primetime in Sat.1.

Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?
Meine Frau. (überlegt lange) Ich würde tatsächlich eine Satellitenschüssel und ein Fernsehgerät mitnehmen.

Welche Serie sollte dringend mal wiederholt werden?
«Maxwell Smart.»

Vielen Dank für das Interview!

Kurz-URL: qmde.de/13727
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