Die Kritiker

«Tatort - Das Tor zur Hölle»

von

Spukt es auf dem Revier in Wien? Denn als ein Exorzist tot aufgefunden wird, steht für Eisner und Fellner der gruseligste «Tatort» in ihrer Geschichte an.

Stab

Darsteller: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Hubert Kramar, Günther Franzmeier, Roland Düringer, Sven Eric Bechtolf
Drehbuch und Regie: Thomas Roth
Kamera: Martin Gschlacht
Wer bei Exorzisten lediglich an ein Horrorfilm-Klischee denkt, kennt nur die halbe Wahrheit. Denn den Beruf gibt es wirklich: Bis heute hat die katholische Kirche Geistliche in ihren Reihen, die sie losschickt, wenn sie glaubt, dass ein Dämon in eines ihrer Schäfchen gefahren ist. Dann wird kräftig gebetet und mit Weihwasser gespritzt, bis der Teufel von dannen zieht. Ob das Zimmer hinterher auch aussieht wie ein Schlachthof, die Besessenen dabei in tiefen Stimmen unflätige Beschimpfungen von sich geben und sich der Himmel schwarz verfärbt, darüber halten sich die Spezialisten im Dienste des Vatikans natürlich bedeckt.

In Wien ist nun einer dieser Prälaten unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen. Das ruft Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) auf den Plan, und bei den beiden bald die Frage auf, ob es nicht doch mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unser Verstand und das Drehbuch eines «Tatorts» ergründen könnten. Gerade Bibi hat mit dem Thema schon Erfahrung gemacht. In einem Landhaus, in dem sie in ihrer Kindheit regelmäßig ihre Sommer verbracht hat, wurden öfter spiritistische Sitzungen abgehalten. Erinnerungen, bei denen es der Wiener Majorin heute noch gruselt.

Denn auch jetzt ereignen sich allerhand mysteriöse Dinge, die nicht nur den beiden Kommissaren, sondern auch den Zuschauern dieses Films die Haare zu Berge stehen lassen: Eine der Zeuginnen, eine junge Frau, die meint, vom Teufel besessen zu sein, verhält sich im Verhörzimmer nicht viel anders als Emily Rose zu ihren schlimmsten Zeiten. Und dann wäre da noch ein alter Bekannter, den Bibi aus ihrer Zeit bei der Sitte kennt: Damals hat sie ihn als Zuhälter dingfest machen wollen, doch irgendwann, nachdem ihm eine rumänische Prostituierte aus seiner Handfläche die Zukunft gelesen hat, wurde er fromm und spirituell und hat seitdem auch mehrere Bücher zum Thema Esoterik geschrieben: Wenn Moritz und Bibi nicht weiter wissen – finden sie dann bei ihm Rat?

Ist dieser «Tatort» überhaupt noch ein Krimi oder schon ein Mystery-Horror? Denn es taucht auch noch ein merkwürdiger Psychiater auf, der zusammen mit einer Professorin für altertümliche Geschichtswissenschaft das Tor zur Hölle sucht, das sich irgendwo mitten in Wien befindet. Auch vor der Wohnung von Moritz Eisner blitzen plötzlich okkulte Symbole auf. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht für all das eine logische Erklärung geben sollte – wenn sie dieser Film schuldig bleiben sollte, könnte das die Kontinuität am Sonntagabend gehörig durcheinander werfen. Denn wie könnte man jemals zum Krimibetrieb zurückkehren, wenn es auf dem Revier wirklich spuken sollte?

Der «Tatort – Das Tor zur Hölle» ist am Sonntag, den 2. Oktober um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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