Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Sat.1 backt große Brötchen

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Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal im Blick: Der Bällchensender mit den starken Küchenformaten und einer wiedererstarkten Primetime.

Hinter Sat.1 liegt eine durchaus außergewöhnliche Woche, denn das «Sat.1 Frühstücksfernsehen» feierte am Dienstag seinen 35. Geburtstag, was auf gleich sieben Sendern der Sendergruppe zelebriert wurde. Zwar waren die Werte des Morgenmagazins in der Sendeheimat Sat.1 nicht spektakulär hoch, doch mit durchschnittlich 18,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe performte man einmal mehr sehr stark. Rechnet man aber die übrigen Sender (ProSieben, Kabel Eins, ProSieben Maxx, Sat.1 Gold, sixx und Kabel Eins Doku) mit ein, erreichte die Sendung einen Marktanteil von 28,5 Prozent, was wiederum einer neuen Jahresbestleistung entsprach. So gesehen war es ein voller Erfolg für die ProSiebenSat.1-Gruppe, der allerdings teuer erkauft wurde, denn sämtliche anderen Sender bleiben teils sehr deutlich unter dem Senderschnitt zurück. ProSieben verbuchte beispielsweise mit 3,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen gar nur 0,1 Punkte mehr als Kabel Eins, das 3,6 Prozent einheimste und so noch am ehesten auf Normalniveau performte.

An anderer Stelle darf sich Sat.1 aber uneingeschränkt freuen. Am Mittwochabend generierte «The Taste» grandiose 11,8 Prozent in der Zielgruppe und holte so den höchsten Marktanteil seit fast sechs Jahren. Gewiss, im November 2016 waren die Zuschauerzahlen deutlich höher und beliefen sich auf 1,16 Millionen werberelevante Seher, diesmal reichte es nur zu etwas mehr als der Hälfte. Ein weiteres Küchenformat punktete derweil am Sonntagvorabend: «Das große Backen» überzeugte sogar mehr Zuschauer als «The Taste» zum Einschalten und steigerte die tolle Leistung vom Feiertag mit 13,3 Prozent sogar nochmals auf herausragende 15,5 Prozent bei den Umworbenen. Zuletzt holte man vor drei Jahren im Oktober 2019 eine höhere Einschaltquote.

Das starke Vorabendergebnis sorgte weiterhin für erfolgreiche Zahlen für den Blockbuster in der Primetime, der zuletzt von ProSieben zum Bällchensender gewechselt war. «Avengers: Infinity War» überzeugte mit guten 10,3 Prozent, was tatsächlich aber nur die zweitniedrigste Quote am Sonntagabend war, seit ProSieben keinen eigenen Spielfilm mehr am Sonntagabend zeigte. Einzig «Mission Impossible: Fallout» lief mit 9,8 Prozent in der Zielgruppe schwächer. Ende September markierte «Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen» gar 12,7 Prozent Marktanteil.

Mit Verweis auf den Vorabend sind Baustellen weiterhin Teil des Sat.1-Programms, schließlich performt dort «Doppelt kocht besser» auch nach drei Monaten on air unterirdisch, doch Sat.1 scheint sich dank einiger Show-Klassiker etwas berappelt zu haben. Positiv hinzu kommt, dass der Neustart «Doc Caro» nach einem mühsamen Start, der in ein Talkformat eingebettet war, mit 8,2 Prozent Markanteil zu überzeugen wusste.

Ein Blick auf die anderen Sender
Weniger von Erfolg gekrönt ist derweil Schwestersender ProSieben, der das Reality-Format «Love is King», das seine Premiere kürzlich bei Joyn feierte, am Donnerstagabend auf Sendung schickte. Die Free-TV-Premiere ging aber gehörig schief und verbuchte lediglich 6,2 Prozent beim jungen Publikum – eigentlich zu wenig für die rote Sieben. Allzu überraschend kommt der Misserfolg jedoch nicht daher, tat sich ProSieben schon im vergangenen Jahr mit der Neuauflage von «Die Alm» gehörig schwer, sodass das Format nicht fortgesetzt wurde. Auch «Das große Promi-Büßen» blieb in diesem Juli und August bis auf eine Ausnahme einstellig. Die Parallele: Sowohl «Das große Promi-Büßen» als auch «Love is King» werden von Olivia Jones moderiert. Für ProSieben erschwerend hinzu kommt, dass auch das Zugpferd «The Masked Singer» an Strahlkraft verliert. Erntete die Staffelpremiere noch gewohnt starke 21,2 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe, sank das Interesse am Samstag um über vier Prozentpunkte. In absoluten Zahlen verlor man sogar 300.000 Zuschauer binnen einer Woche, sodass die Eins vor dem Komma nur noch eine Frage der Zeit scheint.

Noch dramatischer ist die Lage von RTL am Samstagabend. Dort versucht man mit einzelnen Show-Events die Lücke des abgesetzten «Supertalents» zu füllen, was aber nur selten von Erfolg gekrönt ist. Aktuell setzt man auf das von Thomas Gottschalk moderierte Comeback von «Die Puppenstars», das auch in Woche drei mit der Null vor dem Komma leben muss. In der Zielgruppe bewegte man sich erneut im tiefroten Bereich bei 4,1 Prozent – RTL kann froh sein, dass dies die letzte Folge der Castingshow war. Am kommenden Samstag feiert man «35 Jahre Dirty Dancing» – Quotenausgang unbekannt. Im gleichen Haus beheimatet ist der Privatsender VOX, der seinerseits gerade dabei ist eine neu Programmfarbe zu etablieren. In diesem Herbst baut man immer mittwochs auf Dokus statt auf fiktionale Ware. Das hatte mit Ilka Bessins Beitrag über Liebesbetrüger schon nur suboptimalen Erfolg, wurde aber vom Start von «VOX inside» nochmals unterboten. Die Reportage „Identitätsklau im Netz“ verbuchte nur 3,4 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum. VOX muss wohl einen langen Atem beweisen, möchte man tatsächlich einen Doku-Mittwoch etablieren. In dieser Woche konkurriert man gegen «Mario Barth deckt auf!», während in der darauffolgenden Woche König Fußball die Menschen in den Bann ziehen dürfte.

Wie lief es beim Öffentlich-Rechtlichen?
Womit wir zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen kommen. Im Ersten war am Samstagabend eine neue «Verstehen Sie Spaß?»-Ausgabe im Programm, deren Moderation bekanntlich Barbara Schöneberger übernommen hat. Für sie lief bislang nur die Premieren-Sendung trotz inhaltlicher Pannen wirklich zufriedenstellend, weswegen an dieser Stelle bereits über Schönebergers Mitwirken diskutiert wurde. Bereits Ende August wurde geschrieben, dass «Verstehen Sie Spaß?» in ein Zuschauerloch gefallen ist und zweimal in Folge weniger als drei Millionen Zuschauer hinnehmen musste. Diesmal verbesserte sich die Streiche-Sendung hin zu alter Stärke und holte fast vier Millionen Seher, auch die Einschaltquote auf dem Gesamtmarkt stabilisierte sich und stieg auf 15,8 Prozent. In der jungen Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen lag man nur 120.000 Zuschauer unter dem Niveau der Schöneberger-Premiere im April, sodass einmal mehr tolle 14,6 Prozent heraussprangen. «Verstehen Sie Spaß?» ein Quotenproblem zu attestieren, wäre falsch und wurde auch nie geschrieben, nun stimmen aber auch wieder die absoluten Zuschauerzahlen.

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