Die Kritiker

«You shall not lie»

von

Die spanische Lehrerin Macarena hat in mehrfacher Hinsicht Probleme mit ihren Schülern. Kann die neue Serie der Macher von «Club der roten Bänder» überzeugen?

Darsteller

Irene Arcos als Macarena
Lucas Nabor als Iván
Natalia Verbeke als Ana
Eva Santolaria als Yolanda
Leonardo Sbaraglia als Néstor
Juan Diego Botto als Sergio
Eine hotte Lehrerin, die mit einem ihrer Oberstufenschüler schläft: Das ist der Stoff, aus dem Kitschfilme aus Hollywood, Seifenopern am Vorabend und Heftromane aus dem Supermarkt gemacht sind. Das verheißt eigentlich nichts Gutes für diese Serie, die aus demselben Holz geschnitzt ist und dieselbe Geschichte erzählen will, diesmal eingebettet in einen anscheinend extrem reichen spanischen Ort, wo auch alle über wenige Ecken miteinander verwandt und verbandelt sind.

Auf einmal kommt es raus: Lehrerin Macarena (Irene Arcos) steht mitten im Unterricht und gibt ihnen Schülern wichtige Lebensweisheiten mit auf den Weg, als plötzlich alle Handys explodieren: Ein Video wurde geleakt, wie sie in einem Abstellraum Sex mit einem ihrer gerade 18 gewordenen Schüler namens Iván (Lucas Nabor) hat, der zugleich der Sohn ihrer besten Freundin und eigentlich in einer Beziehung mit der Tochter ihres Bruders ist. Ab jetzt ist in dem beschaulichen Ort nichts mehr, wie es einmal war. Macarena wird geächtet, in den Lack ihres Autos wird das Wort „Schlampe“ eingeritzt, ihre Ehe liegt in Trümmern. Und das wird nicht die einzige Schocknachricht bleiben, die alle auf eine harte Probe stellt.

Macht die sechsteilige Serie aus der Feder der Schöpfer der Ur-Version von «Club der roten Bänder» nun mehr her als die eingangs erwähnten Heftromane und amerikanischen Kitschfilme? Es ist zumindest nicht zu übersehen, dass man genau das versucht, dass «You shall not lie» sich schon etwas tiefgreifender mit der Gemeinschaft auseinandersetzen will, die von diesem Skandal betroffen ist: Hatten Iván und Macarena unterschiedliche Ziele bei ihrer Affäre? Wie kann Macarenas Teenager-Tochter damit umgehen? Und welche Lügen kommen in dem Ort noch so ans Tageslicht, die an den Grundfesten der heilen Welt rütteln werden? Wie viel sind unsere Freundschaften und Beziehungen eigentlich wert, wenn niemand dem anderen die Wahrheit sagt?

Dass diese Fragen aber stets ziemlich oberflächlich behandelt werden, liegt dann an einer bewussten Entscheidung der Macher, noch an anderer Stelle auf Krawall zu setzen: Denn in dem Ort wird bald eine Leiche gefunden, was die Beziehungen der Menschen untereinander nur noch kompliziert macht. Hier driftet das Drehbuch regelmäßig in bekannte Klischees und wenig innovative Krimi-Ideen ab. Besser gefällt da schon Hauptdarstellerin Irene Arcos, die ihre Rolle trotz der sehr seltsamen Situation, in der sie sich die ganze Serie über befindet, glaubwürdig und lebensnah anlegt. Trotzdem: Für «You shall not lie» müssen sich die Zuschauer des Ersten wahrlich nicht die Nacht um die Ohren schlagen.

Die spanische Serie «You shall not lie» ist bei RTL+ zu sehen.

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