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Im Mittelpunkt von «Die Discounter», der in Altona ums Überleben kämpft, steht Filialleiter Thorsten, der seinen bunten Haufen an jungen Voll- und Teilzeitkräften zusammenhält. Hinzu kommt sein Sicherheitschef und Kaufhausdetektiv Jonas. Die Story fängt schon unglaubwürdig an: Thorsten bekam vom Mutterunternehmen 15.000 Euro, um in Sicherheitskameras zu investieren. Das tat er allerdings nicht, sondern steckte diese Summe in den laufenden Betrieb. Unterm Strich hat er überhaupt nichts Verwerfliches unternommen, dennoch steht seine Zukunft bei Feinkost Kolinski auf dem Spiel. Zum Ende der Staffel zieht sich Schlinge zu und ein Mitarbeiter muss Privates verkaufen, um den Marktleiter vor dem Ende zu bewahren.
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Das Format «Die Discounter» soll auf der niederländischen Serie «Vakkenvullers» basieren. Doch weder storymäßig noch von der Ausstattung oder von der visuellen Bildbearbeitung kann die deutsche Version mithalten. Es wirkt alles ein Stück schlechter, ernster und tatsächlich wie eine schlechte Kopie eines Vorzeige-Supermarktes – oder eben ALDI in den 80er Jahren.
Gegen die amerikanische Serie «Superstore» wirkt «Die Discounter» nur billig. 113 Folgen lang beackerte die Serie mit America Ferrera das Feld, die Produktion aus dem Hause Universal Television hat das Pferd schon zu Tode geritten. Wie schon viele weitere Workplace-Comedys sind solche Serien schwer zu produzieren. Darüber hinaus bedient sich die Serie noch den Mockumentary-Style, der allerdings halbherzig umgesetzt wird. Diese Akteure im Supermarkt versuchen die schlechten Bedingungen zwar zu verschleiern, dass aber ein Kamerateam das aufzeichnet und danach Interviews zum Thema gegeben werden, spielt dann keine Rolle mehr.
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Ähnlich gestaltet es sich mit Lia (Marie Bloching) und Flora, die wenigstens toll von Rapperin Nura Habib Omer gespielt wird. Ansonsten bekommen die Fernsehzuschauer mittelmäßige Qualität geliefert, die zumindest vor der Kamera ein stimmiges Bild geliefert bekommen. Zwischenzeitlich kann Nura sogar einen Teil ihrer Lieder gekonnt in die Serie einbauen (Bravo!). Warum ein Discounter einen Hausmeister und noch die ältere Frau Jensen benötigt, ist allerdings schleierhaft. Die beiden haben kaum Screentime, die Autoren hätten die Hälfte der Figuren streichen können.
Die Storylines sind neben dem Hauptplot vorwiegend unsauber verfasst. Zahlreiche Geschichten werden abgebrochen, gute Ansätze überhaupt nicht weiterverfolgt. Das mag an der Tatsache liegen, dass Produktionen der Pyjama Pictures keine festen Drehbücher enthalten. Vielmehr bekommen die Darsteller einen Handlungsbogen genannt, mit dem sie improvisieren sollen. Warum ein Schauspieler wie Fahri Yardim stehlen muss, wird nicht beantwortet. Zwischenzeitlich wird angedeutet, dass sich Thorsten und Sicherheits-Guru Jonas (Merlin Sandmeyer) schon über Jahrzehnte kennen. Diese Geschichte wird ebenso an die Wand gefahren.
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«Die Discounter» wird am 11. November 2022 mit einer zweiten Staffel fortgesetzt. Hoffentlich ist der erzählerische Wirrwarr besser gelöst worden. Die Serie hat zwar ihre Fans und kann ganz gut weggebingt werden, allerdings ist sie fachlich eher suboptimal. Zusammenfassend ist es die schlechteste Mockumentary-Serie, die in den vergangenen Jahren in Deutschland gedreht wurde.
«Die Discounter» kann bei Amazon Prime Video gestreamt werden.
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