Stab
Darsteller: Katrin Sass, Till Firit, Max Hopp, Harriet Herbig-Matten, Christina Große, Rainer SellienKamera: Hanno Lentz
Drehbuch: Dinah Marte Golch, Isabell Serauky und Emily Reimer
Regie: Matthias Tiefenbacher
Nur wenige Stunden später ist er tot. Seine Leiche wurde am Strand gefunden, er war gestürzt. Oder hatte ihn jemand gestoßen? Bei Karin Lossow setzen sofort Gewissensbisse ein – damit kennt sich die Frau schließlich aus. Vor etlichen Jahren hat sie im Affekt ihren Mann erschossen, und auch nachdem sie für ihre Tat acht Jahre im Gefängnis verbüßt hatte, darf sie in ihrem Beruf als Staatsanwältin nicht mehr arbeiten. In ihrer aktuellen Tätigkeit an der Wirtschaftsschule bekommt sie dafür von den Halbstarken hin und wieder auch einen Spruch ab. Aber damit kann sie umgehen. Welches bessere Beispiel gibt es schließlich, um die Schüler über Recht und Gerechtigkeit, über gerechte Strafen und Umkehr philosophieren zu lassen, als ihre persönliche Geschichte?
Wie erste Ermittlungen ergeben, war auch der tote Schüler Theo kein unbeschriebenes Blatt. Denn irgendwie hatte er sich Zugang zum Schulserver verschafft, wo sämtliche Prüfungsunterlagen gespeichert waren, die er an seine Nachhilfeschüler weitergegeben hat. In seinem Zimmer finden sich dann auch mehrere Tausend Euro in bar – sowie einige Bände erotischer Literatur, die ihm sein Deutschlehrer geliehen hat. Kein normales Lehrer-Schüler-Verhältnis, wie einem scheint. Vor allem, wenn auf dem Pausenhof gemunkelt wird, dass auch die Sekretärin (Christina Große) mit einem der Schüler schläft und die ganze Schülerschaft unaufhörlich rätselt, mit wem.
An dieser Geschichte ist ein bisschen viel aufgesetzt: Schließlich dürfte es in kaum einer Oberschule so viele Sexskandale geben wie auf Usedom an zwei Tagen. Trotzdem ist ein ehrlicher Film über die Nöte jünger Menschen entstanden, die sich erstaunlich gut in der Weitsicht und Lebensweisheit der Figur Karin Lossow spiegeln. Ihre Unverfälschtheit und Geradlinigkeit sowie Katrin Sass als erstklassige Darstellerin tragen somit ein weiteres Mal einen «Usedom-Krimi», der trotz mancher Schwächen bei den Nebenfiguren, etwa dem zu überzeichneten alkoholkranken Vater des Mordopfers, einen spannenden Einblick in die Seele einer komplexen Frauenfigur gewährt.
Der Film «Schneewittchen – Ein Usedom-Krimi» wird am Donnerstag, den 20. Oktober um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel