
"Wir Bayern lieben Italien, aber wir müssen hier auch nicht komplett italienisch werden", sagte Markus Söder, der anhand eines enormen Arbeitspensum in Landtag und bei Medienereignissen gar nicht zum Fernsehen schauen kommt. Seine Expertise ist auch vom italienischen Mitbewerber klein, der sich seit Jahren kleine Stücke von ProSiebenSat.1 schnappt und inzwischen 25,1 Prozent der Anteile des Unternehmens besitzt.
Zwar ist der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi nicht in der Media-For-Europe-Leitung, allerdings ist sein Sohn Pier dort Geschäftsführer. Fedele Confalonieri ist seit Jahren als Vorstandsvorsitzender tätig. Das ehemalige Mediaset hat das amerikanische Geschäftsmodell schon seit Jahren kopiert: Das Unternehmen besitzt neben zahlreichen Fernsehsendern in Italien und Spanien auch eigene Produktionsfirmen. Im Gegensatz zu ProSiebenSat.1 beschränkt man sich nicht größtenteils auf Factual-Unterhaltung, die außerhalb des Produktionslandes niemanden interessiere.

Söders Redenschreiber sollten sich ausführlich mit dem europäischen Fernsehmarkt befassen. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass zahlreiche Sendeplätze der italienischen Sender mit amerikanischen Serien bestückt sind. Am Dienstagabend laufen aktuell «Prodigal Son» und «The Thing About Pam». Am werktäglichen Mittag wiederholt man «CSI: New York», «Noami» und «Mord ist ihr Hobby». «Supergirl» bekommen die Fernsehzuschauer um 16.00 Uhr zu sehen. Die ehemalige ProSiebenSat.1-Produktion «Bosch» (via Red Arrow) bereichert das Programm ebenso wie der Das-Erste-Dauerbrenner «Großstadtrevier».

In der Corona-Pandemie reagierte Söder auf die Stimmung im Volk und unterstützte Bundeskanzlerin Angela Merkels harten Kurs, um das Virus einzudämmen. Unter seiner Führung kam es in Bayern zu Ausgangsbeschränkungen, er sprach sich noch im Dezember 2021 für eine allgemeine Impfpflicht gegen Corona aus und da die Landtagswahl 2023 ansteht, passte der Nürnberger seine Empfehlungen erneut an.
Dass der bayerische Ministerpräsident also die Meinung der ProSiebenSat.1-Geschäftsführung übernimmt, ist also kein Zufall. Doch Markus Söder geht es nicht etwa um die Qualität der Fernsehprogramme, denn die hat unabhängig von vielen Experten seit Jahren massiv abgenommen. Söder stellt sich auf die Seite der Wirtschaft, weil die ProSiebenSat.1 Media SE bislang Millionen an Steuern in die bayerische Wirtschaft gesteckt hat. Die Finanzämter dürften sich freuen, ebenso die Gemeinde Unterföhring. Aus diesem Grund wird Markus Söder auch künftig in die Presche springen, wenn ein Unternehmen um Hilfe bittet.
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