Debatte

ARD Plus: Wie der Senderverbund zum Bauernopfer gemacht wird

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Das bereits bestehende Angebot von einer WDR-Tochter startet als eigene App durch. Das ist für viele Menschen ein Dorn im Auge, weil Fake-News kursieren.

Bereits seit rund vier Jahren ist ARD Plus (mitsamt ZDF select) ein Teil des MagentaTV-Angebotes der Deutschen Telekom. Zuletzt wurde es um das Angebot etwas lauter, immerhin engagierte die ARD Plus GmbH, ein Teil des Westdeutschen Rundfunks Köln (WDR), eine PR-Firma, die die Inhalte der Presse schmackhaft machen sollten. Seit ein paar Monaten bekommen die Redaktionen die Highlights und Klassiker des ARD-Angebotes per Mail serviert.

Jetzt folgt der logische Schritt: Statt das Angebot auf den Angeboten der Deutschen Telekom und dem Internet-Kaufhaus Amazon sowie bei AppleTV+ versauern zu lassen, setzte man die Multichannel-Strategie – bekannt vom Hörfunk – durch. ARD-Inhalte sollen möglichst überall angeboten werden und das mit den geringsten Hürden wie möglich. Wer kein Amazon- oder Telekom-Account hat, soll sich auch künftig kein Abo anlegen müssen.

Daher wurde jetzt eine eigene ARD-Plus-App auf den Markt gebracht, die Inhalte können auch direkt auf dem Computer oder Mac angesehen werden. Am Preis ändert sich künftig nichts: 4,99 Euro möchte die ARD für ihre kuratierten Inhalte. "Steigende Abrufzahlen und eine wachsende Nutzerakzeptanz bestärken uns in unserem Vorhaben, die Reichweite von ARD Plus auszubauen und es auch als eigenständigen, bedienungsfreundlichen Streaming-Service anzubieten" sagt Michael Loeb, neben Ingo Vandré Co-Geschäftsführer der ARD Plus GmbH, einer Tochter der ebenfalls von ihm geführten WDR Mediagroup.

Diverse Nachrichten-Portale haben dieses Thema ebenfalls aufgegriffen und stellen rhetorische Fragen, ob die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender nicht etwa mit ihren acht Milliarden pro Jahr überleben könnten. Die Frage ist immer berechtigt, aber in Kommentarspalten befürchten Zuschauer, dass Teile der Mediatheken für das neue Premium-Angebot abgezogen werden sollen. Dabei muss man in Deutschland aber einfach die Fakten kennen. Es ist rechtlich nicht möglich, dass die ARD in irgendeiner Form die Inhalte in der Mediathek länger als gesetzlich vorgeschrieben (von den Landespolitikern) streamen darf.

In vielen europäischen Ländern steht er öffentlich-rechtliche Rundfunk unter starkem Beschuss. Während in Frankreich der Rundfunkbeitrag übergangsmäßig erst einmal komplett wegfällt und in die Karten des französischen Präsidenten Macron spielt, wurde der britische Beitrag zunächst bis ins Jahr 2027 eingefroren. In den nächsten Jahren wird entschieden, in welche Richtung sich die BBC entwickeln soll.

Da der ehemalige Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender, dem damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zu kritisch war, nutzte dieser seine Stellung als stellvertretender Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates, um gegen Brender Stimmung zu machen. Brender musste gehen, eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht sagte allerdings aus, dass eine unabhängige Zusammensetzung der Räte gewährleistet sein muss.

Der Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien, der von den 16 deutschen Bundesländern ausgehandelt wird, ist ein ähnliches Kuddelmuddel. Hier mischen zahlreiche Politiker mit, die natürlich auch Interessen ihrer Länder vertreten. In der Regel dürfen ARD und ZDF mindestens sieben Tage die Inhalte in ihrer kostenfreien Mediathek anbieten. Mitbewerber der Privatwirtschaft wollen natürlich nicht, dass das Angebot uferlose Ausnahme annimmt. Daher sind sie bestrebt, die Verweildauer der ARD-Inhalte in der Mediathek beschränken zu lassen. Anders ist es natürlich auch nicht möglich, dass es bei RTL+ mehr Folgen von «Wilsberg» gibt als in der ZDFmediathek. Oder wieso gibt es kein vollständiges Archiv vom «Tatort»?

Ebenso darf das Angebot ARD Plus auch nicht zu günstig angeboten werden. Beispielsweise könnte man die monatlichen Kosten auf 50 Cent reduzieren. Doch die Verantwortlichen sind sich wohl auch sicher, dass der Preis unverhältnismäßig billig wäre. Eine Klage gegen Wettbewerbungsverzerrung würden ProSiebenSat.1 und RTL mit großer Wahrscheinlichkeit gewinnen.

Ein bitteres Fazit: Es ist nicht die ARD, die mit ARD Plus den Geldbeutel der Bundesbürger weiter schröpfen will. Man kann der WDR-Tochter schlichtweg nur attestieren, dass sie aufgrund der hohen Inflation ein schlechtes Timing hatte. In Wirklichkeit versuchen die ARD-Anstalten ihre Inhalte abseits der Mediathek legal zu publizieren. Die Vertreter des Volkes sollten endlich den Rundfunkstaatsvertrag überarbeiten, dass ohnehin schon bezahlte ARD-Inhalte dauerhaft in der Mediathek zur Verfügung stehen. Dann wäre ARD Plus überflüssig und kein extra Angebot nötig!

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