Er ist der bestbezahlte Action-Star der Welt, eroberte vor allem mit den «Jumanji»- und «Fast & Furious»-Kinoreihen ein Millionenpublikum. Was bisher fehlte, war ein adäquater Superheld für Dwayne Johnson, der seine Karriere einst als Wrestler unter den Kampfnamen ‚The Rock‘ startete. Bis er 2001 mit seinen immensen Muskeln als «The Scorpion King» in «Die Mumie kehrt zurück» das Kinovolk beeindruckte. Fortan baute er sich eine Zweitkarriere als Schauspieler auf. Tatsächlich aber verkörperte Johnson bereits 2014 einen antiken Superhelden, «Hercules» blieb aber hinter den Erwartungen zurück. Das Publikum von heute steht nun mal mehr auf moderne Heroen, die im 20. Jahrhundert vor allem von amerikanischen Comic-Zeichnern erfunden wurden. Neben Figuren des Marvel Cinematic Universe haben es auch jene aus dem DC (Detective Comics) Verlag zu Leinwandehren gebracht: Superman, Batman, Wonder Woman und die ganze Justice League sind für das Filmstudio Warner Brothers Garanten für Kinoerfolge. Dwayne Johnson blieb da nur eine noch eher unbekanntere Figur, die ihren ersten DC-Comic-Auftritt bereits 1945 hatte: «Black Adam» hat ähnliche Fähigkeiten wie Superman, allerdings ist nicht ganz eindeutig, ob er mehr der guten oder der bösen Seite angehört.
Eine Krone, sie zu knechten
Die Krone von Sabacc verleiht dem Besitzer ungeheure Macht. Vor 5000 Jahre wurde sie im Lande Kahndaq von König Ahk-Ton (Marwan Kenzari) aus einem mysteriösen Edelmetall geschmiedet, wofür er sein Volk jedoch in die Knechtschaft führte, um es in Bergwerken abbauen zu können. Der Zauberer Shazam sah sich das nicht länger an und verlieh dem Sklaven Teth-Adam (Dwayne Johnson) Kräfte, um den bösen Herrscher vom Thron zu stoßen. Doch weil Teth-Adam seine Macht für eigene Rachegelüste missbrauchte, wurde er zur Strafe von Shazam in ein tiefes Grab auf ewig verbannt. Zeitsprung in die Gegenwart: Die Forscherin Adrianna Tomaz (Sarah Shahi) findet bei Ausgrabungen die Krone von Sabacc, womit sie versehentlich auch Teth-Adam wieder zum Leben erweckt. Das wiederum ruft die Justice Society of America (JSA), angeführt von Dr. Fate (Pierce Brosnan) und Hawkman (Aldis Hodge), auf den Plan. Denn ein Nachkomme von König Ahk-Ton will die Krone in seinen Besitz bekommen - natürlich um diesmal die ganze Welt zu unterjochen.
Paint It Black
Mit dem 1966 erschienenen Rolling-Stones-Song „Paint It Black“ wird der neue Action-Held eingeführt. Johnson eliminiert kurzerhand eine Söldnertruppe, die sich die Krone ebenfalls unter den Nagel reißen will. Die musikalische Untermalung ist temposteigernd, cool und vor allem nasty. Genauso will man den neuen Action-Held positionieren, der mit seiner Wiederauferstehung zu «Black Adam» mutiert. Ein zwiespältiger Muskelmann, der nie verhandelt, sondern stets handelt, was meist den Tod seiner Feinde zur Folge hat. Moralisch bedenklich, und dieser Konflikt hätte durchaus Potential, wenn der Darsteller nicht Dwayne Johnson heißen würde. Denn seine Erfolge im Kino fuhr er hauptsächlich als rettender Ritter ein, als ausgesprochenen Schurke kennt man ihn nicht. Weshalb sich daraus in «Black Adam» auch kein Spannungsbogen entwickelt. Das Publikum zweifelt es niemals an, dass Johnson selbstverständlich ein Guter ist.
Abziehbilder der Avengers
Einzig die Mitglieder der Superhelden-Liga ‚Justice Society of America‘ bringen das Thema immer wieder auf den Tisch, wissen nicht, ob sie «Black Adam» vertrauen können oder ob sie ihn zu einen der ihrigen umpolen können. Dabei wirken sie wie Abziehbilder der Avengers aus dem Marvel-Universum. Ex-Bond Pierce Brosnan («Golden-Eye») hat als Magier Doctor Fate große Ähnlichkeiten mit «Doctor Strange» (Benedict Cumberbatch), Aldis Hodge («One Night in Miami») könnte der Bruder von Falcon (Anthony Mackie) sein, Noah Cantino («3 Engel für Charlie») hingegen erinnert an «Ant-Man» (Paul Rudd). Aus dieser leider unoriginellen Gruppenkonstellation hätte man gewiss mehr herausholen können, doch Regisseur Jaume Collet-Serra, der mit Dwayne Johnson zuvor schon den Disney-Abenteuerspaß «Jungle Cruise» inszenierte, unterwirft sich dann doch lieber den Konventionen heutiger Comicverfilmungen, nach denen immer wieder riesige CGI-Feuerwerke gezündet werden müssen.
Visuelle Reize gibt es in «Black Adam» also bis zum Überdruss, aber sie sind wie so oft in diesem Genre seelenlos. Was bleibt ist die Leinwandpräsenz von Dwayne Johnson, dessen Muskelmasse per CGI für Szenen, in denen er noch als versklavter Mensch agiert, sogar verkleinert werden musste, Das erscheint witzig, weil es doch meist umgekehrt passiert. Die beste Szene bekommt das Publikum - und das ist längst kein Geheimnis mehr - aber erst kurz nach dem ersten Abspann. «Black Adam» trifft auf Superman (Henry Cavill), mit dem Versprechen einer Fortsetzung zu einem ‚Zweikampf der Giganten‘? Warten wir es ab.
Fazit: Ein neues Superhelden-Epos aus dem Hause DC, das wieder einmal zu einem CGI-Feuerwerk verkommt. Pures Popcorn-Kino, bei dem höchstens Comic-Fans von Superhelden auf ihre Kosten kommen.
«Black Adam» ist im Kino zu sehen.
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