Interview

Margrit Lenssen: ‚Zu 'Indianische Kulturen' wollten wir schon lange etwas machen‘

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Wie kann die Geschichte der Lakota-Stammesgruppe korrekt erklären? «Löwenzahn»-Redakteurin Lenssen spricht über ihre Arbeit.

Hallo Frau Lenssen. Sie feierten in diesem Jahr das 30. Dienstjubiläum in der «Löwenzahn»-Redaktion. Wie haben Sie darauf angestoßen?
Tatsächlich habe ich gemeinsam mit meinen Team-Kolleginnen und Kollegen die Premiere der ‚Indianischen Kulturen – Lakota in Bärstadt‘ gemeinsam geschaut und dazu etwas zum Essen nach Lakota-Rezept mitgebracht. Es gab einen Kürbis-Dip – auch wenn Lakota früher das eher warm gegessen haben ;). Und leicht abgewandeltes , ausgebackenes süßes Brot mit Zimt und Muskatnuss.

Wie muss man sich die Arbeit in der «Löwenzahn»-Redaktion vorstellen?
Das ist in einer kurzen Interviewfrage kaum zu beantworten. Von der intensiven Betreuung der Drehbücher (im Austausch mit der Produktionsfirma, «Löwenzahn» ist eine Auftragsproduktion) über Markenführung, Neuentwicklungen, Recherchen, Austausch mit Usern und Zuschauenden, Onlineangebote, Pressearbeit usw. usw. reicht die Bandbreite – und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Zudem betreuen wir auch noch andere Formate bei uns im Team.

Und können Sie uns sagen, wie sich Ihre Tätigkeit in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat?
Sämtliche Veränderungen der Medienlandschaft, besonders die schnelle Entwicklung der Onlinewelt, haben wir natürlich mit aufgenommen. Bei der Jahrtausendwende waren wir vorne dran mit unseren «Löwenzahn»-CD-ROMs, mit denen die Kinder Inhalte der Sendungen in Spielen und Quizfragen am Computer nachgespielt haben – begleitet von Peter Lustigs Stimme. Damals war es noch etwas ganz Besonderes, dass die Kinder «Löwenzahn» nicht nur im Fernsehen sondern auch am Computer erleben konnten. Inzwischen sind wir hier natürlich viele Schritte weiter. Die Online-Präsenz von «Löwenzahn» ist uns besonders wichtig, weil über die Plattform auch direkt mit den Kindern kommunizieren. Was sich nicht geändert hat ist die Sorgfalt, mit der wir an die Entwicklung jeder neuen Sendung herangehen immer mit dem Anspruch gute, moderne neue Inhalte zu schaffen die zur Marke «Löwenzahn» passen. Sie müssen all die ökologischen Fragen, emotionalen und Wissensansätze beinhalten, aber auch das, wie Menschen miteinander umgehen. Nur so können sie auf den Plattformen Erfolg haben. Die filmischen Stories sind heute wesentlich hochaufgelöster, dichter und fiktionaler erzählt als in früheren Zeiten. Das merkt man sofort, wenn man sich mal eine der alten „Classics“-Folgen anschaut. Das Erzähltempo war früher extrem viel langsamer war.

Kommen wir zur technischen Seite: Durch Breitbild, HD und nun 4K gab es immer Gründe, um Themen neu aufzugreifen. Jetzt leben wir in einem Zeitalter, in dem das Auge eine Verbesserung nicht mehr wirklich wahrnehmen kann. Könnten Ihnen deshalb die Themen ausgehen?
Die Themen, die wir bei «Löwenzahn» behandeln, sind inhaltlich getrieben, nicht nur technisch. Daher haben wir überhaupt keine Befürchtung, dass uns die Themen ausgehen. Die Technik bietet uns jetzt mehr Varianten als früher, manche Sachverhalte kann man noch besser darstellen. Was bleibt ist, dass wir aus der Kinderperspektive verständlich erzählen und Wissenswertes en passant unterbringen.

Im November strahlen Sie die zwei «Löwenzahn»-Folgen zum Thema indianische Kulturen aus. Worauf können sich die Kinder mit ihren Eltern freuen?
Ja, dieses «Löwenzahn»-Abenteuer in zwei Folgen liegt uns ganz besonders am Herzen. Denn zu diesem Thema „Indianische Kulturen“ wollten wir schon lange etwas machen – auch lange bevor die in diesem Sommer die intensive Diskussion um die neue Winnetou-Verfilmung für Kinder und das Buch dazu aufkam. Es ist eine sehr lustige, spannende und auch emotionale Geschichte geworden, in der wir auch die breite Varianz dessen kennenlernen, was indianische Kulturen ausmacht. Teile der «Löwenzahn»-Erklärstücke konnten wir auch vor Ort in Nordamerika drehen. Bei der Entwicklung der Folge haben wir mit verschiedenen Angehörigen der Lakota-Stammesgruppe zusammengearbeitet und hatten als Fachberatung auch eine Ethnologin an Bord, so dass alles sehr sorgfältig geprüft wurde.

Winnetou und andere Indianer-Filme: Wie haben Sie die Diskussion um das Verbot der Filme wahrgenommen?
Wie erwähnt, möchten wir den Blick weiten auf verschiedene Indianische Nationen. Wir erklären kindgerecht die Geschichte der nordamerikanischen Indigenen und zeigen eben auch, welche Ungerechtigkeiten es gab und noch gibt. Die Kunst aller Mitwirkenden vor und hinter der Kamera war es, dies mit einer abenteuerlichen, spannenden, lustigen fiktionalen Story in Bärstadt, wo der «Löwenzahn»-Bauwagen steht zu verknüpfen. Ich selbst habe wahnsinnig viel gelernt zum Thema und zum sensiblen Umgang damit, auch wenn ich schon vorher eine Affinität zu der Thematik hatte.

Bei YouTube können mehrere hundert alte Folgen von «Löwenzahn» angeschaut werden. Sind Sie stolz darauf, dass User die Inhalte aufgespürt und hochgeladen haben oder ärgert Sie die Raubkopie?
Peter Lustig wäre diese Jahr 85 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass strahlt ZDFneo gerade nur 130 Classic-Folgen aus, je zwei an jedem Werktag. All diese Folgen werden wir auch in unsere Mediathek stellen, sodass sich dies Frage dann tatsächlich bald erübrigt. Natürlich freuen wir uns über die große Fangemeinde. Doch aber den Urheberinnen und Urhebern der Sendung gegenüber ist es unfair, sie um ihre zustehenden Ausschüttungen für ihre Werke zu bringen – und zudem sind Raubkopien wie der Name schon sagt, gesetzlich verboten.

25 Jahre war Peter Lustig das Gesicht von «Löwenzahn». Im Jahr 2005 hörte er auf. Wie schwer fiel der Generationswechsel?
Der Wechsel war damals eine große Herausforderung, besonders für Guido Hammesfahr, den Schauspieler, der in der Rolle von Fritz Fuchs, nach Peters Ausstieg bei «Löwenzahn» in den Bauwagen eingezogen ist. Schließlich war Peter Lustig war ja ‚Kult‘ und ist es auch heute noch. Für die Zielgruppe, die Kinder, war der Wechsel gar nicht so schwer. Sie haben den Neuen und seinen Hund Keks schnell ins Herz geschlossen. Es waren einige Erwachsene, die sich mit Fritz Fuchs nicht so anfreunden konnten, weil Peter Lustig für sie auch ihre Kindheit verkörpert. Für uns als Redaktion war es die Herausforderung, ein neues Profil im Bauwagen zu erarbeiten und den Charme von «Löwenzahn» dabei zu behalten und in eine neue Zeit zu führen. Den neuen Charakter haben wir damals von Kindern beurteilen lassen und ihre Anmerkungen zur Figur mit einfließen lassen.

Guido Hammesfahr steht seit 16 Jahren vor der «Löwenzahn»-Kamera. Kennen junge Zuschauer überhaupt noch Peter Lustig?
Wie gesagt. Für die Kinder von heute wird «Löwenzahn» von Fritz Fuchs und Keks verkörpert. Einige von ihnen werden Peter Lustig kennen, weil sie die Classics mit ihren Eltern schauen. Aber der Fokus und die Kommentare oder Mails die wir bekommen, drehen sich bei ihnen immer um Fritz Fuchs und seinen Hund.

Die «Löwenzahn»-Folgen zu den Indianische Kulturen sind in der Mediathek verfügbar.

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