RTLZWEI steckt angesichts eines Oktober-Marktanteils von 3,8 Prozent in der Zielgruppe in einer deftigen Krise. Kaum ein Neustart der vergangenen Wochen funktionierte wirklich überzeugend, sodass RTLZWEI teilweise schnell die Reißleine ziehen musste. Prominentestes Beispiel war «Skate Fever» am Montagabend, das nach zwei Folgen mit nur 2,1 und 1,9 Prozent die Segel strich und nach nur einer Samstagvorabend-Sendung gänzlich das Programm verlassen musste. Füllprogramm «Die Geissens» machten ihre Sache in der vergangenen Woche mit 3,5 und 3,7 Prozent zwar etwas besser, große Blumentöpfe lassen sich damit aber nicht gewinnen.
Auch «Wir räumen auf!» mit Collien Ulmen-Fernandes tat sich in Woche zwei beim jungen Publikum deutlich schwerer und verlor gegenüber der Premiere einen ganzen Prozentpunkt. Unter Strich stehen auch hier nur magere 2,8 Pünktchen zu Buche. «Changing Rooms» überzeugte mit 2,2 Prozent im Anschluss ebenfalls nicht. Die bereits im vergangenen Herbst ausgerufene Blaulicht-Offensive hat ebenso keinen durchschlagenden Erfolg. «Mensch Retter» startete im Oktober in eine zweite Runde, konnte bisher aber nur 3,0, 3,7 und zuletzt 2,4 Prozent einfahren. Gerade einmal 0,14 Millionen Zuschauer unter 50 Jahren interessierten sich am Donnerstagabend zur besten Sendezeit für die Geschichten des Grünwalder Senders. US-Filme wie «Gods of Egypt» oder «American Pie» sind mit 5,1 und 5,6 Prozent allenfalls ein Strohfeuer gewesen.
Doch nicht nur die Primetime ist ein Sorgenkind des Reality-Senders, auch die Daytime hat weiterhin große Probleme. Das Experiment ein Call-In-Show in der 17-Uhr-Stunde ging mit «Mieten Kaufen Live» Mitte Oktober gehörig schief. Dementsprechend sollte das chronisch quotenschwache «SOS – Retter im Einsatz» für Abhilfe schaffen. Keine Überraschung, auch hier bleibt der Erfolg weiter aus. In der vergangenen Woche konnte sich das Format zwar zwischenzeitlich auf 4,0 Prozent steigern, doch am Donnerstag und Freitag sank die relative Sehbeteiligung bei den 14- bis 49-Jährigen auf 2,8 und 3,0 Prozent. Entsprechend schwer taten sich auch die Vorabend-Soaps «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht», wobei immerhin letzteres sich meist deutlich von den Kollegen aus Köln absetzt. Dennoch dürfte es den RTLZWEI-Verantwortlichen nicht reichen, dass in der vergangenen Woche nur zwei «BTN»-Ausgaben über den Oktober-Schnitt kamen. «Köln 50667» lag stets darunter, am Montag brachte es das Format nur auf mickrige 1,8 Prozent.
Womit sich RTLZWEI aber etwas trösten kann, waren die Marathon-Programmierungen von «X-Factor: Das Unfassbare» am vergangenen Sonntag und «Der Trödeltrupp» an Allerheiligen. Der Aufwand neue mysteriöse Geschichten produzieren zu lassen, hat sich ausgezahlt. RTLZWEI wurde am Sonntag durch zwei neue Folgen mit 7,6 und 8,6 Prozent in der Primetime belohnt. Auch tagsüber lief es am Tag vor Halloween mit teilweise 7,1 Prozent richtig stark. Für den «Trödeltrupp» lief es zwar nicht ganz so gut, doch bis in den Nachmittag hinein sorgten Wiederholungen für solide bis gute Werte. In der Primetime hatte eine neue Ausgabe dagegen keine Chance beim jungen Publikum und wurde mit schwachen 2,4 Prozent abgespeist. Was auffällig ist: In der Zielgruppe hat es RTLZWEI immer schwerer, aber bei den Ü50er findet man durchaus seine Nische.
Dies zeigte sich zuletzt bei den Doku-Soaps «Narumol & Josef» sowie «The Kelly Family». Beide Formate liefen bei den Umworbenen eher schlecht als recht, erzielten im September und Oktober aber beim Gesamtpublikum meist überdurchschnittliche Werte. Dass es RTLZWEI aber generell an großen Reichweiten mangelt, lässt sich daran ablesen, dass es im November bislang nur ein Programm gab, das die Millionen-Marke geknackt hat. Es war der Sonntagabendfilm «The Tunnel – Die Todesfalle», der 1,00 Millionen Zuschauer verzeichnete. Bedenklich dabei: Im Oktober war diese Statistik kaum besser. Nur «London Has Fallen», «Escape Plan» und das «Narumol & Josef»-Finale konnten mehr als eine Million Gesamtzuschauer markieren.
Die RTLZWEI-Verantwortlichen haben die Zeichen der Zeit erkannt, anders ist die Umorientierung hin zu mehr Shows im Programm nicht zu erklären. Mit «Skate Fever» holte man sich in dieser Hinsicht aber eine blutige Nase, das Publikum darf gespannt auf die Gehversuche von «Genial daneben» und «Glücksrad» im Programm des selbsternannte Reality-Senders Nummer eins sein. Sollte auch das nicht funktionieren besteht gründlicher Handlungsbedarf, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
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