Serientäter

«Mayor of Kingstown»-Kritik – Jeremy Renner Hitserie kommt nach Deutschland

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Mit etwas mehr als einem Jahr Verspätung wird der Krimithriller «Mayor of Kingstown» auch hierzulande zum Deutschlandstart von Paramount+ auf Sendung gehen.

Wer zuletzt annahm, mit dem internationalen Erfolg der Streaminganbieter wäre die Wartezeit von mehreren Monaten, teils auch über einem Jahr bis zum Deutschlandstart großer TV-Produktionen ein Relikt der Vergangenheit geworden, den belehrte Paramount+ eines Besseren. Zahlreiche US-Serienhits werden bis zum Deutschlandstart am 8. Dezember zurückgehalten. War es bei «Star Trek: Strange New Worlds» nur ein Unterschied von etwas mehr als sechs Monaten, so liegt die US-Ausstrahlung von «Mayor of Kingstown» bereits über ein Jahr zurück.

Taylor Sheridan scheint seit dem Megaerfolg von «Yellowstone» kaum noch zu Bremsen zu sein und produziert Serien am Fließband, die allesamt zu Hits werden und selbst große Filmstars auf den kleinen Bildschirm ziehen. Sylvester Stallone («Tulsa King»), Helen Mirren und Harrison Ford («1823») oder im hier vorliegenden Fall Jeremy Renner, geben sich die Klinke in die Hand.

In der fiktiven Stadt Kingstown in Michigan, einer Stadt dessen einziger rentabler Industriezweig die Gefängnisindustrie ist, spielt Renner den titelgebenden „Bürgermeister“. Als ein inoffizieller Vermittler zwischen rivalisierenden Gangs, Gefängniswärtern und Polizisten versucht Mike McLusky (Jeremy Renner) mit mehr oder weniger legalen Mitteln den Frieden in der Gefängnisstadt zu wahren. Von den ersten Minuten der Serie an, wird deutlich, dass hier eine strikte Erwachsenenproduktion vorliegt. Vom düsteren Filmstil, der jegliche Farben aus der Welt herausgesaugt zu haben scheint, über ein Zusammenspiel von Menschen, denen jede Lebensfreude entwichen ist, wird eine Grundstimmung erzeugt, die sich für den Zuschauer schnell wie ein Schlag in die Magengrube anfühlen kann. Gepaart mit expliziter Gewaltdarstellung und Nacktheit, die zum Grundrepertoire der Serie gehören, beleuchtet «Mayor of Kingstown» die Abgründe einer Menschheit, in der ein Menschenleben in Dollar gemessen wird.

Insbesondere die Auftaktfolge der Serie legt einen äußerst schwierigen Start hin und versucht viel zu viele Informationen in jene hineinzupacken, was gepaart mit vielen Schnitten zu massiven Verständnisproblemen, die Gesamthandlung betreffend, führen kann und auch keinerlei Charakterentwicklung zulässt. Glücklicherweise verflüchtigt sich diese Problematik ab Folge zwei zunehmends und sobald sich für die einzelnen Handlungsträger, vom hoffnungslosen Drogendealer bis zum korrupten Gefängniswärter Zeit genommen wird, deren Motivation und Hintergrundaspekte zu beleuchten, avanciert «Mayor of Kingstown» Stück für Stück zu einem durchweg überzeugenden Kriminaldrama. Renners stoischem, unterkühltem Auftreten kann zudem eine gewisse Coolness nicht abgesprochen werden und trotz des Fehlens jeglicher Art von Humor schafft es die bierernste Serienproduktion Folge für Folge mehr in ihren Bann zu ziehen. Themen wie Menschenhandel, Mord und Prostitution bestimmten die Welt von «Mayor of Kingstown», einer Welt, die die Abgründe der Menschheit beleuchtet und die jeglicher Zuschauer am liebsten so schnell wie möglich wieder verlassen möchte, stattdessen aber immer mehr in diese hineingezogen wird.

«Mayor of Kingstown» ist Taylor Sheridans bis dato kompromissloseste Serienproduktion, die insbesondere von Menschen in ausweglosen Situationen erzählt, von Menschen, die außerhalb der Gefängnismauern genauso gefangen sind, wie innerhalb dieser. Trotz einiger Startschwierigkeiten schafft es die Serie einen interessanten Mikrokosmos zu schaffen, aus dem es weder für die Protagonisten der Serie noch für die Zuschauer ein Entrinnen gibt.

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