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Dort angekommen, sollte sich Wednesday eigentlich wie zuhause fühlen: Alles ist grau und unheimlich, und ihre Mitschüler sind zum größten Teil Werwölfe, Vampire oder andere Ausgestoßene. Wären da nicht ständig die Visionen von Tod und Zerstörung, die sie einholen. Aufgrund ihrer etwas seltsamen Persönlichkeit müssten ihr diese Fantasien eigentlich gefallen: Aber nein, diese düsteren Vorahnungen findet Wednesday so gar nicht prickelnd.
Und dann ist da noch Enid (Emma Myers), ihre Zimmergenossen, ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen, das sie mit offenen Armen und noch offenerem Herzen in Nevermore willkommen heißt. Kurz: Alles, was Wednesday nicht leiden kann. Zum Glück ist da noch das Eiskalte Händchen, der treue Freund und Wegbegleiter, den ihre Eltern ihr als emotionale Unterstützung vorbeigeschickt haben.
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Nicht zuletzt dank Hauptdarstellerin Jenny Ortega, die die großen Fußstapfen ihrer Rollen-Vorgängerin Christina Ricci mit Bravour ausfüllt, hat diese Serie also eines, was Wednesday Addams nicht hat: ein großes Herz. Wobei das so natürlich auch nicht stimmt. Denn obwohl sie nie ein Lächeln auf den Lippen trägt und Frohsinn sie buchstäblich anwidert, hat sie das Herz doch auf dem rechten Fleck und setzt sich gerade für diejenigen ein, die ihre Hilfe am dringendsten brauchen: Korpulente Mitschüler, die auch in der Welt der Ausgestoßenen Außenseiter bleiben und von großen sportlichen Muskelpaketen systematisch drangsaliert werden. Denen macht Wednesday natürlich schneller den Garaus als man zweimal mit den Fingern schnippen kann – und spätestens jetzt sollten alle eingefleischten Fans der amerikanischen Gruselbande Lust auf die neue Netflix-Serie bekommen haben.
«Wednesday» läuft bei Netflix.
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