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Obwohl Netflix in den Vereinigten Staaten von Amerika sehr gut dasteht, machen viele Kontinente große Probleme. Ein Kunde zahlt im Durchschnitt über 15 US-Dollar und damit führt das rote N die Charts an. International verdient Netflix rund zehn Dollar. Disney+ kommt international wie national auf um die sechs Euro. Hulu schlägt sich bei den Amerikanern mit 13 US-Dollar recht gut. Wobei der durchschnittliche Umsatz pro Kunde völlig unterschiedlich ausfällt. Die Live-TV+SVOD-Abos spülen im Schnitt 88 US-Dollar in die Micky-Maus-Taschen, die übrigen Abostufen bringen viel weniger Geld. ESPN kommt mit seinem Streamingdienst nicht einmal auf fünf US-Dollar. Problematisch ist allerdings der Umsatz von Disney+ Hotstar, das in mehreren asiatischen Ländern aktiv ist. Disney+ besteht zu 38 Prozent aus Hotstar-Kunden, der Kundenumsatz beträgt allerdings nur 1,20 US-Dollar. Daher muss Disney an der Preisschraube drehen oder massiv Werbung in den asiatischen Ländern veräußern. Ein ähnliches Preisgefälle hat auch Netflix im asiatischen Raum.
Paramount, Showtime, Peacock, Starz und AMC+ machen einen monatlichen Umsatz pro Kunde von um die fünf US-Dollar. Starz ist international eine Restrampe: Nicht einmal ein US-Dollar wird aus dem internationalen Markt mit dem Programmangebot verdient. Mit den Währungswechselkursen, den Gebühren an Diensten wie Amazon und Werbung ist die Internationalisierung von Starz gescheitert. Die Kosten fressen den geringen Umsatz auf. HBO Max/Discovery+ setzt zehn US-Dollar um, auf dem internationalen Parkett liegt der Umsatz bei überschaubaren vier US-Dollar.
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Weitaus problematischer sieht das Feld bei Starz aus. In den Vereinigten Staaten von Amerika hat die Lionsgate-Tochter eine Kündigungsrate von erschreckenden neun Prozent. Etwas schwächer ist Showtime, dahinter folgen AppleTV, Discovery+, Peacock und Disney. HBO Max und Hulu können ihre Abonnenten unter fünf Prozent halten. Am 13. August 2021 stellte Apple den dreifachen Oscar-Preisträger «Coda» auf die Plattform. Der Film wurde von den US-Streamingabonnenten wahr genommen – doch im September musste man eine Kündigungsrate von 30 Prozent verkraften.
Das Marktforschungsinstitut Nielsen hat seit Januar 2022 die Streamingteilnehmer im Blick. Netflix ist bei den kostenpflichtigen Streamingdiensten die Nummer eins. Mit Ausnahme des Septembers war das Unternehmen sogar die Nummer eins unter allen Diensten, im September war nur YouTube (inklusive YouTube TV) mit 21,7 Prozent Marktanteil stärker. Disney+ hat zwar eine riesige Programm-Bibliothek, doch diese wird kaum genutzt. Disney+ kommt im dritten Quartal des Jahres auf 63 Prozent der inländischen Abonnenten von Netflix, aber kommt nur auf ein Viertel der Sehdauer. Nur sechs bis acht Prozent Marktanteil erreicht der Streamingdienst von Micky Maus. Das könnte auch für die werbefinanzierte Version von Disney+ ein Problem werden, denn Netflix dominiert mit seiner langen Nutzungsdauer. HBO Max muss sich mit wenigen Prozenten zufriedengeben.
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Netflix ist in den Vereinigten Staaten von Amerika in Sachen Nutzungsdauer die Nummer eins. Das Angebot hat Millionen von Abonnenten, die dem Unternehmen die Treue schwören. Diesen Vorteil muss das Unternehmen weiterhin ausspielen und darf die Kunden aber nicht langfristig mit zu vielen Preiserhöhungen verärgern.
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