Im Sommer legte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) die Pläne für sein „Digitales Medienhaus“ am Standort Berlin vorerst auf Eis, nachdem sich die Ex-Intendantin Patricia Schlesinger Vorwürfen wegen beschäftigter Berater rund um den Neubau ausgesetzt sah. Nun wurde das Projekt endgültig beendet, wie der öffentlich-rechtliche Sender am Donnerstag bestätigte. Der rbb-Verwaltungsrat stimmte einem entsprechenden Vorschlag von Intendantin Katrin Vernau am Donnerstag zu und begründete dies mit „fehlender Akzeptanz in der Belegschaft“ sowie „Kostenentwicklung des Projekts“. Die zu erwartenden Kosten summierten sich auf insgesamt 311 Millionen Euro, wie der Sender angab.
Der Großteil bleibt also in den Kassen, dennoch geht der rbb nicht unbeschadet aus der Sache heraus. Inklusive der Abwicklungskosten wird man rund 32 Millionen Euro in Planungen, Vorbereitungen am Baufeld und Projektarbeit für das Vorhaben investiert haben. Immerhin rund 14 Millionen Euro davon seien nachhaltig investiert, beispielsweise in das Fernsehzentrum an der Masurenallee oder das große Fernsehstudio A am Kaiserdamm, die übrigen 18 Millionen Euro werden als Verlust abgeschrieben.
„Wir wenden mit dem Stopp des Projektes eine große Belastung des rbb in der Zukunft ab. Es ist anders als in anderen Sendern nie gelungen, durch die Baupläne auch Aufbruchstimmung im rbb zu erzeugen, im Gegenteil. Wir brauchen aber Mut und Wille zur Veränderung. Ich bin froh, dass wir uns jetzt neu besinnen können“, erklärt Intendantin Vernau in einer Mitteilung. Die Herausforderung, mit dem Programmangebot möglichst viele Menschen auf unterschiedlichen Verbreitungswegen zu erreichen, bleibe bestehen, so Vernau.
Weiterhin beteuerte Vernau: „Wir ziehen die Notbremse spät, aber nicht zu spät, und beenden das Projekt im Sinne des rbb und der Beitragszahlenden. Die Entscheidung hat weder mit der Arbeit des Architekturbüros noch mit den Projektpartnern noch mit den vielfältig an dem Projekt beteiligten Mitarbeitenden im Haus zu tun. Bestimmte Ergebnisse ihrer Arbeit, beispielsweise Kostenschätzungen und kritische Rückfragen, lösten an der rbb-Spitze in der Vergangenheit kein Umdenken aus. Wer konkret welche Verantwortung trägt, werden die laufenden Untersuchungen zeigen. Wir setzen den wenig verantwortungsvollen Umgang mit den finanziellen Ressourcen des rbb nicht fort. Ebenso wenig ignorieren wir, dass wir heute auf andere Art und Weise zusammenarbeiten als noch vor Corona. Wir finden – gemeinsam mit der Belegschaft – neue Lösungen, um dem zu begegnen.“
Claus Kerkhoff, Leiter der Hauptabteilung Finanzen des rbb, stellte derweil klar, dass in den bereits reduzierten Planungen die Verluste beim Digitalen Mediehnhaus weitestgehend eingerechnet sind, sodass man keine zusätzliche Sparrunde erwarte. „Es ist aber möglich, dass wir für 2023 noch einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag in der Finanzplanung berücksichtigen müssen“, so Kerkhoff.
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