Die Kritiker

«Tatort - Das Opfer»

von

Robert Karow ermittelt im neuen «Tatort» aus Berlin allein - und liefert damit einen der besten deutschen Krimis seit langem.

Stab

Darsteller: Mark Waschke, Andreas Pietschmann, Kim Riedle, Jasmin Tabatabai, Sahin Eryilmaz, Ugur Kaya
Musik: Bert Wrede
Kamera: Markus Nestroy
Drehbuch: Erol Yesilkaya
Regie: Stefan Schaller
Robert Karow (Mark Waschke) ist kein Opfer, auch wenn ihm der Tod seiner Kollegin Nina Rubin aus der letzten Folge des Berliner «Tatorts» sichtlich zusetzt. Und bei diesem einen Schicksalsschlag soll es nicht bleiben. Denn auch Maik Balthasar (Andreas Pietschmann) wird bald tot im Grundewald aufgefunden. Zuletzt war er als verdeckter Ermittler im Einsatz. Jetzt soll er von einem der größten Gangster Berlins persönlich ermordet worden sein. Die Staatsanwältin (Jasmin Tabatabai) ist jedenfalls überzeugt, den gefürchtetsten Verbrecher der Hauptstadt endlich dingfest machen zu können.

Doch für Karow ist die ganze Sache verdammt persönlich – er kannte Balthasar nämlich schon aus Jugendzeiten und stand ihm nicht nur damals sehr nahe. In kurzer Zeit ist ihm also der zweite geliebte Mensch weggestorben. Was macht ein Mann wie Karow da?

Zusammenbrechen und weinen. Zuerst. Doch dann rafft er sich auf und begibt sich auf eigene Faust ins Mafia-Milieu, verkehrt in dem Nachtclub der Unterwelt und spioniert vom Dönerladen gegenüber die kriminellen Aktivitäten aus. Auf seinem Weg lernt er Camilla (Kim Riedle) kennen, eine Sexarbeiterin im Dienste der Verbrecherbande, die ihm schon bald ihr Vertrauen schenkt und raus will aus dem Sumpf. Kann Karow dieses Versprechen einlösen?

Es lastet viel auf seinen Schultern in diesem Film: Schuld und Verantwortung und vergessene Liebe. All das muss man auch als Schauspieler schultern können, und Mark Waschke gelingt es in „Das Opfer“ wirklich hervorragend, wie auch das Drehbuch durch seinen Nuancenreichtum überzeugen kann. Denn hinter dem Mord und Karows besessener Suche nach Antworten verbirgt sich eine viel essentiellere Frage, die dieser Film ohne Vorurteile angeht.

So ist einmal ein Film mit Tiefgang entstanden, am Sonntagabend im Ersten, der mehr will als nur einen Krimi zu erzählen, sondern auch etwas zu sagen hat: über das Männerbild in streng hierarchisch organisierten arabischen Männerclans, sowie darüber, dass es auch dort Männer gibt, die sich zu anderen Männern hingezogen fühlen – und dass die dort grassierenden Vorurteile nicht anders sind als der Kontext, in dem Jungen aus gutem Hause wie Robert Karow vor 30 Jahren groß geworden sind.

Ebenso überzeugt das Solo von Robert Karow, weil der berühmte Sonntagskrimi einmal aus einer völlig charaktergetriebenen Geschichte besteht, die tief in der Psyche der Hauptfigur wurzelt, wodurch eine besonders intensive Bindung an den Fall entsteht – sowohl beim Charakter als auch beim Zuschauer. Vielleicht ein Indiz, dass bei der «Tatort»-Besetzung doppelt eben nicht immer besser hält.

Der Film «Tatort – Das Opfer» wird am Sonntag, den 18. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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