Stab
Regie: Hinnerk SchönemannDrehbuch: Holger Karsten Schmidt
Kamera: Uwe Neumeister
Ton: Kai Nührmann
Musik: Stefan Hansen
Schnitt: Tina Freitag
Besetzung: Hinnerk Schönemann, Jana Klinge, Marleen Lohse, Cem Ali Gültekin, Stephan A Tölle, Regine Hentschel, Joshy Peters, Rainer Furch, Roman Knizka, Tino Führer, Konstantin Lindhorst
Die Ausgangssituation des ARD-Kriminalspiels ist nicht ohne Reiz. Die Zufallsausbrecher handeln anfangs rational. Sie nehmen die Waffen und Funkgeräte der verunglückten Justizbeamten an sich, lassen ihr Gefährt verschwinden, besorgen sich Kleidung. Alles möglichst unauffällig. Die Eskalation ist einem dummen Zufall geschuldet, aber selbst nach diesem Geschehen versuchen sie weitestgehend unauffällig zu bleiben. Ebenso, wie die Männer zufällig in die Freiheit geraten, werden Hauke Jacobs und seine Kollegin Hannah Wagner ebenfalls nur zufällig auf ein mögliches Verbrechen aufmerksam – durch eine übervorsichtige Nachbarin des Toten, die zwar eigentlich nicht viel mitbekommen hat, aber – sie hat „so ein Gefühl“. Hauke Jacobs und Hannah Wagner wissen also recht bald, dass offenbar ein Verbrechen stattgefunden hat, haben aber keine Ahnung, was genau geschehen ist oder dass sie es mit mehreren Tätern zu tun haben.
Leider verliert die Inszenierung mit fortlaufender Spielzeit an Tempo. Während die Geschichte bis zum Moment der Operation des verletzten Sträflings in der Praxis recht straff inszeniert ist und nur eine Richtung kennt, nämlich die nach vorne, verliert sich die Story mit fortlaufender Spielzeit im Klein-Klein der gegenseitigen Animositäten der Sträflinge in der Tierarztpraxis. Die Ausbrecher sind recht unterschiedliche Typen. Einer ist ein Dieb, einer ein Betrüger. Was Puttkammer ist, wird zwar nie gesagt, es ist aber klar, dass dieser Kerl jemand ist, mit dem man keine Spielchen spielt. Der vierte Mann im Bunde ist derweil offenbar ein Gewaltverbrecher, der eher über einen mäßigen Verstand verfügt.
Eigentlich eine reizvolle Truppe, denn die Unterschiedlichkeit lässt tatsächlich Konflikte erwarten. Diese Konflikte aber wirken nie, als würden sie aus einer Situation heraus entstehen. Sie entstehen, weil die Konventionen des Kriminalspiels dies verlangen. Der Betrüger etwa will niemanden etwas antun und will nur weg, der Gewaltverbrecher hat seine Triebe nicht unter Kontrolle... Das alles funktioniert zwar dramaturgisch, ist aber wenig originell. Drehbuch und Regie arbeiten brav Augenblicke des Erwartbaren ab, das Tempo verflacht zusehends, bis es zu einem regelrechten Stillstand kommt.
Zum Ende hin wird es noch einmal dramatisch, ja, sogar ein wenig Action ist angesagt. Auf dem Weg zu diesem Ziel aber verliert die Inszenierung bedauerlicherweise ihren Anfangspepp und müht sich eher über die Ziellinie.
PS: «Auf der Flucht» ist faktisch der neunzehnte Fall der Reihe. Das Weihnachts-Special «Ho-Ho-Ho» aus dem Jahr 2021 wird jedoch in der offiziellen Zählung nicht berücksichtigt.
Am Donnerstag, 5. Januar 2023, 20.15 Uhr, Das Erste
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
05.01.2023 15:13 Uhr 1
Und zwar folgendes: Das der Autor dieser Artikels keine Ahnung von der Reihe hat, denn es ist schon lange klar was Puttkammer ist.
Das hier ein Name doppelt verwendet wird oder gar eine Rolle umgeschrieben wurde ist doch eher unwahrscheinlich und laut Presseinfo der ARD gar unmöglich.
06.01.2023 12:18 Uhr 2