Auf den Spuren von Prinz Harry? Der deutsche Rapper Anis Mohamed Youssef Ferchichi, auch bekannt unter seinen Künstlernamen Bushido, sucht derzeit die Aufmerksamkeit, um darauf hinzuweisen, dass er doch lieber nicht mehr so wirklich mit seinem Privatleben im Rampenlicht stehen möchte. Aus diesem Grund hat der in Bonn geborene Musiker und Produzent eine Dokumentationsreihe mit Amazon namens «Unzensiert – Bushido’s Wahrheit» und für RTL «Bushido: Reset» und «Bushido & Anna-Maria – Alles auf Familie» gedreht.
Der Shooting-Star der Rap-Szene wurde lange von Arafat Abou-Chaker gemanagt, gegen dem derzeit beim Landgericht Berlin verhandelt wird. In der Reportage des Online-Versandhändlers packt Anis und seine Frau Anna-Maria gegen das Familienoberhaupt aus – und dieser tut das Beste, was man machen könnte: Er hält sich raus. So entstand der Eindruck, dass Bushido und seine Frau nur Vorwürfe machen. Die schwache Doku fand dennoch seinen Weg zu Amazon, die Fans waren von dem Inhalt mehr als enttäuscht.
In der Amazon-Dokumentation sage Bushido, dass er früher seine Verträge nicht gelesen hätte – das macht er wohl auch weiterhin nicht. Denn für «Unzensiert – Bushido’s Wahrheit» musste er sich nackt machen: Neben diversen Interviews zu Promo-Zwecken folgten auch Homestorys in Berlin. Beim Prozess fragte der Vorsitzende Richter Martin Mrosk, ob Bushido überhaupt seinen Vertrag bei Abou-Chaker rechtmäßig in schriftlicher Form gekündigt hätte. Dieser verneinte, ein rechtlicher Schlag ins Gesicht des Nebenklägers.
Es ist ein Schauspiel, das unbedingt ein Ende finden muss. Doch es geht munter weiter: Für seine Amazon-Dokumentation ging Anis Ferchichi zu Kurt Krömers Sendung «Chez Krömer», der ihn grillte. „Hast du deiner Familie die Freiheit geraubt“, fragte Krömer spöttisch und verwies darauf, dass die Kinder von Bushido unter Polizeischutz in die Schule gebracht würden.
Die elfköpfige Familie entwickelte sich zu einer Mischung aus «Goodbye Deutschland! Die Auswanderer» und «Die Wollnys» und wanderte im August nach Dubai aus. «Bushido & Anna-Maria – Alles auf Familie» wurde erneut von Peter Rossberg und seiner Produktionsfirma Good Guys Entertainment produziert, der 15 Jahre lang Reporter bei der Bild-Zeitung war. Im August 2022 beendete er seine Tätigkeit, um sich voll auf sein neues Baby konzentrieren zu können.
Apropos Baby: Die neun Kinder von Anna-Maria werden – wie auch schon in den bisherigen Filmen – adrett vor die Kamera bugsiert. Das hätte man vielleicht vor 20 Jahren machen können, als das Fernsehen noch kein High-Definition-Television machte und Fernsehausstrahlungen noch etwas Exklusives waren, weil die grenzenlose Aufzeichnung via Videokassetten nicht möglich war. Aber mit dem derzeitigen System werden die Kinder im Internet auffindbar sein. Sollten Amazon und RTL eines Tages die Dokumentationen offline nehmen, werden sie die zahlreichen Ausschnitte, die man auf YouTube findet, nicht mehr verhindern können. RTL argumentiert in einer Stellungnahme, dass die Entscheidung der Pixelung bei den Eltern liege. Man verweist auch darauf, dass die Kinder auch auf den Social-Media-Accounts des Paares zu sehen sind. Das macht die Sache aber nicht besser.
In der Beschreibung der neuen, vierteiligen RTL-Sendung heißt es, dass Bushido und seine Frau Anna-Maria mit den damals sieben Kindern jahrelang unter dem Schutz des LKA leben musste. „Für die Hoffnung auf ein freies Leben“ ist man in das Steuerparadies Dubai ausgewandert. In der gezeigten Dokumentation machen sie nicht gerade eine gute Figur und das Verhalten bezüglich ihrer neun Kinder ist alles in allem inakzeptabel. Man könnte ja attestieren, dass Arnis seine Handlungen aufgrund seiner bisherigen Karriere nicht hinterfragen kann, aber auch seine Ehefrau, Produzent Rossberg und der Fernsehsender RTL hätten die Kinder verpixeln können. Das ist offensichtlich nicht unmöglich, denn beispielsweise sind Menschen aus Dubai nicht zu erkennen. Ein Schritt zurück kann in diesem Fall auch ein Schritt nach vorne sein. Aus dem Schatten des Polizeischutzes werden die Ferchichis ohnehin nicht treten, selbst wann das Scheinwerferlicht erlischt.
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