Zuletzt setzten sich die Will Media GmbH und der Norddeutsche Rundfunk im September 2022 zusammen, um Verträge für 89 Sendungen für die Jahre 2021, 2022 und 2023 abzuschließen. Vor wenigen Tagen machte die Moderatorin dann bekannt, dass sie ab 2024 eine neue Herausforderung suche. 62 Ausgaben sind abgedreht, für die kommenden elf Monate und eine Woche muss Will nur noch 27 Ausgaben abliefern. Es wird also nicht gerade ein sportliches Jahr für die ARD-Moderatorin, denn 2023 stehen keine Großereignisse an. Selbst die Frauen-Weltmeisterschaft wird in Australien und Neuseeland ausgetragen, sodass die Spiele am Vormittag absolviert werden.
Vorschlag 1: Talk
Bei allen Alternativen, die in den vielen Pausen von «Anne Will» ausprobiert wurden, war ihre Sendung immer am erfolgreichsten. Auch wenn die Reichweiten über die Jahre gesunken sind, bilden die zahlreichen Krimis, die oft laufen, keine wirkliche Alternative. Und wer könnte für eine politische Talkshow am Abend besser gewappnet sein als Markus Lanz? Zwar heißt es immer, dass sich Lanz beim ZDF sehr wohl fühle, allerdings hat der Italiener auch schon «Wetten, dass..?» übernommen. Seine Tätigkeit am Samstagabend wurde ihm zum Verhängnis, der Sonntagabend wäre allerdings ein geeigneter Sendeplatz, um Lanz‘ noch mehr Strahlkraft zu verleihen. Seit der Corona-Pandemie vor drei Jahren hat sich die Qualität seiner Talkshow stark verbessert, Lanz ist ein Teil der medialen Berichterstattung. Am Sonntagabend könnte er durchaus ein noch größeres Publikum erreichen. Außerdem ist es auch nichts Neues, dass sich ARD und ZDF gegenseitig die Talente wegkaufen.
Eine nicht wahrscheinliche, aber dennoch interessante Variante, wäre den Talkslot für einen außenstehenden Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Medien freizumachen. Hier könnte auch die Wahl auf Robin Alexander fallen, der oftmals an Lanz‘ Seite sitzt und mit seiner Expertise die ausufernden Antworten zurechtstutzten könnte. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, ein Journalisten-Pool aus drei, vier Moderatorin zu engagieren. Würde der Norddeutsche Rundfunk so agieren, dann hätten wir nicht solche anbiedernden «Anne Will»-Sendungen wie mit Angela Merkel oder Olaf Scholz gehabt. Blicken wir zurück: Stefan Raab war beim Kanzler-Duell mit Peer Steinbrück und Angela Merkel auch nur so mutig, weil er wusste, sein Job hängt nicht von diesem Gespräch ab. Wenn es bei Raab schon klappte, wieso dann nicht auch bei Alexander?
Vorschlag 2: Reportage
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unterhält zahlreiche hervorragende Reportage-Formate und politische Magazine. Dabei ist es egal, ob die Reporter von «Y-Kollektiv» kommen oder die Reportagen vom MDR-Magazin «Fakt» stammen. Auch in Kooperation von „Süddeutsche Zeitung“ oder dem „Spiegel“ hat man Recherche-Ergebnisse veröffentlicht und großartige Reportagen entwickelt. Doch jede Redaktion unterhält ihren eigenen Sendeplatz und hat darüber hinaus oftmals kaum Chancen, ihre Dokumentationen und Recherche-Ergebnisse in aller Ausführlichkeit zu präsentieren.
Wenn bei «Report Mainz» ein wichtiges Thema läuft, aber zeitgleich ein wichtiges Fußballspiel stattfindet, dann kann das Ergebnis schon einmal durchrutschen und tatsächlich untergehen. Daher sollte man den zweitwichtigsten Sendeplatz nicht mehr für Diskussionen nutzen, sondern für Tatsachen: Die besten Dokumentationen und Reportagen der ARD laufen nicht mehr innerhalb der Magazine (oder nur zusammengeschnitten), sondern werden am Sonntag in voller Länge gesendet. Dann könnte sich die blaue Eins auch davon frei machen, dass die kompletten Filme nicht nur auf YouTube und in der Mediathek gesendet werden. Selbst eine kleine Redaktion, die einen überraschenden Coup einfährt, könnte so auf ein neues Podest gehoben werden.
Vorschlag 3: Filme
Das deutsche Kino wird überwiegend von Arte, den Anstalten der ARD und dem ZDF finanziert. Nur wenige Produktionen kommen von privaten Firmen wie Constantin Entertainment, Warner Bros. oder Sony Pictures. Unterm Strich steckt oftmals die öffentliche Hand dahinter, die zahlreiche Filmschaffenden in frühen Jahren fördern. Baran bo Odar, der zusammen mit seiner Frau Jantje Friese die Netflix-Serie «Dark» drehte, hätte wohl niemals einen internationalen Durchbruch gehabt, hätte ihn ARD und ZDF nicht gefördert. Seine Produktion wie «Das letzte Schweigen» mit Wotan Wilke Möhring und Sebastian Blomberg wurde von den Öffentlich-Rechtlichen finanziert. Wo werden diese Spielfilme gesendet? Meist im Nachtprogramm und dann auch noch mit meist schrecklichen Einschaltquoten.
Daher sollte Das Erste diese dritte Option ebenfalls prüfen, ob nicht künftig direkt nach dem «Tatort» die zum Teil herausragenden Produktionen laufen können. Sollte mal ein Rohrkrepierer dabei sein, ist das auch nicht schlecht. Dann müsste man sich nicht nur über den «Tatort» in der Betriebsküche unterhalten, sondern könnte auch noch eine zweite Produktion besprechen.
Fazit:
Es lässt sich nur schwer vorhersagen, was NDR-Intendant Joachim Knuth und ARD-Programmdirektorin Christine Strobl letztlich umsetzen werden. Erfahrungsgemäß zeigte sich der NDR eher weniger wagemutig und so sollte man nicht ausschließen, dass erneut einer Person aus dem «Tagesthemen»-Umfeld einen Job als Moderator angeboten wird. Hierfür könnte sich Caren Miosga eignen, die bislang schon zahlreiche Interviews mit Politikern führte. Helge Fuhst, eigentlich Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell, fühlt sich vor der Kamera ebenfalls sehr wohl und moderierte schon die politische Diskussionssendung «Unter den Linden» bei Phoenix. Die ARD hat rund ein Jahr Zeit sich Gedanken über den prominenten Sendeplatz nach dem «Tatort» zu machen. Etwas Mut sollte in die Überlegungen einfließen.
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