Interview

Kida Khodr Ramadan: ‚In einem leerstehenden Frauengefängnis gedreht‘

von

«4 Blocks»-Star Ramadan hat die neue Serie «Asbest» gedreht, die es in der ARD Mediathek gibt.

Mit «Asbest» haben sie eine feinfühlige, aber auch raue Geschichte über den deutschen Knastalltag geschaffen. Ich habe selbst eine Führung durch ein Gefängnis machen dürfen und war entsetzt, wie bedrückend diese Orte sind.
Ich habe im Vorfeld viel über Gefängnisse recherchiert, mir Dokus angeschaut. Ich wollte die Serie so authentisch wie möglich machen, und ich hoffe, ich habe die Stimmung und die Atmosphäre eines Gefängnisses gut hinbekommen.

Wie viel echtes Gefängnis kommt in «Asbest» vor?
Wir haben in einem leerstehenden Frauengefängnis in Köpenick gedreht, das war schon beklemmend.

Derzeit wird ein Pilotprojekt erarbeitet, dass Gefängnisinsassen auch eingeschränkten Zugang zum Internet bekommen sollen. Befürworten Sie das Projekt?
Ich finde das eine sehr gute Idee. Jeder hat das Recht auf Freiheit. Das Internet bedeutet für viele – und vor allem Häftlinge – Freiheit. Vielleicht hilft es sogar dem einen oder anderen in Gefängnis ein besserer Mensch zu werden.

In «Asbest» erwartet uns Xidir als Alian Koder, der zu neun Jahren Haft verurteilt wird. Er meint, er sei unschuldig. Was wird uns in der Serie noch erwarten?
Auf jeden Fall erwartet uns hoffentlich eine zweite Staffel, in der das Puzzle zu Ende gebracht wird. Ich weiß schon genau, wie es weitergeht und warte nur noch auf das Go. Mein Autor Juri Sternburg ist befreit.

Gefängnis-Experten sagen immer, wer einmal hinter Gittern muss, könnte dauerhaft abrutschten. Wie sehen Sie das?
Ich finde Statistiken Quatsch. Jeder Mensch ist anders – jeder tut das, was er fühlt. Ich hoffe, dass die meisten durch einen Gefängnis-Aufenthalt zum Nachdenken und positiven Wandel gebracht werden.

Ihre Wahl für die Hauptrolle fiel auf den Deutschrapper Xidir. Wie fand der Castingprozess statt?
Ich habe mir viele Kandidaten angeschaut und irgendwann hat mein Sohn, der Momo heißt wie die Hauptfigur in «Asbest» mir geraten mir den Rapper Xidir anzuschauen. Ich habe ihn zum Casting bestellt und er hat alle umgehauen.

Das Drehbuch der fünfteiligen Serie «Asbest» stammt von Juri Sternburg und die Idee von Katja Eichinger. Wie liefen die Absprachen zwischen Ihnen als Regisseur und den Autoren ab?
Wir waren im täglichen Update und haben uns immer wieder beraten. Die Bücher wurden besser und besser. Ich bin sehr dankbar, dass ich zwei so großartige Menschen hatte, die mit mir zusammen dieses Projekt entwickelt haben.

Sie spielen in Ihrer Serie den „Kurden“. Was macht Ihre Figur so besonders?
Ich wollte das erst mal gar nicht selbst spielen. Die ARD-redakteurin Carolin Haasis hat mich überredet. Es waren am Ende nur fünf Drehtage, also alles überschaubar. Ich wollte mich ja auf das Regieführen und die Schauspieler konzentrieren.

«4 Blocks» landete zunächst bei TNT Serie, inzwischen ist die Serie bei vielen anderen Warner-Bros.-Sendern gelaufen. Haben Streamingdienste das Format erst richtig beflügelt?
Streamingdienste sind inzwischen für uns Filmemacher die Tasse Kaffee, ohne die nichts mehr geht. Sie eröffnen uns – und Formaten wie «4 Blocks» – unzählige Möglichkeiten.

Ihr Regiedebüt «In Berlin wächst kein Orangenbaum» erschien am 24. September 2020. War der Start mitten in der Pandemie eine gute Entscheidung?
Es war ein großes Risiko, aber ich liebe das Risiko. Der Film hat seinen Weg gemacht, und ich bin sehr stolz darauf. Es wird immer noch darüber geredet und er hat eine richtige Fanbase erreicht.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Asbest» ist seit 20. Januar in der ARD Mediathek verfügbar.

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