Sind die Kinder erst einmal aus dem Haus, freuen sich die meisten Eltern. Doch diese Freude ist meist von kurzer Dauer – denn auf einmal ist das Familienheim gähnend leer, und gerade wenn man das Berufsleben schon länger hinter sich gelassen hat, weiß man nicht so recht, was man den lieben langen Tag mit sich anfangen soll.
So geht es zumindest Kitty Forman (Debra Jo Rupp), die sich deshalb auch tierisch freut, dass ihr Sohn Eric (Topher Grace) mit seiner Frau – und Jugendliebe – (Laura Prepon) und der gemeinsamen 16-jährigen Tochter Leia (Callie Haverda) für ein paar Tage im Sommer zu Besuch kommt. Wir schreiben das Jahr 1995, seit den „wilden Siebzigern“ ist also schon sehr viel Zeit vergangen.
Und trotzdem ist das Jahrzehnt der Schlaghosen und Blumenkleider in dieser Serie nie weit entfernt – klar, schließlich sehen wir hier ein Spin-off der legendären Fox-Sitcom «That 70s Show», aus der vor allem Mila Kunis und Ashton Kutcher nicht nur als Hollywoods Power-Couple, sondern international gefeierte Filmstars hervorgingen. Die meisten Elemente, die «Die wilden Siebziger», wie das Format in Deutschland hieß, geprägt haben, sehen langjährige Fans schon in der ersten von zehn Folgen von «That 90s Show» wieder, die nun weltweit bei Netflix ausgestrahlt wird: Verqualmte Gesprächsrunden im Stuhlkreis, in denen die Kamera von Sprecher zu Sprecher springt (nur, dass der dabei zu sehende Dunst nun von Kittys Popcorn auf dem Herd herrührt, und nicht mehr von den Joints, die noch anno 1976 die Runde machten) und die bekannten Sets wie die Küche der Formans sorgen dafür, dass sich die Zuschauer von damals schnell wieder zuhause fühlen.
Natürlich schauen nicht nur Topher Grace und Laura Prepon vorbei, um ihren Sprössling für einen langen Sommer bei den Großeltern zu lassen, damit dieser eine ähnlich coole Zeit mit seinen Freunden verbringen kann wie sie selbst vor etlichen Jahren, sondern auch Mila Kunis und Ashton Kutcher sind bald mit von der Partie. Trotzdem steht im Zentrum von «The 90s Show» natürlich die Geschichte der nächsten Generation – und an dieser Stelle ist es eben schwierig, den alten Charme von damals nachzuspielen: Denn «That 70s Show» lebte nun einmal von den wilden siebziger Jahren, während die „Nineties“ zwei Dekaden später sich durch ein ganz anderes Lebensgefühl auszeichneten. Will man dieses nun einfangen und darstellen, kommt logischerweise eine ganz andere Atmosphäre mit anderen Themen und Figuren dabei heraus, auch wenn wir weiterhin als Zuschauer in der bekannten Küche der Formans zu Gast sind.
Das gelingt dieser Serie insgesamt ziemlich gut, wenn sie auch von Anfang an nicht halb so ikonisch wirkt wie ihr Vorbild vor 20 Jahren: Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die 70er das coolere Jahrzehnt mit den besseren Geschichten waren, und sich seit den 90ern – trotz eines ähnlichen langen Zeitabstands zur Produktion der Serie – anscheinend nicht so viel verändert hat.
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