Interview

Dietmar Güntsche: ‚Es gab im Vorfeld einen Austausch mit Raik Doormann‘

von   |  1 Kommentar

Der Produzent von «German Crime Story» spricht über die Arbeit der erfolgreichen Prime Video-Serie.

Amazon hat «German Crime Story» in der letzten Woche veröffentlicht. Waren Sie mit den bisherigen Besprechungen aus dem Feuilleton zufrieden?
Es gibt einige sehr gute, differenzierte Besprechungen. Neben der hervorragenden Regieleistung von Florian Schwarz finden auch die stimmige Dramaturgie, der hohe `Production Value` sowie die tollen Leistungen des gesamten Ensembles, allen voran Oliver Masucci und Angelina Häntsch, positive Erwähnung. Gleichzeitig polarisiert die Serie: Kritische Stimmen empfinden bestimmte Gewaltspitzen als zu hart oder monieren, Täterfiguren wie Raik Doormann dürfe in fiktionalen Formaten kein Raum gegeben werden. Die Diskussion ist nicht neu, sie ist auch ein beständig wiederkehrender Teil der Filmgeschichte.

Haben Sie sich «American Crime Story» zum Vorbild genommen?
«American Crime Story» war nur eine der Serien, die uns inspiriert haben. "The Assassination of Gianni Versace", die zweiten Folge der Anthologie, wird beispielsweise ausschließlich aus der Täterperspektive erzählt. Wir hingegen wechseln in die Perspektive der Ermittlerin und bleiben dann auch bei Nela Langenbeck.

Wird Ihre Serie auch eine mehrteilige Anthologie-Reihe?
Es wäre eine reizvolle Aufgabe, «German Crime Story» als Anthologie-Reihe fortzusetzen. Man entdeckt gänzlich unterschiedliche Fälle und hat verschiedene Möglichkeiten, diese auf besondere Weise zu erzählen. Wir sind jedenfalls bereit und haben spannende neue Projekte in aktiver Entwicklung.

Der Hamburger Reinstrom, der als Inspiration für die Täterfigur Raik Doormann dient, befindet sich seit vielen Jahren im Gefängnis. Haben Sie mit ihm für die Produktion gesprochen?
Es gab im Vorfeld der Recherche einen Austausch zwischen ihm und einem der Drehbuchautoren. Viel intensiver und anhaltender waren aber unsere Kontakte zu Angehörigen und Zeitzeugen, die uns auch als Berater zur Verfügung standen.

Die Hauptrolle hat Oliver Masucci gespielt. War er sofort für die Rolle Feuer und Flamme?
Nein. Wir mussten ihn erst überzeugen. Oliver war zunächst skeptisch, die Rolle zu übernehmen. Aber er wusste natürlich, dass schon einige große Schauspieler einmal in ihrem Leben einen Serienmörder gespielt haben.

Wieso fiel die Wahl auf Florian Schwarz als Regisseur?
Florian ist während der Entwicklung der Drehbücher zum Projekt gestoßen. Die Producerinnen Ulrike Schoelles und Nadine Grünsteidel wollten mit ihm zusammenarbeiten. Wir sind seit «Im Schmerz geboren» große Fans seiner Arbeit. Wir waren begeistert, als Florian sich für den Stoff interessierte.

Sie haben auch für Das Erste die Reihe «Reiterhof Wildenstein» produziert. Gibt es davon eine Fortsetzung?
Nach sechs erfolgreichen Folgen war wegen Budgetverschiebungen innerhalb der Degeto bisher leider keine Fortsetzung der Reihe möglich. Mit Redaktionsleiter Christoph Pellander, der selbst ein ausgewiesener Pferdesport-Experte ist, sind wir aber fortlaufend über dieses und weitere Formate im Austausch.

Derzeit arbeiten Sie auch an dem Spielfilm «Vena», bei dem die Figur Jenny von Crystal Meth wegkommen möchte. Wie weit sind die Dreharbeiten vorangeschritten?
Wir schließen die Dreharbeiten, die wir im November 2022 unterbrechen mussten, im April ab. Die junge Regisseurin Chiara Fleischhacker, eine Absolventin der Filmakademie Ludwigsburg, gibt mit «Vena» ihr Kinodebüt. Unser Ziel ist, den Film bis zur Berlinale 2024 fertigzustellen.

Beim Fernsehen gibt es handfeste Zuschauerzahlen, beim Kino Ticketverkäufe und -erlöse. Wie sieht das Feedback bei Amazon aus?
Von unseren Partnern bei Prime Video wissen wir, dass sich «German Crime Story: Gefesselt» bisher gut entwickelt hat und sich weiter herumspricht. Die Serie steht seit ihrem Start auf Platz 1 der Prime Video-Charts für Filme und Serien.

Was steht sonst an bei Neue Bioskop?
Wir haben unsere Firma beständig weiterentwickelt und sind ein eingespieltes Team, das Know How aufgebaut hat. Durch die enge Verbindung zum Weltkino Filmverleih sind auch nachgelagerte Bereiche wie Marketing, Presse und Home Entertainment ein relevanter Teil unserer Projektkonzeptionen. Es gibt bei Weltkino eine Lizenz-, Vertrags- und eine Materialabteilung. Durch unsere Struktur sind wir in der Lage, auch große Produktionen und High End-Serien wie «German Crime Story» auf einem hohen Niveau für unsere Kunden abzuwickeln. Darauf wollen wir weiter aufbauen.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«German Crime Story» kann bei Prime Video gestreamt werden.

Kurz-URL: qmde.de/139783
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Stargamer
26.01.2023 16:24 Uhr 1
"Dietmar Güntsche: ‚Es gab im Vorfeld einen Austausch mit Raik Doormann‘"



Er hat sich also mit einer fiktiven Figur ausgetauscht, während diese gerade erfunden/entwickelt wurde. Wie kann man sich das denn so vorstellen? Und ist er deswegen schon mal beim Psychologen gewesen?



Oder sollte ich lieber sagen, dsas wir hier wieder den Qualitätsjournalismus von Quotenmeter erleben, bei dem die Headline gar nicht zur Aussage im Artikel passt?



"Der Hamburger Reinstrom, der als Inspiration für die Täterfigur Raik Doormann dient, befindet sich seit vielen Jahren im Gefängnis. Haben Sie mit ihm für die Produktion gesprochen?

Es gab im Vorfeld der Recherche einen Austausch zwischen ihm und einem der Drehbuchautoren."

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