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Man kann sich zu recht beklagen, dass das Liebes-Drama in der Notaufnahme und um den Operationstisch von «In aller Freundschaft» unrealistisch ist, gleichzeitig bedienen sich die amerikanischen Serien immer mehr diesem Schema. Immerhin ist es günstiger, eine Liebesgeschichte zu erzählen, statt einen spektakulären Unfall zu inszenieren. Selbst recht junge Dramen wie «The Good Doctor» haben dieses Muster zum Vorbild genommen, wenngleich ein paar Special Effects mehr zur Verfügung stehen.
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„Überhitzt“ erzählt aber auch die durchaus bemerkenswerte Geschichte des zwölfjährigen Luis (Maximilian Brauer), der dringend eine Lebertransplantation benötigt. Sein alleinerziehender Vater Daniel (Sönke Möhring) möchte ihm zwar eine Leber spenden, doch aufgrund seiner HIV-Infektion ist das nicht möglich. In anderen Ländern wurden ähnliche Operationen schon durchgeführt, doch in Deutschland ticken die Mühlen etwas anderes. Auch hier soll der Zuschauer etwas lernen: HIV ist nicht mehr zwangsläufig eine tödliche Krankheit, sofern die Patienten ihre Medikamente einnehmen. Das Team setzt sich für den Jungen ein, wie es schon George Clooney in «Emergency Room» in der fünften Staffel tat: Das System hat Nachrang, wichtig ist der Patient. Aus diesem Grund wird der Plan geschmiedet, dass Luis nach Südafrika geflogen wird. Dort ist diese Operation möglich. Für diese Aktion kommt Achim Kreutzer (Holger Daemgen) zur Stippvisite vorbei, der bis 2007 in der Notaufnahme arbeitete. Die Produzenten haben es geschafft, seine zweite Inkarnation, die die meisten Jahre vor der Kamera stand, für einen Gastauftritt zu verpflichten.
Bevor es schließlich auf die große Reise geht, entführt Ramonas (Maire Zielke) ihren Sohn aus der Sachsenklinik, Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig) kann sich in letzter Sekunde in das Auto der manisch-depressiven Erkrankten hieven. Sie fahren zu einem See, bei dem – es hat wohl jeder kommen sehen – Luis umkippt und Hilfe gerufen wird. Zunächst kommt Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann) mit seinem Auto angefahren und sieht, wie sich Ramonas Auto überschlägt (man bekommt also doch den typischen Jubiläums-Stunt geliefert). Schnitt, Ende.
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Während die Pfleger in einem Kühlraum eingeschlossen sind, kommt Heilmann zu Sinnen. Warum soll er seine Freundin Kathrin nicht heiraten – und wann täte es besser passen als bei der 1.000 Folge? Deshalb machen sich die vielen Ärzte, Freunde und Bekannte von Kathrin und Roland auf den Weg zum Strand. Auch der sonst kühle Dr. Rolf Kaminski ist dabei, da er von einem Schicksalsschlag getroffen wurde.
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Es ist eine tolle Rede, die Jochen S. Franken und Klaus Jochmann den Standesbeamter Udo von Wackerstein (Dirk Schoedon) sprechen lassen. Gleichzeitig haben Thomas Berlin und Martin Geerd Meyer für ein entspannte Musik ausgesucht, denn unter der Regie von Daniel Drechsel-Grau wurden zahlreiche tolle Kamerafahrten (Uwe Neumeister) inszeniert und schließlich zahlreiche Highlights seit Beginn der Serie in Montagen zusammengeschnitten. Die Fernsehzuschauer wurden für ihre jahrelange Treue mit einem Jubiläum belohnt, das Lust auf mehr macht.
In der letzten Szene sitzen Dr. Maria Weber (Annett Renneberg) und Dr. Kai Hoffmann (Julian Weigang) in der Sachsenklinik und philosophieren, ehe Leipzig mit einem Gewitter von der Hitzewelle erlöst wird. Ende gut, alles Gut. Bis zur nächsten Woche (in diesem Fall bis zum 22. Februar).
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