Serientäter

«American Horror Stories»: Schon fast Comedy

von

Disney+ strahlte in den vergangenen Wochen die zweite Staffel der Ryan-Murphy-Serie aus. Die Qualität ist inzwischen alles andere als hervorragend.

Vor fast zweieinhalb Jahren gaben die Verantwortlichen des Senders FX, der Streamingdienst Hulu und der Serien-Mastermind Ryan Murphy bekannt, dass die Anthologie-Serie «American Horror Story» einen eigenen Ableger bekommen soll. Doch anders als sonst ist der Serien-Mastermind, der schon «Nip/Tuck» lieferte und seither immer wieder mit Produktionen überzeugt, gar nicht wirklich in die Serie involviert. Er schaffte zuletzt lieber die Netflix-Serien «Monster» über den Serienmörder Jeffrey Dahmer und «The Watcher». Beide Formate wurden kontrovers besprochen, sorgten aber schlussendlich für sehr hohe Aufrufzahlen bei Netflix.

Der Netflix-Konkurrent Disney+ hat zwar insgesamt mehr Stoffe von Murphy vorliegen, jedoch enttäuschen immer mehr Formate. Sowohl die «9-1-1»-Serien als auch die «American»-Formate verlieren zunehmend an Qualität. Von den einstigen Hochzeiten wie die Geschichte um O. J. Simpson ist man inzwischen meilenweit entfernt. Die einzigen Geschichten von «American Horror Stories», die überhaupt das richtige Gefühl vermitteln konnten, waren die Storylines, die Murphy und Brad Falchuk verantworten – also die „Murderhouse“-Storyline in der ersten Staffel.

In der zweiten Runde steuert Manny Coto fünf von acht Geschichten bei. Mit „Puppenhaus“, einem Prequel von „Coven“ hat man wenigstens wieder einen Anschluss an die früheren Werke gefunden. Jedoch sind die Geschichten von Coto, der schon «24: Live Another Day» und die späteren «Dexter»-Folgen an die Wand fuhr, eigentlich recht mau. In Puppenhaus versucht schließlich eine junge Frau namens Coby von einem verrückten Puppenmacher Van Wirt loszukommen. Dieser bringt regelmäßig Frauen um, die verschiedenen Spielen die wenigsten Punkte erreichen.

In der zweiten Folge „Aura“ kauft sich Jaslyn eine intelligente Kamera. Immer wieder soll ein Geist vor der Tür stehen. Die Erzählung der Geschichte ist unterm Strich recht ordentlich, allerdings können sich die Zuschauer ab sofort darauf einstellen, dass am Ende einer Folge ein großes Gemetzel eintreten wird.

Bei „Lichthupe“ wird ein Paar vorgestellt, dass äußerst verschiedenen ist. Marci wird von einem unbekannten Mann in einem Jeep gejagt, doch dieser wollte ihr nichts Böses antun. Stattdessen werden die Zuschauer damit konfrontiert, dass die Eheleute ein schräges Geheimnis haben. Marci und Chaz führen nämlich eine offene Ehe – und einen dazugehörigen Folterkeller. Und zum Schluss darf sich auch der Ehemann an einer alten Bekannten austoben.

Ähnlich ist auch Cotos „Facelight“-Geschichte, in der eine ältere Dame im Vorruhestand zum Schönheitschirurgen geht. Sie wurde allerdings nicht zur Prinzessin verschönert, sondern sieht auch wie ein Schwein und wird dann von einer Gruppe Einheimischer gejagt wird. Die Geschichte ist genauso hohl wie das Staffelfinale „See“, in der lebende Skelette in einem See leben, der für ein Stausee geflutet worden ist. Diese können natürlich aus dem Wasser steigen, im Wasser gewisse Personen angreifen und auch noch Visionen in fremde Häuser projizieren. Also eigentlich ganz großer Bullshit, was dem Disney+-Abonnent aufgetischt wird.

Apropos Bullshit der bizarren Weise: In „Milchmädchen“ steht die Prostituierte Celeste im Mittelpunkt, deren Pocken-Ausbruch im 18. Jahrhundert Neuenglands zunächst geheim gehalten wird. Doch ihre Freier saugen den Saft (oder Eiter?) ihrer Kuhpocken, so stellt es sich dann heraus, und hoffen, damit von Menschenpocken verschont zu werden. Zwischenzeitlich drückt sie vor laufender Kamera auch ihre Pocken aus – das ist eklig, auch wenn Prothesen zum Einsatz kommen. Nichtsdestotrotz kann man Autorin Our Lady J wenigstens zu Gute halten, dass ihr Film zumindest einen aufklärenden Zweck hat. Damit es bei der Serie am Ende auch noch schön trashig bleibt, kann der Zuschauer würfeln, welcher Akteur am Ende noch am Leben bleibt. Es dürfte überraschend werden.

«American Horror Stories» wurde auch mit der zweiten Staffel nicht besser. Man muss sich schon fragen, was in den Köpfen der Autoren vorgeht, so einen geistigen Abfall abzuliefern. Die meisten Geschichten haben gravierende Logiklöcher und haben wenig mit wirklich Horror zu tun. Stattdessen kann man die Serie nur noch in einem ironischen Unterton schauen.

Kurz-URL: qmde.de/139981
Finde ich...
super
schade
28 %
72 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelQuotencheck: «Paranormal on Tape – Übernatürliche Aufnahmen»nächster ArtikelDie Kritiker: «Der Kroatien-Krimi: Der Todesritt»
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung