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Die Recherchen haben zu Tage gefördert, dass Holzamer unter anderem seine zeitweilige Zugehörigkeit zur SA verschwiegen und seine von 1937 bis 1945 bestehende NSDAP-Mitgliedschaft auf eine 1937 eingegangene und 1939 angeblich selbstständig aufgelöste Anwartschaft reduziert hat. Außerdem stellte er sich mit seiner publizistischen Tätigkeit erst als Reporter des damaligen Westdeutschen Rundfunks und später als Kriegsberichterstatter der Wehrmacht offenbar stärker in den Dienst der NS-Herrschaft, als er nach 1945 eingeräumt hat.
Laut einer vom ZDF verschickten Mitteilung gelangt Sabrow zu der Einschätzung, dass sich Holzamer dem Typus des „pragmatischen Opportunisten“ zurechnen lasse, der zur Anpassung an die neuen Verhältnisse bereit war, ohne sich die Nazi-Ideologie und ihren virulenten Antisemitismus gänzlich zu eigen zu machen. Sabrow: „Holzamers lebensgeschichtliche Stilisierung in den Jahrzehnten nach dem Krieg entsprach einem Zeitgeist, der auf Entlastung und Verdrängung der Vergangenheit zielte. Auch wenn er sich während der NS-Zeit weder innerhalb der parteipolitischen Institutionen noch in seinen Medienbeiträgen – soweit diese bekannt sind – über das geforderte Maß hinaus engagierte, finden sich in seinen damaligen Texten Ingredienzien des nazistischen Weltbildes und er trug in seinem beruflichen Wirken zur Aufrechterhaltung und Stärkung des 'Dritten Reichs' bei. Inwieweit die nach 1945 teils eingeräumte, teils beschwiegene NS-Verstrickung Medienmacher und -intellektuelle wie Holzamer in ihrem Engagement für eine demokratisch fundierte Gesellschaft behinderte oder im Gegenteil sogar bestärken konnte, bleibt eine über den Fall Holzamer hinausweisende Interpretationsfrage der deutschen Zeitgeschichte.“
Holzamers Vergangenheit während der NS-Zeit wurde deshalb einer Überprüfung unterzogen, da bei den Vorbereitungen zum Jubiläum "60 Jahre ZDF" biografische Angaben in der Vita des Gründungsintendanten durch das Unternehmensarchiv des ZDF geprüft worden waren. Dabei ergaben sich im Abgleich mit dem auf der ZDF-Webseite und an anderen Stellen veröffentlichten Lebenslauf Holzamers Abweichungen bei den Daten zur NS-Zeit. ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler hatte daraufhin eine interne Recherche beauftragt, in die neben dem ZDF-Archiv auch die Bestände einschlägiger staatlicher Archive (wie Bundesarchiv/Militärarchiv) zum Thema Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg einbezogen wurden. Dabei tauchten neue Hinweise und Fakten auf, die auch die Mitgliedschaften in der NSDAP und der SA betreffen.
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