Die samstagabendliche Show «Saturday Night Live» ist das Sprungbrett für viele Projekte. Im Juni 1980 entstand aus mehreren Sketchen der Spielfilm «Blues Brothers», indem die Comedians John Belushi und Dan Aykroyd die Hauptrolle spielten. In den 90er Jahren folgten neun weitere Spielfilme, unter anderem zwei aus der «Wayne’s World»-Reihe. Doch weil der Klamauk zunehmend an Qualität verlor, hat man sich auf die 90-minütige Fernsehshow konzentriert – oder auf ein gesamtes Franchise.
Tina Fey stieg im Jahr 2006 aus, um mit Alec Baldwin für «30 Rock» vor der Kamera zu stehen. Amy Poehler ging zwei Jahre später, um mit Greg Daniels und Michael Schur «Parks and Recreation» zu machen und Seth Meyers wurde nach 13 Jahren «Saturday Night Live» die werktägliche Late-Night-Show «Late Night» angeboten. NBC und seine Produktionsfirma arbeiten auch mit Andy Samberg an «Brooklyn Nine-Nine» zusammen, für das Samberg das Handtuch bei NBC warf. Die neue Show lief fünf Jahre lang beim US-Network FOX, ehe die letzten drei Staffeln bei NBC ausgestrahlt wurden.
In 153 Episoden, die zwischen 17. September 2013, und 16. September 2021 ausgestrahlt wurden, bekommt das 99. New Yorker Revier einen neuen Chef. Fortan wird Raymond Holt (Andre Braugher, «Last Resort») mit seiner strengen und unpersönlichen Art das Revier führen. Im Laufe der Staffeln werden nicht nur Lebensgefährte Kevin Cozner, einem Professor für Klassik an der Columbia University, sondern auch deren Pembroke Welsh Corgi namens Cheddar eingeführt – Raj aus «The Big Bang Theory» lässt grüßen.
Hauptprotagonist ist Jake Peralta (Samberg), der zwar ein sehr attraktiver und erfahrener Detektiv ist, aber mit seiner unreifen und verspielten Art auffällt. Obwohl er selbstbewusst ist, scheitert er oft im ersten, zweiten – und manchmal auch im dritten – Anlauf. Im Laufe der Zeit kommt er sich Amy Santiago näher (Melissa Fumero, «One Life to Live»), die neurotische Polizistin, die zwanghaft um Anerkennung von Captain Holt kämpft. Zum Finale in der fünften Staffel heiraten Jake und Amy, die Serie verliert an diesem Punkt das letzte Fünkchen Kreativität.
Abgerundet wird das Team vom muskelmäßigen Terry (Terry Crews, «The Expendables»), den Best-Buddy Charles (Joe Lo Truglio, «Gullivers Reisen») und der Kollegin Rosa Diez (Stephanie Beatriz, «The Smart One»), die Stichwortkartenhalter sind und die Handlungen nur in ihrer wesentlichen Funktion voran treiben. Fast schon kurios und aus der Zeit gefallen ist, dass auch Gina (Chelsea Paretti, «Parks and Recreation») bis Staffel sechs dabei ist, aber sich die drei weiblichen Hauptfiguren sich nur in den seltenen Fällen miteinander unterhalten. Stattdessen stehen tatsächlich die Männer im Mittelpunkt, allen voran Jacob und Holt.
Enttäuschend war das Aufgebot der finalen achten Staffel. Als Haupt-Antagonist hat man dieses Mal John C. McGinley («Scrubs») als Polizei-Gewerkschaftler Frank O‘Sullivan verpflichtet, der immerhin vier Folgen vorbeischaute. Was besonders lustig daran ist, dass er gefühlt 15 Bier trinken kann (sollte er einen Iren verkörpern?) – und er als Mann dann nicht einmal Amy und Rosa unterscheiden kann, sollte man vielleicht genauer erklären. Genauso versuchen sich Paula Welsh und Madeline Walter in einer «Knives Out»-Hommage, die zum 150. Jubiläum als viertletzte Folge diente. Die Storylines sind abgedroschen, aber immerhin kann man hierbei ein wenig lachen.
Doch wirklich viel Mühe geben sich die Autoren nicht: «Brooklyn Nine-Nine» wirkt wie eine Fernsehserie, die von der NBC-Schwesterfirma wahllos weiterproduziert wurde, dass die bisherigen Rechte-Abnehmer schön weiter ihre Folgen abkaufen müssen. Das zeigt sich vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika, dort lief die Serie fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die siebte Runde lief noch zu Pandemie-Zeiten mit zwei Millionen Zuschauern, erst 14 Monate später folgten die finalen zehn Geschichten. Diese finalen Folgen hat NBC im August und September im Doppelfolgen versendet, nur einmal waren mehr als zwei Millionen Menschen dabei.
Blickt man hinter die Kulissen der Serie ist das aber auch völlig verständlich. Erneut wird in „PB&J“ Doug Judy (Craig Robinson, «The Office») mit einem Verbrechen eingebunden. Natürlich wird Jake wieder eine Falle gestellt – und das ist wirklich einmal pro Staffel passiert! Zahlreiche Freunde und Geschäftspartner der Produzenten werden eher schlecht als recht in die Handlungen eingebunden. Da wäre beispielsweise Dean Winters («30 Rock»), Kyra Sedgwick («The Closer»), Jason Mantuoukas («The Good Place»), Winston Story («Henry Danger»).
Im Finale der Serie bekommen wir einen weiteren Coup zu sehen, der eigentlich jährlich an Halloween veranstaltet wird. Dort kehrt auch Chelsea Peretti für einen kurzen Gastauftritt zurück, allerdings dient auch sie nur als Stichwortkartengeberin. Das Spiel ist immer gleich: Acht Staffeln lang, acht Mal „The Coup“: Ein Team muss einen bestimmten Gegenstand rauben. Ständig trickst sich die Bande aus und am Ende gewinnt jemand das Spiel. Das ist allerdings noch nicht einmal besonders interessant, sondern die Witze sind profan und auf dem Stil der 90er Jahre Klamauk-Fernsehen. Das Ende ist im Grunde völlig egal, weil es überhaupt nichts mit Knobeln zu tun hat. «Brooklyn Nine-Nine» ist wie die «Stromberg»-Adaption eine Work-Place-Comedy. Nur haben die deutschen Autoren auf dem Höhepunkt die Serie aufgehört. Um das Gefühl der letzten «Brooklyn Nine-Nine»-Staffel zu haben, muss man sich einfach vorstellen, dass es einfach noch fünf weitere Staffel von «Stromberg» gäbe – und das ist keine gute Stimmung.
«Brooklyn Nine-Nine» ist bei Netflix verfügbar.
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