Interview

Christoph Hamm über die Biathlon-WM: ‚Bietet Spannung und Abwechslung‘

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Die 53. Biathlon-Weltmeisterschaft wurde bis Sonntag in Oberhof im Thüringer Wald ausgetragen. Hamm war als Reporter dabei und sprach mit Quotenmeter.

Hallo Herr Hamm. In den vergangenen zwei Wochen fand die Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof statt. Haben Sie sich über den Zuschlag der sportlichen Festspiele gefreut?
Die Biathlon-Weltmeisterschaften sind Teil eines langfristigen Rechtevertrages, die auch die Weltcup-Übertragungen umfassen. Aber natürlich sind Biathlon-Weltmeisterschaften in Deutschland immer herausragende Ereignisse. Und auf die WM in Oberhof habe ich mich auch deshalb besonders gefreut, weil ich bereits 2004 als ZDF-Reporter dabei war, als die Weltmeisterschaften erstmals in Oberhof stattfanden.

Bis zu fünf Millionen Menschen verfolgen die sportlichen Highlights aus Oberhof. Warum ist Wintersport so beliebt?
Der Wintersport in seiner Vielfalt bietet Spannung, Abwechslung, nahbare Athletinnen und Athleten sowie eine prächtige Stimmung unter den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort. Die Übertragungen von der Alpinen Ski-WM aus Courchevel und Méribel oder von der Biathlon-WM in Oberhof haben erneut gezeigt, welcher Reiz darin liegt, Wintersport live zu verfolgen. Gerade Biathlon hat sich zu einer besonders telegenen Sportart entwickelt, da es spannende Disziplinen (Verfolgung, Massenstart, Staffeln) bereithält. Zudem können dem TV-Zuschauer viele für den Wettbewerb relevante Informationen per Grafik auf dem Bildschirm geliefert werden. Hinzu kommt, dass mittlerweile durch den Einsatz von Kameradrohnen oder von kleinen, handlichen, aber livefähigen Kameras die Strecken quasi aus der Athletensicht übertragen werden können – da gibt es viele spektakuläre Blickwinkel und Perspektiven.

Gab es eigentlich schon einmal Abwerbungsversuche der privaten Konkurrenz?
Vor einigen Jahren hatte sich RTL mal um die Übertragungsrechte für Biathlon beworben.

In diesem Jahr waren die Schneefälle suboptimal, oftmals musste man mit Altschnee arbeiten. Ist Wintersport künftig in Deutschland noch möglich?
Die Wintersportverbände arbeiten fieberhaft an Konzepten für die Zukunft. Mit Blick auf den Biathlonsport ist Altschnee zunächst einmal nicht schlecht. Fast alle Veranstalter unterhalten mittlerweile sogenannte Schneedepots, in denen der Schnee aus einer abgelaufenen Saison unter einem Foliensystem für die nächste Saison erhalten bleibt – das ist die Grundlage für die neuen Loipen. Diese werden dann mit Kunstschnee beschneit. Hier greifen mehr und mehr nachhaltige, klimafreundliche Konzepte.

In Oberhof arbeitet man mit einer vollautomatischen Schneeproduktionshalle, die mit Sonnenenergie arbeitet. Sind dies die Konzepte der Zukunft?
Genau das gehört in diese Reihe neuer Konzepte rund um "Green Productions" im Wintersport.

Müsste man sich langfristig Gedanken machen, ob Ruhpolding und Co. zu niedrig liegen, um dort Wintersport-Ereignisse abzuhalten?
Der Wettkampfkalender wird schon heute so gestaltet, dass die Weltcup-Rennen in Skandinavien beginnen, wo der Winter früher kommt. Aber klar ist auch: Wenn der Klimawandel sich so rasant entwickelt, wie es sich momentan andeutet, wird es für die deutschen Veranstalter von Wintersport-Weltcups schwieriger werden. Und das würde sich auf die gesamte Sportart auswirken, denn Deutschland ist der wichtigste Markt.

Könnte man Biathlon beispielsweise auch auf Nordamerika erweitern, um optimale Platzverhältnisse zu bekommen?
In der kommenden Saison werden wieder zwei Weltcup-Wochenende in Übersee stattfinden. Das kommt alle drei, vier Jahre vor. Dies jedes Jahr zu machen, wäre eine zu große logistische Herausforderung für den Biathlontross – und auch nicht klimafreundlich. Zudem kommen die wirtschaftlichen Argumente hinzu: Biathlon ist vor allem in Europa gefragt.

Sie haben zahlreiche sportliche Events für das ZDF begleitet. Welche Highlights blieben hängen?
In den Sportarten, die ich in den zurückliegenden Jahren intensiv begleitet habe, stellen Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften die herausragenden Erlebnisse. Gerade dann, wenn man als Live-Reporter die Chance hat, Erfolge zu kommentieren – wie etwa die Einzel-Goldmedaille von Denise Hermann-Wick in Peking oder jetzt ihr Sprint-Gold bei der WM in Oberhof. Die schönsten Erinnerungen verbinde ich mit den Olympischen Sommerspielen in Barcelona 1992 – dort begann meine Karriere als Live-Reporter. Die Rahmenbedingungen waren damals aus meiner Sicht optimal.

Wie blicken Sie auf die Olympischen Winterspiele in Peking zurück? War das Land damals überhaupt schon bereit für eine solche Durchführung unter dem Corona-Virus?
Als Reporter vor Ort konnten wir uns nur in einer „Olympischen Corona-Schutz-Blase“ bewegen, in der wir uns aber sehr sicher gefühlt haben. Die Maßnahmen, die dort ergriffen wurden, erschienen uns Europäern zuweilen übertrieben: Wenn im Hotelflur ein Mitarbeiter im weißen Ganzkörperanzug permanent Desinfektionsmittel versprüht, wirkt das schon sehr skurril. Aber trotz der strengen Maßnahmen, waren die Chinesen um uns herum stets freundlich und zuvorkommend.

Peking, Rio, Tokio waren nicht unbedingt die besten Sommerspiele – es wurde viel Geld verschossen. Jetzt folgen Paris, Los Angeles und Brisbane. Freuen Sie sich, dass Olympia wieder etwas positiver in Erscheinung tritt?
Die Olympischen Spiele in Peking und Tokio fanden in mehrfacher Hinsicht unter schwierigsten Bedingungen statt – das ist bei einer Bewertung zu berücksichtigen. Klar erscheinen die kommenden Austragungsorte aus europäischer Perspektive attraktiver. Ob aber Paris, Los Angeles oder Brisbane nicht einen ähnlichen finanziellen Aufwand betreiben werden, das werden wir noch sehen.

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