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Der schöne Klaus hat große Träume. Ein deutsches Studio 54, das Kunst und wilde Vögelei vereint, soll es sein. Verwirklichen will er dies mit der Hilfe seiner Freunde Andy (Henning Flüsloh), der gerne professioneller Boxer wäre und Bernd (Noah Tinwa), der als Lude genug Geld für eine Geschlechtsumwandlung verdienen möchte. Unterstützt wird dieses Dreamteam von der gealterten Hure Jutta, die als „Mastermind“ hinter den Kulissen fungiert, im Verlauf der Handlung aber immer häufiger durch eine Ambivalenz zwischen versuchter Emanzipation und vollumfänglicher Unterdrückung auffällt.
Während die männlichen Figuren der Serie allesamt durch eine gewisse Zwielichtigkeit und Skrupellosigkeit auffallen, ein auch nur ansatzweises „gut“ gegen „böse“ findet hier nicht statt, gibt es praktisch keine Frauenrolle, die letztlich nicht zur Hure wird. Wie einfach es für den schönen Klaus scheint, praktisch jede Frau der Serie mit ein paar dümmlichen Sprüchen zu überzeugen für ihn auf den Strich zu gehen, zeichnet ein äußerst fragwürdiges Frauenbild. Allen voran die Figur Klaus beraubt die Serie durch seine karikative Zeichnung mit langen blonden Haaren, Hamburger Dialekt und den großen Träumen eines halbstarken Teenagers von einer zumindest ansatzweisen Ernsthaftigkeit. Die Serie mag zwar von direkter und indirekter Gewalt nicht zurückschrecken, doch selbst der Krieg mit der GMBH, der durch einige Prügelleien oder etwa einem angezündeten Auto dargestellt wird, vermittelt nie das Gefühl von realer Gefahr oder drastischen Konsequenzen. Die Handlung sickert dabei eher vor sich hin als mit irgendeiner Art von Höhepunkten aufzuwarten und ist dabei stets vorhersehbar und repetitiv.
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