Serientäter

«Outlast»: Die neue Reality-Show, in der teilweise nichts passiert

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16 Menschen kämpfen in vier Gruppen um das nackte Überleben in Alaska. Nicht alles, was der Reality-Wettbewerb anpackt, ist klasse.

Nach «The Mole» hat Netflix eine weitere Fernsehshow gestartet, in der unbekannte Amerikaner in einem ausweglosen Gebiet um eine beachtliche Gewinnsumme kämpfen: Bei «Outlast» bekommt der Gewinner schließlich ein Preisgeld von einer Million US-Dollar – und das auch garantiert und daran wird auch nicht mit irgendwelchen Tricks herumgeschraubt.

Hinter der neuen Reality-Show stehen Jason Bateman («Ozark»), Grand Kahler, Michael Costigan, Emma Hor und Mike Odair, die im Dorf Honnah im Hoonah-Angoon Census Area die Produktion starteten. Nur ein paar Kilometer westlich ist die Neka Bay, die durch Gezeiten den Neka River flutet. Hier werden die 16 verschiedenen Kandidaten ausgesetzt, die dort ums Überleben kämpfen müssen. Aggregate Films und Nomad Entertainment haben für die achtteilige Sendung mit Absicht auf um Überlebenskämpfer geworben, denn das harte Leben in Alaska ist Nichts für schwache Nerven.

Im Mittelpunkt der Sendung stehen echte Macher, die sich den Fluss teilen und in verschiedenen Challenges um Vorteile kämpfen. Jedoch gibt es keine Regeln, weshalb Mitmenschlichkeit und Hass durchaus Emotionen sind, die die Kandidaten dort herauslassen können. Hier sind echte Alphatiere zu sehen, die auch ordentlich auf den Putz hauen können. Das würde auch sonst nicht passen, denn es steht unter anderem das Erlegen von Flusskrebsen und Lachsen im Mittelpunkt.

Die Produktionsfirmen haben den Start der Dreharbeiten in den September/Oktober 2022 gelegt, der Wintereinbruch sollte die Kandidaten zum Aufgeben zwingen. Das hat Wirkung, denn im Gegensatz zu anderen Formaten wie auch die Internet-Produktion «7 vs. Wild» ist Kälte ein harter Gegner. Die Teilnehmer müssen sich meist mit Temperaturen um den Gefrierpunkt herumschlagen.

«Outlast» beginnt relativ schnell: Vier Helikopter werfen die Materialen für die Camps ab, es müssen jeweils vier Teams gebildet werden. Es gibt bis zum Ende allerdings nur eine Regel: Wer ohne Team das Spiel bestreiten möchte, fliegt automatisch raus. Hier ergeben sich spannende Szenarien, wenn beispielsweise ein Zweierteam zerbricht und einer zu einer anderen Gruppe geht. Die Gruppen bekommen die Namen Alpha, Bravo, Charlie und Delta und jeweils zwei Gruppen teilen sich eine Flussseite. Die Macher setzen die entscheidenden Kandidaten bereits zu Beginn eindrucksvoll in Szene. Vor allem das Bravo-Team, das sich bereits nach wenigen Tagen von den zwei Mitspielern Corey und Tim verabschiedet, weil diese von Javier genervt sind, wird danach harmonisch. Von Javier und Brian sieht man dann tagelang nichts mehr.

Die ersten Episoden sind noch schnell geschnitten, immerhin müssen die Teilnehmer innerhalb von wenigen Stunden den ersten Unterschlupf bauen, der sie über die Nacht warmhält. Das hat mal besser, mal schlechter geklappt. Bereits zum Ende der ersten Episode zieht ein Teilnehmer den Stecker und fährt wieder nach Hause. In den darauffolgenden Tagen fallen noch ein paar andere Mitspieler um, aber die Produktion hat auch teilweise einfach das Problem, dass die Kameras an vielen Tagen einfach keine guten Aufnahmen einfangen. Wenn es beispielsweise an vier Tagen aufeinander regnet, dann werden auch die Teilnehmer nicht besonders aktiv sein.

Aus diesem Grund greifen des Öfteren die Produzenten in die Handlung ein. In Folge zwei müssen die Mitspieler ein Floß bauen, mit dem sie auf eine nahe gelegene Insel kommen. Dort sind insgesamt fünf Krebsfallen versteckt, doch das Unterfangen meistern nicht alle Gruppen. Auch hier arbeiten und handeln einige Teams zusammen, denn der Einsatz ist gefährlich: Wer ins Wasser stürzt, weiß, dass er oder sie wohl oder übel nach Hause fahren muss, da eine Unterkühlung sehr wahrscheinlich wäre. Sind die Krebse aber erstmal gefangen, ist zumindest der Hunger weg. Das wird noch einmal mehr durch einen Fischausflug unter Beweis gestellt, der die langweilige Szenerie rettet.



Die Verantwortlichen haben sicherlich mit Team Alpha gesprochen, das aus Justin, Lee, Amber und Jill besteht, wovon drei psychopathische Züge aufweisen. Das ist teilweise so schlimm, dass vier Personen freiwillig gehen, weil sie kein Bock mehr auf das asoziale Spiel haben. Hier werden Schlafsäcke geklaut, Boote versenkt oder Zelte zerstört. Man muss aber auch gar nicht als Zuschauer verwundert sein, denn die wenigen Informationen, die man über die Kandidaten erfährt, reichen aus, um das negative Bild zu vollvollständigen. Ohnehin sind ziemlich viele Mitspieler entweder arbeitslos oder abgerutscht.

Nach dem 35. Tag werden die Produzenten unruhig, weshalb erneut in das Spiel eingegriffen wird. Statt weiterhin in ihren Lagern ausharren bis weitere Kandidaten umfallen, sollen die Camps jetzt einen zirka 15 Kilometer langen Fußmarsch machen, um am Fuße des Berges ihren Gewinn abzuholen. Das einzige Manko: Nur die Gruppe gewinnt, die komplett mit allen Mitgliedern über die Ziellinie kommt. Doch die Karte, die Netflix zeigt, ist falsch und wurde für Produktionsgründe angepasst. Scheinbar ist der Dreh nicht so gelaufen, wie man sich das in Alaska ausgerechnet hatte.





Aber das sieht man nicht: Auch die Verteilung des Gewinns wird nicht thematisiert. Ohnehin muss man der Produktion zugute halten, dass die zahlreichen Kameraleute, Tontechniker und Sicherheitskräfte nicht zu sehen sind. Auffällig ist auch, dass der Genuss von Tabak überhaupt nicht vorkommt.

Es war ein spannender Wettbewerb, dem sich Jill & Co. stellten. Aber letztendlich bringt dieses Fernsehen nicht nur psychopathische Menschen hervor, sondern zeigt auch die ekelhafteste Seite des Menschen. Aus diesem Grund kann man «Outlast» gerne aus gesellschaftskritikscher Sicht schauen, für das reine TV-Vergnügen in Massenform ist das Projekt aber dann doch zu sehr eskaliert.

«Outlast» ist bei Netflix streambar.

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