„Ich habe noch nie in meinem Leben so hart gearbeitet“, ließ Sylvester Stallone vor dem Start der ersten Staffel seiner neuen Serie «Tulsa King» verlauten. Aufgrund des hohen Arbeitspensums dürfte der mittlerweile 76-Jährige daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die jüngst erfolgte Verlängerung seiner erfolgreichen Mafiaserie um eine weitere Staffel geschaut haben. Überraschen hätte ihn das Arbeitspensum einer seriellen Hauptrolle, die ihm auf den Leib geschneidert wurde, allerdings nicht dürfen. Denn als Protagonist, Mafioso Dwight Manfredi, der nach 25 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde und im trostlosen Oklahoma eine neue „Zweigstelle“ der Mafia-Operation aufbauen soll, gibt es nur wenige Szenen, in denen Stallone selbst nicht vor der Kamera stehen muss.
«Tulsa King» könnte daher auch „Die Stallone Show“ genannt werden, denn sein Auftreten, wie äußerst schnell deutlich wird, ist Dreh- und Angelpunkt der Serie. Für die Autoren, um Taylor Sheridan, der die Pilotfolge zur Serie, wie es heißt, in unter 24 Stunden geschrieben haben soll, scheint daher die Handlung auch stets zweitrangig gewesen zu sein. Nach 80er Jahre B-Movie-Manier passt diese auf einen Bierdeckel, ist wenig originell und zu nicht unbeträchtlichen Teilen auch nicht gerade stringent. In Tulsa angekommen vereint Stallones Dwight Manfredi schnell ein buntes Sammelsurium zwielichtiger Charaktere um sich und baut scheinbar mit einem Fingerschnipsen eine kriminelle Organisation auf.
Wie relativ schnell deutlich werden dürfte, ist «Tulsa King» keine Serie, die für ein von heutigem Peak-TV verwöhntem Publikum konzipiert wurde, sondern für eines, das schon in den 80er Jahren für alles mit Stallone auf dem Plakattitel, im Kinosessel Platz nahm. Die Serie erfindet zu keiner Zeit das Rad neu und verlässt sich ganz auf die Aussage, „wo Stallone draufsteht, ist auch Stallone drin“. Mit coolen Sprüchen und Macho-Attitüde begleitet der Zuschauer den alten Hasen, zwischen teilweise lustig-unterhaltsamen, aber auch immer wieder ernsten Szenen, die einen gewissen Brutalitätsgrad ebenfalls nicht vermissen lassen. Auf sich alleine gestellt funktionieren die beiden Eckpfeiler zwischen eingestreuter Comedy und hartem Old-School-Mafia-Actioner auch recht unterhaltend, nur als ernstzunehmendes Gesamtbild, kann der Kontrast zwischen Bedrohlichkeit und Lockerheit nicht durchgehend überzeugen. Denn teilweise wirkt die Serie gar selbstironisch, gerade auf Stallone bezogen, teilweise nimmt sie sich selbst hingegen wieder äußerst ernst.
Letztlich ist «Tulsa King» reines Unterhaltungsfernsehen für alteingesessene Stallone Fans, die über ein mittelmäßiges Skript hinwegsehen und sich ganz auf ihren Helden aus Kindheitstagen einlassen können. Denn der durchgehende Unterhaltungsgrad, ohne allzu hohe Ansprüche an die kognitiven Fähigkeiten seiner Zuschauer zu stellen, kann «Tulsa King» nicht abgesprochen werden.
«Tulsa King» ist ab dem 19. März in Deutschland bei Paramount+ abrufbar.
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