Serientäter

«The Night Agent»-Kritik: Leicht überdurchschnittlich reicht manchmal

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Mit «The Night Agent» geht bei Netflix zwar keine herausstechend erinnerungswürdiger, aber ein in weiten Teilen unterhaltsamer Spionagethriller auf Sendung.

«The Night Agent» verzichtet auf die klassische Exposition und wirft den Zuschauer direkt in die Handlung hinein, die mit der Vereitelung eines Bombenattentats durch den Protagonisten der Serie beginnt. Als „Dank“ für seinen heldenhaften Einsatz wird der Agent scheinbar degradiert und sitzt fortan Tag für Tag an einem Notfalltelefon, das vermeintlich nie klingelt, bis eines Abends eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung erscheint…

Mit «The Night Agent» bringt Netflix einen Old-School Spionage-Thriller auf Sendung, der etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint und stilistisch eher in die «24»-Ära der frühen 2000er passt. Die recht gradlinig verlaufende Geschichte, bei der nach und nach die Einzelteile der Verschwörung aufgedeckt und zusammengesetzt werden ist in großen Teilen stimmig und kommt ohne die heutzutage häufig unzähligen Twists aus, bei denen die Autoren nach einigen Folgen selbst nicht mehr wissen, wie sie sich in bestimmte Handlungsstränge hineinmanövriert haben und aus diesen einigermaßen logisch wieder herausfinden. Das Casting ist erfrischend, denn bis auf die in Nebenrollen besetzten Robert Patrick («Terminator 2») und «24»-Alumni D. B. Woodside, bestehen insbesondere die Hauptrollen Gabriel Basso als Peter Sutherland und Luciane Buchanan als Rose Larkin aus recht unverbrauchten Gesichtern. Schauspielerisch gehört zwar nichts in die Kategorie emmy-würdig, denn das Charisma oder den Wiedererkennungswert eines Kiefer Sutherland als Jack Bauer hat Gabriel Basso nicht gerade, doch passt dessen recht generisches Gesicht andererseits auch in die Rolle des x-beliebigen Durchschnittsagenten, der unbeabsichtigt in die Handlung hineingeworfen wird.

«The Night Agent» kommt zugute, dass es die Autoren schaffen, trotz der 10 Folgen, den Spannungsbogen stets aufrechtzuerhalten und diesen zum Ende hin immer weiter zu steigern. Trotz einiger pacing Schwächen in den Anfangsepisoden, die im späteren Verlauf wieder ausgeglichen werden, wirkt die Handlung stets strukturiert und zu Ende gedacht. Die Serie macht nie den Anschein, als wäre ein bestimmtes Ereignis geplant worden, ohne sich zu überlegen wie sich dieses in das große Ganze einfügt. Dies mag auch der überzeugenden Buchvorlage zu verdanken sein, doch war eine solche in der jüngsten Vergangenheit mitnichten eine Garantie für gelungenes Geschichtenerzählen.

Letztlich mag «The Night Agent» nicht gerade innovativ sein oder gar das Rad der Agententhriller neu erfinden, stattdessen wird sich ganz auf die Kernelemente einer solchen Produktion konzentriert, die einst Serien wie «24» zu Welterfolgen machten. Was der Serie an Ambitionen fehlt, macht sie mit einer Handlung, die ohne große Schwächen auskommt und den Spannungsbogen stets hochhält, wieder wett.

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