Hallo Frau Emrich. Der Fernsehfilm «Was wir verbergen» steht am 3. April auf dem Programmplan. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
Auf einen intensiven Film mit einer energetischen Kommissarin, bei der aber nicht nur der Fall im Mittelpunkt steht - sondern auch ein großes Geheimnis in ihrem Privatleben. Auf eine moderne Erzählweise und spannende Kamera von Morten Søborg, der schon viele Filme von Susanne Bier fotografiert hat, und natürlich einen fantastischen Cast, in dem man vielleicht auch ein paar neue Gesichter erkennen kann.
Fernsehzuschauer kennen die Figur der Katharina Tempel bereits aus «Helen Dorn». Haben Sie dort den Charakter auf seine Massentauglichkeit getestet?
Wir hatten schon länger eine Reihe mit Franziska Hartmann in der Hauptrolle in Planung. In der Zwischenzeit spielte sie dann bei «Helen Dorn» die Rolle Katharina Tempel, und wir haben so viel begeistertes Feedback für diese Figur bekommen, dass wir auf die Idee gekommen sind, Katharina Tempel eine eigene Reihe zu geben.
Ist es eigentlich ungewöhnlich, Figuren einen Spin-off zu geben?
Ja, ich glaube in Deutschland ist das tatsächlich sehr ungewöhnlich. In den USA wiederum gibt es natürlich zahlreiche tolle Beispiele, «Better call Saul» als Spin off von «Breaking Bad», oder «The Good Fight» nach «The Good Wife». So kann man lieb gewonnene Figuren weitererzählen, aber dennoch eine andere Tonalität nutzen und ganz andere Aspekte beleuchten.
Bereits am 2. Dezember 2022 lief der Film im Arte-Programm. Fördert dies die Reichweiten oder nimmt das Ihnen Zuschauer weg?
Bei den Ko-Produktionen mit Arte ist es immer der Fall, dass Arte das Erstausstrahlungsrecht bekommt. Wenn Arte sich beteiligen möchte, ist das für uns grundsätzlich ein Qualitätsmerkmal und beide Sender haben unterschiedliche Stammzuschauer:innen. Daher hatten wir bisher nicht das Gefühl, dass uns das zu viele Zuschauer:innen im ZDF gekostet hat, sondern wir eher über die Weiterempfehlung für die ZDF-Ausstrahlung profitieren konnten. «Was wir verbergen» lief auf ARTE außergewöhnlich gut und steht - mit einem Marktanteil von 7,18 % und 1.87 Millionen Zuschauerinnen plus Mediathek – aktuell in der Bestenliste auf Platz 2 dieses Sendeplatzes seit 2017. Da sind wir jetzt selbst auch sehr gespannt, was das für die Ausstrahlung im ZDF bedeuten wird.
Sie sind als Produzentin mit Jutta Lieck-Klenke für die Umsetzung verantwortlich. Warum wählten Sie Elke Rössler als Drehbuch-Autorin aus?
Jutta Lieck-Klenke und ich haben mit Elke Rössler z.B. bereits bei «Unter anderen Umständen» zusammengearbeitet und schon beim ersten Brainstorming habe ich gemerkt, was für ein „Match“ das ist. Wir telefonieren sehr oft und spielen Ideen hin und her. Das macht große Freude und als eine Reihe für Franziska Hartmann geplant wurde, fiel die Wahl sofort auf sie.
Der Fall «Was wir verbergen» spielt zum Teil auch an der Elbe. Nutzen Sie gerne das Stilmittel Wasser in Ihren Produktionen, wenn es möglich ist?
Hamburg bietet mit Elbe und Alster, der Hafengegend usw. unglaublich tolle Wassermotive, die teilweise noch nicht oder kaum gezeigt wurden. Mein Lieblingsmotiv bei «Was wir verbergen» ist der Anleger, an dem das Boot der Leitermanns gefunden wird. Da wurde erstaunlicherweise noch nie gedreht, und es ist unheimlich spektakulär dort mit Blick auf die Köhlbrandbrücke. Wir haben es immer unser „«James Bond»-Motiv“ genannt.
Sie sind vor allem als Produzentin von Krimi-Reihen verantwortlich. Wie kam es dazu?
Nach meinem Regie-Studium wollte ich nicht jahrelang vergeblich Exposés entwickeln, um dann eventuell irgendwann mein Debüt drehen zu dürfen. Dafür bin ich zu ungeduldig. Ich war damals 24 und den „Run“ auf junge Regisseurinnen gab es so noch nicht. Ich wollte direkt loslegen – und so habe ich bei Jutta Lieck-Klenkes Angebot, als Junior Producerin bei Network Movie einzusteigen, sofort zugeschlagen und es bis heute nicht bereut. Da das Produzieren bei Network Movie sehr inhaltlich fokussiert ist, habe ich für unsere Arbeit genau das Richtige studiert. Dass dabei Krimis unser Hauptgeschäft sind, kommt mir inhaltlich gelegen – zudem wir es teilweise auch nur als dramaturgisches Konstrukt nutzen, eine Geschichte spannend zu erzählen. Der Krimi ist dafür ideal - er macht am Anfang ein Geheimnis auf, was wir dann zu lösen versuchen. In dieser dramaturgischen Struktur kann man dann wiederum verschiedene Genres erzählen. Ein gutes aktuelles Beispiel hierfür ist «White Lotus»: eine Gesellschaftssatire, aber dramaturgisch nutzt die Serie Elemente der klassischen Krimidramaturgie.
Bei Kurzfilmen haben Sie schon zwei Mal das Drehbuch verfasst, würden Sie gerne einen eigenen 90-Minüter verfassen?
Bei meinen Kurzfilmen an der Filmhochschule habe ich in der Regel immer mit Autor:innen zusammengeschrieben. Bei Gelegenheit mal in einem Writers Room für serielle Formate wieder tiefer auch ins Schreiben einzusteigen, kann ich mir sehr gut vorstellen.
Es gibt zahlreiche Produzenten, die ihre Tätigkeit nutzen, um ins Ausland zu fahren. Sie sind vorwiegend in Deutschland unterwegs?
Aktuell drehen wir hauptsächlich in Deutschland, was auch damit zu tun hat, dass unser Hauptauftraggeber das ZDF die Auslandsaktivitäten vermehrt zurückgefahren hat, nicht erst seit Corona. Bisher habe ich es daher „nur“ nach Bad Gastein in Österreich geschafft – aber wer weiß, wo die Reise noch hingeht 😉(lacht).
Gibt es ein Projekt, das Sie gerne umsetzen würden, das aber vielleicht nicht allen gefallen könnte?
Ja, da gibt es immer wieder einige. Aktuell habe ich mit einer wunderbaren Autorin eine Serie über eine Geisterschule in Entwicklung, die sich tatsächlich eher an eine spitze Zielgruppe richtet, zwar lustig ist, aber im intellektuellen Überbau sehr tiefgreifende Fragen über den Sinn unserer Existenz stellt. Da sind wir noch auf der Suche nach den richtigen Partner:innen für dieses besondere Projekt.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
« Was wir verbergen» läuft am Montag, den 3. April, um 20.15 Uhr im ZDF.
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