
«Beef» erzählt dabei die Geschichte von Danny Cho (Steven Yeun) und Amy Lau (Ali Wong), zweier asiatisch stämmiger Amerikaner, deren Lebenssituation und Probleme kaum unterschiedlicher sein könnten. Während Cho einen hartarbeitenden Handwerker spielt, der irgendwie versucht über die Runden zu kommen und ein Haus für seine Eltern zu finanzieren, versucht sich Lau, die in eine reiche Kunstfamilie geheiratet hat, einen eigenen Namen zu machen. Auf den ersten Blick erscheint es daher durchaus plausibel, dass es sich bei Beef um einen Klassenkrieg, der Kategorie Arm vs. Reich handeln könnte.
Doch weder die Herkunft noch der soziale Status der beiden Protagonisten spielen in «Beef» eine wirkliche Rolle. Stattdessen liegt der Fokus ganz auf dem Überschreiten der eigenen Belastungsgrenze und den Auswirkungen, die das Freilassen viel zu lange unterdrückter Emotionen haben kann. Im hier vorliegenden Fall beginnt alles mit einem Hupkonzert und einer darauffolgenden Verkehrsaggression, die allerdings nicht als Höhepunkt, sondern als Beginn weiterer Aggressionen fungiert. Es entsteht eine Fokussierung auf ein Feindbild, das nun von den eigenen unterdrückten Problemen ablenken soll.
Das Unterdrücken der eigenen Emotionen ist dabei insbesondere in Amerika zum Usus im Bereich der sozialen Interaktion geworden. Wer einmal einen amerikanischen Supermarkt besucht hat, wird dort häufig von übermäßig freundlichen Kassieren begrüßt, die sich nicht nur nach dem persönlichen Wohlbefinden erkundigen, sondern sich auch durch ständiges gekünsteltes Lächeln auszeichnen. Auch in E-Mail Konversationen ist diese geradezu übertriebene Freundlichkeit, die nichts mit dem eigenen Empfinden zu tun hat, gängige Praxis. Das Erreichen eines „Breaking-points“, bei dem die eigene Maske fallen und der Wut freien Lauf gelassen wird, dürfte daher gerade für amerikanische Zuschauer gut nachvollziehbar sein.


Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel