Interview

Daniel Popat: ‚Des woar a Mordsgaudi!‘

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Regisseur und Schauspieler Popat verlässt das Set von «Dahoam is Dahoam». Der 33-Jährige will sich aufs Filmemachen konzentrieren.

Sie verlassen «Dahoam is Dahoam» für Ihre Karriere als Regisseur?
Ja. Im Juli dieses Jahres mache ich meinen Abschluss an der Filmakademie Baden-Württemberg und möchte fortan mehr als Regisseur arbeiten. Eine Hauptrolle bei «Dahoam is Dahoam» bedeutet Exklusivität. Da kriegt man keine Regie Karriere gestartet. Leider, weil ich ungeheuren Spaß hatte den unbedarften Pfarrer Burman zu spielen.

Sie waren knapp zwei Jahre an Bord der Vorabendserie des Bayerischen Rundfunks. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?
Ich sage Danke. Des woar a Mordsgaudi!

Erst vor kurzem sprachen wir über Ihre Fernsehserie «All In». Wissen Sie schon, wie viele Abrufe Ihr Format hatte und ob die ARD mit der Leistung zufrieden war?
Genaue Zahlen kenne ich keine, aber von den sechs Short-Dramedy-Serien erhielt «All In» eine fulminante Presse. Die Zeitungen stimmten ein Loblied nach dem anderen an, das war stark und hat uns alle sehr gefreut.

Am 23. März 2022 veröffentlichte die ARD in ihrer Mediathek fünf weitere Serien wie «Saubere Sache» (Comedy in einem Waschsalon) oder «Die Pflegionärin». Haben Sie andere Serien ebenfalls angeschaut?
Ich habe mir die anderen fünf Serien angesehen. Gut gefallen hat mir «Muspilli». Schwarzhumorig und unerwartete amüsante Wendungen.

Während «Dahoam is Dahoam» haben Sie das Drama «Stumm vor Schreck» gedreht. Was passiert darin?
Johanna und Thomas fahren aufs Land. Viel zu erzählen haben sie sich nicht. Doch als ein Unbekannter auftaucht, bricht ihr Schweigen. Plötzlich geht es um Alles. «Stumm vor Schreck» erzählt im Rahmen eines Kammerspiels von einer zerrüttenden Ehe, von Enttäuschungen und Intrigen. Es geht um die grundlegende Frage, ob und wie wir es schaffen zum Liebesglück vergangener Tage zurückzufinden.

Eine der Hauptrollen spielt Annette Frier, die man noch aus Serien wie «Danni Lowinski» und «Die Wochenshow» kennt. Haben Sie sich sozusagen Ihren Kindheitstraum erfüllt?
Annette Frier ist ein deutscher Star, keine Frage. Aber erst in der Sommerkomödie «Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille» als ich sie und Peter Trabner dort in den Hauptrollen sah, reifte der Wunsch eines Tages mit den beiden zu drehen. Dieses „eines Tages“ kam Pandemie bedingt früher als erwartet. Da die Filmakademie dicht machen musste, konnte ich meinen Drittjahresfilm nicht realisieren. Kurzum drehte ich mit eigenen Mitteln was anderes. War noch die Frage zu klären: kann dieses wunderbare komödiantische Schauspieler-Duo auch dramatisch, ernste Stoffe? «Stumm vor Schreck» liefert die Antwort.

Wie haben Sie Frier und Peter Trabner überzeugen können, dass diese bei Ihnen mitwirken?
Peter Trabner hab ich 2008 im Hebbel am Ufer bei einer gemeinsamen Theaterproduktion in Berlin kennengelernt. Ich war grad 18, Jungschauspieler und er ein cooler gestandener Schauspieler. Neun Jahre später, als ich 2017 das Filmregie Studium in Ludwigsburg aufnahm, traten wir wieder in Kontakt. Als dann 2020 die spontane Filmidee zu «Stumm vor Schreck» vorlag, war Peter in meinem Kopf bereits besetzt und weil ich zuvor den besagten Film gesehen hatte, wusste ich, Peter kennt Annette Frier. Naiv fragte ich ihn, ob er Annette anstupsen könne, vielleicht hätte sie mal Lust auf ein No-Budget Experiment. Zusätzlich legte ein Dozent der Filmakademie ein gutes Wort für mich bei Annette ein, da die beiden sich ebenfalls gut kennen. Schwupp erhalte ich am nächsten Tag eine SMS von einer unbekannten Nummer: „Lieber Daniel, ich find die Idee saugeil, Bock hab ich auch. Ab jetzt habe ich nur noch viele Fragen . (…) Morgen 12 Uhr telefonieren? Liebe Grüße, Annette“ Die SMS hab ich noch!

Wie schon bei «All In» ist «Stumm vor Schreck» als improvisierter Spielfilm umgesetzt worden. Warum nutzen Sie gerade diese Form des Schreibens?
Ich bin kein disziplinierter Schreiberling. Mir fehlt es an Sitzfleisch. Hinzu kommt, dass ich als Schauspieler aus dem Improvisationstheater komme. Diese intuitive Art des Arbeitens habe ich dann relativ früh auch als Regisseur in meine ersten Kurzfilme übertragen. Das heißt allerdings nicht, dass ich klassisch geschriebene Drehbücher meide. Man müsste mir mal was in die Hände legen…

Die Dreharbeiten dauerten nur vier Tage. Wie ist das möglich? Hat alles wunderbar gepasst?
Am 1.Tag drehte ich den ersten Akt, am 2. und 3.Tag den zweiten und am 4.Tag den dritten Akt. Die Verabredung war ein vielleicht längerer Kurzfilm, am Ende entstand an vier Drehtagen mein erster Spielfilm.

Gibt es weitere Themen, die die Produzenten in Zukunft anpacken sollen? Welche Themen würden Sie gerne einmal in einem Film oder in einer Serie umsetzen?
Hm, ich weiß nicht wer „die“ Produzenten sind. Ich habe meine eigenen Stoffe an denen ich arbeite und die ich alsbald mit interessierten Partnern/ Sendern umsetzen möchte. Zum Beispiel soll «All In» mit weiteren Staffeln weitergehen, auch längere Folgen sind denkbar. Ferner ist Altersarmut in Deutschland ein relevantes Thema, dass mir sehr am Herzen liegt und zu dem ich länger schon einen Film plane.

«Stumm vor Schreck» feierte seine Premiere bei den Hofer Filmtagen 2022, wartet aber noch auf eine Kino-Auswertung.

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